In Schwerin gibt es Streit über das Ergebnis der neuen Bevölkerungserhebung, die weniger Einwohner ergeben hat als anhand der Meldedaten angenommen. Die Landeshauptstadt prüfe, beim Statistischen Amt des Landes Mecklenburg-Vorpommern Widerspruch gegen den Zensus-Bescheid einzulegen, kündigte Oberbürgermeister Rico Badenschier (SPD) am Mittwoch an.
„Wie schon beim letzten Zensus 2011 sind die aus dem Zensusbericht resultierenden Differenzen zu unseren eigenen statistischen Daten nicht zu erklären“, monierte Badenschier. „Warum eine statistische Methode, die eine 10-prozentige Stichprobe hochrechnet, genauer sein soll als ein Einwohnermelderegister, das alle Menschen zählt, die hier ihren Wohnort anmelden, erschließt sich mir weiterhin nicht.“
Laut der Datenerhebung des Landes zum Stichtag 15. Mai 2022 lebten in Schwerin 96.447 Menschen. Das sind 1328 weniger als nach den bisherigen Statistiken gedacht. Für Rostock wurden dem Amt zufolge 6150 Einwohner weniger als bisher gedacht ermittelt. In ganz Mecklenburg-Vorpommern lebten laut Zensus-Ergebnis am Stichtag 1 571 239 Personen. Das sind dem Amt zufolge 56.217 weniger, als bis dahin in der Bevölkerungsfortschreibung geführt worden waren.
Für Kommunen können die geringeren Einwohnerzahlen handfeste Folgen haben. Geldzuweisungen des Landes werden oft anhand der Einwohnerzahl festgelegt.
Das Statistische Amt MV verteidigte seine Zahlen. „Die Methodik des Zensus 2022 ist umfassend wissenschaftlich geprüft“, erklärte der zuständige Abteilungsleiter Henry Lewerentz. „Die Statistischen Ämter des Bundes und der Länder haben mit dem Zensus 2022 realitätsgerechte Bevölkerungszahlen ermittelt.“ Vorgenommen wurden demnach eine stichprobenartige Befragung von Haushalten, die hochgerechnet wurde, sowie eine Vollbefragung in Wohnheimen und Gemeinschaftsunterkünften.
Laut Deutschem Städtetag kann ein Grund für einen Bevölkerungsrückgang laut Zensus-Ergebnissen sein, dass sich ausländische Einwohner nicht abgemeldet haben, wenn sie aus Deutschland weggezogen sind. Bundesweit habe es bei den Zensus-Ergebnissen erhebliche Abweichungen bei der Zahl der in Deutschland lebenden Ausländer gegeben.