Im Achtelfinale gewinnt Portugal noch nach Elfmeterschießen, im Viertelfinale aber sind Cristiano Ronaldo & Co. die tragischen Verlierer vom Punkt. Nach torlosen und wenig inspirierenden 120 Minuten zieht Frankreich im Nervenduell ins Halbfinale ein.
Frankreichs Stars haben Cristiano Ronaldo in den EM-Ruhestand geschickt und nehmen Kurs auf ihren dritten Europameistertitel. Der Vize-Weltmeister besiegte Portugal im Viertelfinal-Fight von Hamburg mit 5:3 im Elfmeterschießen – der lädierte Superstar Kylian Mbappé war da schon nicht mehr dabei. In der Halbzeit der Verlängerung hatte er den Platz bereits verlassen, mit einem Eisbeutel auf der vor knapp drei Wochen gebrochenen Nase.
Nach 120 Minuten hatte es 0:0 gestanden, Theo Hernandez entschied das Spiel schließlich vom Punkt für die abgezockten, aber glanzlosen Franzosen. Mbappé jubelte, es war dennoch ein ganz besonderer Sieg: Ausgerechnet im Duell der Generationen gegen sein 14 Jahre älteres Kindheits-Idol Ronaldo erreichte der 2018er-Weltmeister sein erstes EM-Halbfinale. Nach dem Achtelfinal-Aus 2021 soll jetzt unbedingt der Titel her. „Ich bin total glücklich. Es war nicht einfach. Wir haben gegen ein tolles Team gespielt. Beim Elfmeterschießen haben wir nicht gezittert“, sagte Frankreichs Torwart Mike Maignan.
Portugal und vor allem Ronaldo, der seinen Elfmeter sicher verwandelte, erlebten in der Neuauflage des Endspiels von 2016 (damals 1:0) dagegen die ultimative EM-Enttäuschung. Zu gerne hätte sich der Rekordspieler nach dem Achtelfinal-Aus 2021 mit dem Pokal von der großen Bühne verabschiedet, doch der 30. EM-Einsatz in 20 Jahren wurde zu seinem letzten. Endstation Viertelfinale – bei seiner sechsten EM-Teilnahme (14 Tore) blieb der 39 Jahre alte Ronaldo erstmals ohne Treffer.
Die Augen der 49.000 Zuschauer im Volkspark waren vor allem auf Ronaldo und Mbappé gerichtet. Frankreich sei „einer der Favoriten auf den Titel. Aber wir ziehen in den Krieg“, hatte Ronaldo vor der Partie martialisch angekündigt.
Doch wer ein Offensiv-Feuerwerk der ganz großen Fußballstars erwartete, wurde zunächst bitter enttäuscht. Kaum Ballkontakte, keine Abschlüsse: Von Ronaldo und Mbappé war lange Zeit überhaupt nichts zu sehen. CR7 gelang gegen Frankreichs Innenverteidigung um Bayern-Profi Dayot Upamecano in der ersten Halbzeit kaum etwas. Auf der anderen Seite schien der französische Turbodribbler durch seine Gesichtsmaske noch immer gehemmt.
Der erste Torschuss? Kam ausgerechnet von einem Verteidiger. Doch der Versuch von Theo Hernandez aus der Distanz stellte Portugals Achtelfinal-Held Diogo Costa vor keine größere Herausforderung. Es sollte tatsächlich die einzige „Chance“ in der ersten Hälfte bleiben. Kein Wunder, bei der bis dahin so dürftigen Turnierausbeute von zuvor nur fünf (Portugal) und drei (Frankreich) Treffern.
Im zweiten Abschnitt gewann die Partie deutlich an Unterhaltungswert. Beide Teams legten ihre Defensiv-Ketten ab, es ging plötzlich hin und her – mit Großchancen auf beiden Seiten. Doch Mbappé (50.) zielte wie seine Teamkollegen Randal Kolo Muani (66.) und Eduardo Camavinga (70.) zu ungenau. Auf der anderen Seite scheiterten Bruno Fernandes (61.) und Vitinha freistehend (63.) an Frankreichs glänzend reagierendem Keeper Mike Maignan. Und so ging es torlos in die Verlängerung.
Kurz nach Wiederbeginn jagte Ronaldo den Ball aus bester Position freistehend über das Tor, in der Halbzeit der Zugabe wurde Mbappé gegen Bradley Barcola ausgewechselt.