Der ewige Geheimfavorit Belgien hat sich in einen Achtelfinal-Kracher gegen Frankreich gezittert, die ukrainische EM-Mission ist dagegen vorbei. Den Roten Teufeln von Trainer Domenico Tedesco reichte im spannenden Vorrundenfinale ein zähes 0:0 gegen die Ukraine, um wenigstens als Zweiter der Gruppe E in die K.o.-Runde einzuziehen.
Der Weltranglistendritte um Superstar Kevin De Bruyne überzeugte erneut nicht und muss sich im brisanten Duell mit dem Vize-Weltmeister am Montag in Düsseldorf gehörig steigern, um nicht wie zuletzt bei der WM in Katar früh zu scheitern. Die Ukraine konnte dagegen ihrer kriegsgeplagten Nation nicht das erhoffte Erfolgserlebnis bescheren. Das Team von Serhij Rebrow schied unglücklich als Gruppenvierter wegen der schlechteren Tordifferenz aus.
Dabei wurden die Ukrainer zum wiederholten Male von ihrem Präsidenten Wolodymyr Selenskyj eingeschworen. „Weiter geht’s, Leute! Es steht der nächste wichtige Kampf an“, schrieb er. Die Bedeutung der Partie umriss auch Mittelfeldspieler Serhij Sydortschuk. Er hoffe, „dass wir dieses fantastische Märchen für das ganze Land mehrere Tage lang fortsetzen werden“.
Überraschend verzichtete Rebrow dabei zunächst auf seine England-Stars Mychajlo Mudryk vom FC Chelsea und Oleksandr Sintschenko vom FC Arsenal. Tedesco ersetzte den gesperrten Dodi Lukebakio durch Leandro Trossard.
Die Belgier übernahmen schnell die Initiative und hatten durch Romelu Lukaku nach Traumpass von de Bruyne die erste Großchance (7.), Anatolij Trubin parierte. Für Lukaku wäre es der erste Turnier-Treffer gewesen, nachdem er in den ersten beiden Gruppenspielen für ein Kuriosum gesorgt hatte: Er traf dreimal, dreimal griff der VAR ein und verweigerte die Anerkennung.
Belgien war zunächst spielbestimmend, die Ukraine versteckte sich aber keineswegs und hielt die Partie mit viel Einsatz offen. Roman Jaremtschuk prüfte Wolfsburgs Ex-Keeper Koen Casteels, der im Sommer nach Saudi-Arabien wechselt, mit einem wuchtigen Weitschuss (20.).
Die Ukraine blieb bei Kontern fortan brandgefährlich, Belgien tat sich gegen die gut gestaffelte ukrainische Defensive dagegen schwer, Lücken zu finden. Da konnte sich de Bruyne noch so mühen. Nur ein raffinierter Freistoß des Spielmachers von Manchester City (33.) ans Außennetz sorgte kurz für Aufregung. Tedesco versuchte an der Seitenlinie immer wieder, das fehlerhafte Spiel seiner Mannschaft zu ordnen – vergebens. Belgien hatte sogar Glück, dass die Ukraine bei einigen Attacken zu zögerlich agierte.
Es ging nach der Pause für Belgien zäh weiter. Immer wieder lief sich der Favorit fest. Chancen? Lange Zeit Fehlanzeige. Stattdessen wäre Artem Dowbyk beinahe noch das Tor für die Ukraine gelungen (75./79.): Belgien wankte heftig, fiel aber nicht.