Sonntag, 24.November 2024 | 11:36

Frankfurt top, BVB bieder: Spektakulärer VfB Stuttgart lässt sich spät überrumpeln

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Unter dem neuen Trainer Sahin erleidet Borussia Dortmund im zweiten Liga-Spiel mit zehn Mann einen Rückschlag. Bei Werder langt es nur zu einem Punkt. Frankfurt zaubert, Bochum nicht, Kiel wartet weiter auf den ersten Bundesliga-Punkt und der Vizemeister lässt sich von Mainz spät einen Punkt abluchsen.

SV Werder Bremen – Borussia Dortmund 0:0 (0:0)

Erster Rückschlag für den neuen Coach: Borussia Dortmund hat im zweiten Bundesliga-Spiel unter Trainer Nuri Sahin den zweiten Sieg verpasst. Gegen Sahins Ex-Klub Werder Bremen kam der biedere BVB am Samstag nicht über ein 0:0 hinaus und war damit noch gut bedient. An einem emotionalen Nachmittag im Gedenken an die Werder-Legende Willi Lemke standen vor 42.100 Zuschauerinnen und Zuschauern im ausverkauften Weserstadion die Defensivreihen im Mittelpunkt. Für Sahin, der früh in der Saison einen Dämpfer kassierte, bleibt nach einer blassen Offensivleistung noch jede Menge Arbeit. Nationalspieler Nico Schlotterbeck sah zudem in der 73. Minute die Gelb-Rote Karte.

Begonnen hatte der sonnige Fußballnachmittag mit großen Emotionen. Gut eine Woche nach der offiziellen Trauerfeier nahmen die Fans abermals Abschied von der Vereins-Ikone Lemke. Der langjährige Manager des Klubs war vor knapp drei Wochen im Alter von 77 Jahren verstorben – nun wurde er mit einer spektakulären Choreografie geehrt.

Mit Sondertrikots und der Aufschrift „DANKE WILLI“ startete Werder anschließend griffig in der Partie. Justin Njinmah und Jens Stage scheiterten bei ihrer frühen Doppelchance aber an BVB-Torhüter Gregor Kobel bzw. der eigenen Ungenauigkeit (11.). Danach verflachte die Partie – die wenigen Angriffe, die die behäbigen Dortmunder in der Anfangsphase inszenierten, versandeten allesamt.

BVB-Trainer Sahin, der gegen Ende seiner erfolgreichen Spielerkarriere zwischen 2018 und 2020 für das Heimteam gespielt und sich auf das Wiedersehen mit dem Ex-Klub gefreut hatte, sah bis zur Pause wenig Angriffsfußball. Verteidiger Waldemar Anton entdeckte in der 33. Minute seinen inneren Offensivkünstler, schoss nach toller Ballmitnahme aus etwa 16 Metern aber links vorbei – Werder-Angreifer Ducksch scheiterte aus aussichtsreicher Position an Kobel (43.).

Bremen blieb auch nach der Pause die bessere Mannschaft, ohne gegen einen wackligen BVB aber ganz große Chancen zu kreieren. Eine Woche nach dem holprigen, aber letztlich erfolgreichen Auftakt seines Teams gegen Eintracht Frankfurt (2:0) reagierte Sahin und brachte ein wenig Schwung von der Bank. Der eingewechselte Karim Adeyemi prüfte Michael Zetterer im Werder-Tor (59.), dann kam Schlotterbeck gegen Njinmah zu spät und sah die zweite Gelbe Karte.

VfB Stuttgart – 1. FSV Mainz 05 3:3 (2:1)

Mainz 05 hat dem VfB Stuttgart in einem wilden Spiel einen erfolgreichen Heimspielauftakt verdorben. Maxim Leitsch traf in der vierten Minute der Nachspielzeit zum 3:3 (2:1), nachdem kurz zuvor Fabien Rieder den vermeintlichen Siegtreffer für die Schwaben erzielt hatte. Stuttgart hatte nach 15 Minuten schon 2:0 in Führung gelegen.

In der ersten Viertelstunde hatte Mainz völlig neben sich gestanden. Mit den Gegentreffern durch Enzo Millot (8.) und Jamie Leweling (15.) waren die Gäste noch gut bedient. Ehe Nadiem Amiri per Foulelfmeter (43.) verkürzen konnte, hätte Stuttgart deutlicher führen können – kassierte aber durch Jonathan Burkardt noch den Ausgleich (62.). Der Sturm und Drang des VfB ließ dennoch nicht nach: Rieder schoss einen Freistoß an den Pfosten, der Ball prallte von dort an den Rücken von Keeper Robin Zentner und von dort ins Mainzer Tor.

Nach einer Schweigeminute für den verstorbenen Christoph Daum, der die Stuttgarter 1992 unerwartet zur Meisterschaft geführt hatte, spielte zunächst nur der VfB. Nach zwei sehr guten Chancen für Deniz Undav traf Millot im Nachsetzen. Zentner hatte zuvor den strammen Schuss von Chris Führich nicht entscheidend parieren können.

Die Gäste wirkten in der Anfangsphase in der Abwehr konfus. Sobald der stürmische VfB das Spiel schnell machte, stimmte die Zuordnung im Defensiv-Verbund nicht mehr, vielmehr taten sich riesige Lücken auf. Leweling nutzte die mangelnde Abstimmung und einen Fehler von Andreas Hanche-Olsen mit einem wuchtigen Schuss zum zweiten Treffer. Den Mainzern kam eine Verletzungspause nach 21 Minuten gerade recht: Während Stuttgarts Pascal Stenzel behandelt wurde, rief Henriksen seine Spieler zusammen und stellte schnell eine Taktiktafel auf. Die Instruktionen halfen, Mainz wirkte nun geordneter, kam auch offensiv zu einigen Aktionen.

Zum Anschlusstreffer per Foulelfmeter benötigten die Mainzer noch fremde Hilfe: Millot hatte Burkardt im Strafraum eher unabsichtlich zu Fall gebracht. Stuttgart wirkte kaum beeindruckt, drängte nach der Pause auf einen weiteren Treffer, sah sich allerdings auch zunehmend dem Bemühen der Mainzer um den Ausgleich ausgesetzt.

Und so kam es, wie es kommen musste aus Sicht des VfB: Vorne wollte der Ball trotz viel Sturm und Drang nicht ins Tor, hinten landete er dann nach einem Kopfball des starken Burkardt im eigenen Netz. Ein weiterer Treffer des Angreifers (70.) wurde nach VAR-Überprüfung wegen Abseits zurückgenommen. Dann begann die wilde Schlussphase.

Eintracht Frankfurt – TSG Hoffenheim 3:1 (2:0)

Erfrischender Vollgas-Fußball statt Fehlstart: Eintracht Frankfurt hat nach der 0:2-Auftaktniederlage bei Borussia Dortmund ein erstes Erfolgserlebnis in der noch jungen Saison gefeiert. Die SGE besiegte die TSG Hoffenheim verdient mit 3:1 (2:0) und krönte damit ein Wochenende, zu dessen Beginn am Freitag Omar Marmoush sich zum Klub bekannt hatte und obendrein Mahmoud Dahoud verpflichtet wurde.

Hugo Ekitiké (24. Minute), Hugo Larsson (33.) und Marmoush (56.) stellten im Duell der beiden deutschen Europa-League-Teilnehmer die Weichen auf Sieg. Für Hoffenheim traf lediglich Andrej Kramaric (54.). Frankfurt bleibt für die TSG somit ein schweres Pflaster: Seit nunmehr neun Bundesligapartien in Folge ist Hoffenheim dort ohne Sieg. Für das Team von Coach Pellegrino Matarazzo war die Niederlage am zweiten Spieltag nach dem dem 3:2-Auftaktsieg gegen Holstein Kiel der erste Dämpfer der neuen Spielzeit. Daran konnte auch Kramaric, der nun bereits bei vier Saisontoren steht, nichts ändern.

„Die Vorfreude ist riesengroß“, hatte Eintracht-Trainer Dino Toppmöller seine Gefühlslage einen Tag vor dem ersten Heimspiel der Saison beschrieben. „58.000 da, für uns heißt das: von Anfang an Vollgas!“ Er wurde beim Wort genommen – von den Spielern wie auch den enorm stimmungsvollen Fans.

Erste Torannäherungen verzeichnete Frankfurt in Person von Omar Marmoush (7.) und des wuseligen Ekitiké (14.). Passive Hoffenheimer standen zunächst weitestgehend stabil, wurden dann aber ausgekontert: Marmoush setzte bei einem Gegenstoß Ekitiké in Szene, der schüttelte Gegenspieler Anton Stach ab, umkurvte TSG-Keeper Oliver Baumann und schob zur Führung ein. Bei strahlendem Sonnenschein und 29 Grad bebte die Frankfurter Arena nur zwei Minuten später erneut, doch der Distanzschuss von Marmoush verfehlte sein Ziel hauchdünn. Kurz darauf war der Torschrei berechtigt: Der freistehende Larsson erhöhte nach schönem Zuspiel von Ekitiké.

In Hochgeschwindigkeit fielen die Frankfurter auch in Hälfte zwei in des Gegners Hälfte ein. Der Hoffenheimer Anschluss durch Andrej Kramaric, der ins leere Tor einschob, kam aus dem Nichts. Doch Marmoush hatte nur zwei Minuten später die passende Antwort parat. Auch danach blieb die Eintracht das tonangebende Team.

VfL Bochum – Borussia Mönchengladbach 0:2 (0:0)

Borussia Mönchengladbach hat erstmals seit Anfang April wieder einen Sieg gefeiert. Beim VfL Bochum nutzte das Team von Gerardo Seoane seine spielerische Überlegenheit und gewann 2:0 (0:0). Für Bochums Peter Trainer Zeidler war es bei seiner Heimpremiere die dritte Niederlage im dritten Pflichtspiel. Anders als der bitteren Pleite in Leverkusen (2:3) vor einer Woche belohnten sich die Gladbacher diesmal: Tim Kleindienst (67.) traf per Kopf und beendete die Durststrecke von saisonübergreifend sieben Bundesligapartien ohne Sieg. Franck Honorat (78.) erhöhte. Die Bochumer hingegen warten weiter auf den ersten Torerfolg der Saison.

Vor der Partie hatte Zeidler angekündigt, dass die Bochumer sich von der Heim-Atmosphäre „inspirieren“ und „beflügeln“ lassen wollten. Noch beim Anpfiff klang Herbert Grönemeyers „Bochum“ aus – und der Gastgeber übernahm von den Fans angestachelt die Spielkontrolle. Mit der Zweikampfhärte hatten die Borussen Probleme, Philipp Hofmann fehlten bei einem Flachschuss (16.) nur Zentimeter. Die Gladbacher aber spielten mit zunehmender Dauer ihre spielerische Klasse, besonders in Person von Rückkehrer Kevin Stöger, aus: Seinen ersten Abschluss klärte Bochums Neuzugang Ibrahima Sissoko, der den Bochumer Relegations-Helden ansonsten kaum aus den Augen verlor, auf der Linie (25.).

Im defensiven Mittelfeld an der Seite von Julian Weigl setzte Seoane auf Neuzugang Philipp Sander, der sein Startelfdebüt in der Bundesliga feierte. Er überzeugte mit Robustheit und Passsicherheit – und könnte den für kolportierte 20 Millionen Euro Ablöse zur AS Rom abgewanderten Manu Kone ersetzen. Auf den Trainerbänken bot sich lange ein gegensätzliches Bild: Nahezu bei jedem ruhigen Ball dirigierte und korrigierte Seone seine Spieler. Zeidler hingegen hatte die Hände zumeist in den Hosentaschen und verfolgte das Spiel gelassen. In der Halbzeit wechselte er Aliou Balde ein, der gleich mit einem Distanzschuss nach einem Sololauf (46.) auf sich aufmerksam machte.

Besser machte es Honorat, dessen Tor aber nach langer VAR-Prüfung wegen einer Abseitsstellung von Tim Kleindienst aberkannt wurde (52.). Dann traf der Franzose den Pfosten – und Sanders Nachschuss verfehlte sein Ziel nur knapp (55.). Die zielstrebigen Fohlen stürmten weiter – Honorats platzierte Flanke vollendete Kleindienst freistehend. Dann legte der Neuzugang aus Heidenheim seinem Vorlagengeber das zweite Tor auf.

Holstein Kiel – VfL Wolfsburg 0:2 (0:2)

Historischer Tag im hohen Norden – aber die nächste Pleite: Holstein Kiel hat auch sein erstes Heimspiel in der Fußball-Bundesliga verloren. Der glücklose Aufsteiger musste sich am Samstag dem VfL Wolfsburg mit 0:2 geschlagen geben, Maximilian Arnold (27.) und Sebastiaan Bornauw (30.) waren mit ihrem Doppelschlag die Partycrasher an der Waterkant.

Die Kieler versuchten an ihrem Festtag alles, sie spielten mit viel Herz und Willen – doch das reichte gegen abgezockte Wölfe einfach nicht. Und so hat die Mannschaft von Trainer Marcel Rapp, der auch noch die Rote Karte sah (90.+6), nach zwei Spielen in Deutschlands Eliteliga null Punkte auf dem Konto. Auf der anderen Seite konnte sich Ralph Hasenhüttl nach dem 2:3 zum Auftakt gegen den FC Bayern über den ersten Sieg freuen, muss sich aber um Lovro Majer sorgen: Der Kroate wurde nach einem harten Zweikampf kurz vor der Pause verletzt ausgewechselt.

Das kleine Kiel hatte 62 Jahre auf diesen großen Tag warten müssen, 15.034 Zuschauer im charmanten Holstein-Stadion sahen das erste Bundesliga-Spiel überhaupt in Schleswig-Holstein. Der Klub hatte sich drei Monate lang auf diesen Moment vorbereitet, vor allem das Stadion musste renoviert und in bundesligataugliche Technik investiert werden. Den Fans war der Stolz, endlich ein echter Bundesliga-Klub zu sein, deutlich anzumerken – es herrschte Volksfest-Atmosphäre.

„Das geht über Eure Vorstellungskraft – Schleswig-Holstein hat ’ne Bundesliga-Mannschaft“, stand auf einem riesigen Fan-Plakat geschrieben. Und angetrieben vom eigenen Anhang startete Kiel bei bestem Wetter dann auch durchaus forsch in die Partie. Aus dem Mittelfeld versuchten Kapitän Lewis Holtby und Timo Becker immer wieder die Spitzen Shuto Machino und Benedikt Pichler in Szene zu setzen. Doch echte Torchancen blieben lange aus, weil den Aktionen oft die nötige Präzision fehlte. Becker vergab zudem aus aussichtsreicher Position (42.).

Ganz anders Wolfsburg: Arnold mit seinem noch abgefälschten Freistoß aus rund 28 Metern und Bornauw per Kopf nutzten die ersten Gelegenheiten des Werksklubs gleich eiskalt aus. Die Führung spielte Wolfsburg natürlich in die Karten, die Gäste kontrollierten in der Folge die Partie. Doch Kiel gab sich in diesem besonderen Spiel natürlich nie auf, Pichler (60.) und Machino (73.) vergaben aber gute Chancen. Die Fans feierten ihre Mannschaft dennoch bis zum Schluss.

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