Sonntag, 24.November 2024 | 14:34

Farce-Aussage vom Schiri-Chef: VAR-Wahnsinn wird in dieser Saison komplett eskalieren

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„Da ist gar nichts zu hundertprozentiger Zufriedenheit gelaufen“, sagte der sogenannte „Schiedsrichter-Chef“ Knut Kircher am Sonntag im Sport1-„Doppelpass“ und fand damit noch äußerst milde Worte für eine anbahnende Katastrophe, die – wenn nicht noch etwas Entscheidendes verändert werden sollte – in dieser Spielzeit endgültig eskalieren wird. Das Schlimme: Knut Kircher & Co. sind sich dieser Gefahr vollends bewusst. Denn wie sagte er ebenfalls am Sonntag zu einem der vielen aktuellen Kritikpunkte: „Die Kriterien für ein Handspiel, die uns derzeit an die Hand gegeben werden, sind leider nicht so klar. So schwarz und weiß ist das nicht.“ Mehr Eingeständnis einer kompletten Fehlentwicklung ist fast nicht mehr möglich.

Und was das konkret bedeutet, konnten die aufmerksamen Fußballfans am Wochenende wieder einmal in den Stadien und an den TV-Geräten beobachten. Denn während in Ulm das Spiel gegen die Fortuna aus Düsseldorf kippte, weil Chessas Handspiel in der 80. Minute als strafstoßwürdig gewertet wurde, gab Sascha Stegemann in Augsburg nach einem missglückten Klärungsversuch des Bremers Jung, bei dem die Hand ebenfalls deutlich im Spiel war, den möglichen Elfmeter nicht. Zwei Szenen mit vergleichbaren Vergehen – und zweimal wurde die Handregel komplett konträr unter Einbeziehung des VAR ausgelegt. Ein absolutes Unding! Und da muss man noch nicht einmal über das Handspiel des Wolfsburgers Kaminski in der 31. Minute der Partie der Bayern beim VfL Wolfsburg reden.

Es ist vollkommen klar, dass diese Ereignisse in der Summe und bei einem Fortschreiten der Saison sehenden Auges zwangsläufig zu einer Eskalation führen werden. Warum der DFB und allgemein die Schiedsrichterzunft nicht wenigstens bei der Handregel eine deutlichere Auslegung einfordern, bleibt angesichts der anderen Probleme, die der VAR am ersten Bundesliga-Wochenende wieder einmal unbarmherzig offenbarte, völlig unverständlich. Es mutet wie eine Farce an, wenn Knut Kircher offenherzig – als „Geschäftsführer Sport und Kommunikation der DFB Schiri GmbH“ – eingesteht: „Da wird es im Laufe der Saison Ausreißer nach links und rechts geben. Die müssen wir einfangen.“ Doch eine Antwort auf die Frage, wie dieses „Einfangen“ vonstatten gehen soll, blieb er, wie soll es auch anders sein, natürlich wieder einmal schuldig.

„Wir müssen aufpassen“, schrieb am Morgen nach dem Eröffnungsspiel der Fußball-Bundesliga am Freitag zwischen Borussia Mönchengladbach und Bayer Leverkusen völlig zurecht der Autor und Moderator Tommi Schmitt. Denn die Rolle des VAR an diesem Abend überstieg bei weitem das Maß, das dem Kontrollorgan einst zugestanden wurde, als man noch hoffte, den Fußball durch die Einführung einer Videotechnik im Kern gerechter machen zu können. Denn die Aufgabe war einmal klar umrissen, wie Schmitt richtig anmerkte: „Der VAR wurde erfunden für die ganz klaren Fehlentscheidungen: Anrotzen Rijkard, klare Abseitstore, Lampard WM 2010 gegen Deutschland, Wembley-Tor 1966 usw. Geworden ist daraus ein bürokratisches Instrument, das jegliche Emotion im Keim erstickt und den wirklichen Schiedsrichter zu einem Clown ohne Macht degradiert.“

Das Spiel am Freitagabend zwischen Gladbach und Leverkusen war sinnbildlich für alles, was den VAR mittlerweile so unbeliebt in der Fanszene und unter immer größeren Teilen der Fußballoffiziellen macht. Deshalb war es geradezu tragisch, dass ausgerechnet bei der Eröffnungspartie der Bundesligasaison allen Betrachtern wieder einmal drastisch vor Augen geführt wurde, welches Dilemma die aktuelle Auslegung des VAR im deutschen Profifußball offenbart. Nicht nur, dass die Auswertung und Analyse im Vergleich zur Europameisterschaft (da war eine Person mehr im VAR-Stab) wieder einmal deutlich zu lange dauerte, auch die angeblich strittigen Situationen, bei denen der Videoschiedsrichter sich einschaltete, waren selbst ebenfalls alles andere als eindeutig.

Und dabei hob Knut Kircher am Sonntag im „Doppelpass“ selbst noch einmal hervor: „Wir wollen den VAR nur bei Schwarz-Weiß-Entscheidungen.“ Davon, das ist allen Fußballfans in Deutschland allerdings spätestens nach diesem Wochenende endgültig klar, sind wir momentan (noch) meilenweit entfernt. Und so ist es gekommen, wie man es schon vor Beginn der Spielzeit hätte erahnen können: Die erste Stufe der Eskalation ist bereits gezündet. Wenn die Bundesliga nun nicht endlich schnell und entschieden gegen diese Fehlentwicklungen vorgeht, ist das Ende vorhersehbar. Leider.

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