Donnerstag, 19.September 2024 | 18:06

Nach Mähdrescherunfall in Hohen Luckow – Kollege vor Gericht

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Ein Jahr nach dem dramatischen Mähdrescherunfall in Hohen Luckow (Landkreis Rostock) muss sich im September ein 26-Jähriger wegen fahrlässiger Körperverletzung am Amtsgericht Rostock verantworten. Der Prozess beginnt am 25. September, sagte eine Gerichtssprecherin der Deutschen Presse-Agentur. Bei dem Angeklagten handelt es sich demnach um einen Kollegen des damals 25 Jahre alten Landwirts, der bei dem Unfall beide Beine verloren hatte.

Die Staatsanwaltschaft hatte Anfang Juli Anklage beim Amtsgericht Rostock eingereicht. Bei dem Unfall am 19. August 2023 waren nach Polizeiangaben drei Menschen dabei: neben dem Landwirt ein damals 25 Jahre alter Mitarbeiter des Agrarbetriebs sowie eine damals 24 Jahre alte Erntehelferin.

Sie wollten früheren Angaben zufolge bei Erntearbeiten die Bunkeranlage des Mähdreschers leeren. Dabei hätten sie eine technische Störung festgestellt. Der Landwirt habe diese mit einer Schaufel beseitigen wollen und sei dabei mit beiden Beinen in den Trichter des Kornspeichers gerutscht. Die Ermittler vermuteten, dass der Sicherheitsmechanismus des Mähdreschers umgangen worden sein könnte – denn wenn sich niemand auf dem Fahrersitz befindet, schaltet sich die Maschine eigentlich aus.

Auch Kräfte der Freiwilligen Feuerwehr aus Groß Bölkow (Landkreis Rostock) halfen vor einem Jahr. Zu Beginn des Jahres gab es eine Weiterbildung für Feuerwehren, um auf solche Einsätze in Zukunft noch besser vorbereitet zu sein. “Dort konnten wir allen zeigen, wie wir die Rettungsöffnung geschnitten haben, also eine Öffnung an der Seite des Mähdreschers. So kamen die Ärzte seitlich an den Patienten heran und konnten besser operieren”, sagte Sebastian Theis, Gruppenführer der Feuerwehr Groß Bölkow, dem NDR.

Nach dem Unfallszenario von Hohen Luckow wurde auch das Verfahren für die Bereitstellung von Blutkonserven angepasst, wie der NDR berichtet. Es sei eigentlich ein kompliziertes Verfahren, bis die Rostocker Universitätsmedizin Blutkonserven herausgeben darf, sagte Prof. Dr. Clemens Schafmayer. Er hatte die Operation vor einem Jahr auf dem Feld an der Rettungsöffnung des Mähdreschers durchgeführt. “Dieses Verfahren mussten wir dringend vereinfachen. Notärzte können jetzt jederzeit viel einfacher Blutkonserven anfordern. Das spart im Notfall Zeit.”

In einem spektakulären Rettungseinsatz wurde dem Landwirt geholfen. Der Akut-Einsatz bei rund 30 Grad dauerte laut Universitätsmedizin Rostock etwa drei Stunden in mehreren Metern Höhe auf der Landmaschine. Zum Teil musste das Team ohne Sicht auf die Gliedmaßen und mithilfe von Taschenlampen operieren. Ärzte und Blutkonserven wurden damals per Hubschrauber eingeflogen. Beide Beine des Mannes mussten an den Oberschenkeln amputiert werden.

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