Der für einen Abend arbeitslose Kylian Mbappe schlich über den Platz, seine Carbon-Maske hatte er in der Hand, er hatte sie nicht gebraucht – und ohne den lädierten Superstar war der vermeintliche Kracher zwischen Frankreich und den Niederlanden zum Duell zweier schlafender Riesen geworden. 0:0 in Leipzig, erstmals im Turnier endete ein EM-Spiel torlos. „Ich hatte zwei super Chancen, die bleiben mir in den Füßen hängen“, sagte Antoine Griezmann, und N’Golo Kante bemängelte das zu komplizierte Spiel der Franzosen, „wir haben einfach das Tor nicht getroffen.“
Mbappé kam vier Tage nach seinem Nasenbeinbruch trotz bereitgelegter schwarzer Maske nicht zum Einsatz, den Offensivreihen auf beiden Seiten fehlte es an Effizienz. Mit jeweils vier Zählern haben dennoch beide Nationen das Achtelfinale so gut wie sicher. Der vermeintliche niederländische Siegtreffer von Xavi Simons (69.) wurde wegen einer Abseitsposition aberkannt. Gegen die nun ausgeschiedenen Polen kämpft die Équipe Tricolore, Europameister von 1984 und 2000, am Dienstag (18.00 Uhr) in Dortmund um den Gruppensieg. Zeitgleich trifft die Niederlande in Berlin auf Ralf Rangnicks Österreicher.
Nach Mbappés Nasenbeinbruch beim Auftakt gegen Österreich (1:0) hatte die Sorge um den Ausnahmestürmer in der Grande Nation alles überlagert, der Verband hüllte sich in Bezug auf den Gesundheitszustand des 25-Jährigen lange in Schweigen – für die Startelf reichte es am Ende nicht. Mbappé nahm auf der Bank Platz und wurde durch Mittelfeldspieler Aurelien Tchouameni von Real Madrid ersetzt.
Die Franzosen waren zunächst mit Abwehrarbeit beschäftigt, Jeremie Frimpong von Meister Bayer Leverkusen scheiterte nach nur 50 Sekunden am stark reagierenden Mike Maignan. Wenig später meldeten sich die Franzosen durch einen Distanzschuss von Antoine Griezmann an (4.) – und blieben am Drücker. Adrien Rabiot und Griezmann vertändelten den Ball wenige Meter vor dem Tor kläglich, wenig später verzog Griezmann aus zentraler Position knapp (14.).
Zu Beginn war es eine Partie auf hohem Niveau, Cody Gakpo prüfte Maignan aus der Distanz (15.). Erst in der Folge verflachte die Partie etwas, beide Teams lauerten auf Fehler des anderen. Frankreichs Marcus Thuram schoss freistehend über das Tor (28.). Die Elftal war insgesamt das aktivere Team, blieb in den Abschlüssen aber zu harmlos. Frankreich blieb bei vielen Standardsituationen ungefährlich.
Auch nach dem Seitenwechsel übernahm die Mannschaft von Bondscoach Ronald Koeman zunächst die Initiative, ehe Frankreich stärker wurde. Der auffällige Ex-Gladbacher Thuram schoss aus 16 Metern links vorbei (60.), Tchouameni köpfte wuchtig über das Tor (63.). Wenig später vergab Griezmann aus kürzester Distanz die große Chance zum 1:0, als er an Oranje-Keeper Bart Verbruggen scheiterte (65.).
Die Niederländer waren dann im Pech: Xavi schoss den Ball zum vermeintlichen 1:0 ein (69.), nach langer Überprüfung durch den Videoassistenten wurde das Tor aber aberkannt – der im Abseits befindliche Denzel Dumfries hatte Keeper Maignan behindert. Beide Teams suchten in der Folge weiter den Weg nach vorne, vor allem Frankreich drückte zum Schluss.