Selbst beim Gang in die tobende Schweizer Fankurve führte Granit Xhaka seine Mannschaft noch an. Der überragende Double-Held von Bayer Leverkusen versammelte nach dem EM-Traumstart der „Nati“ schließlich alle zur La Ola: seine Teamkollegen und den stolzen Trainer Murat Yakin. Die Schweiz hat sich in der deutschen Gruppe A durch ein 3:1 (2:0) gegen Ungarn mit Nachdruck für das Achtelfinale empfohlen – dank ihres kampfstarken Kapitäns und zweier Tor-Debütanten.
„Das ist brutal wichtig, mit einem Sieg zu starten“, sagte Xhaka, der in Köln glänzend Regie führte, Zweikämpfe gewann, den Ball geschickt verteilte. Den verdienten Führungstreffer erzielte jedoch ein anderer Spieler mit Deutschland-Erfahrung: Der frühere Nürnberger Kwadwo Duah (12.) ließ die Schweizer über das frühe 1:0 jubeln. Kurz vor der Pause erhöhte Michel Aebischer (45.) – beide hatten sich ihre Nati-Premierentreffer für den EM-Auftakt aufgehoben. „Ich träume immer noch! Ich explodiere innerlich, ich kann es noch gar nicht glauben“, sagte Duah im Schweizer Fernsehen, „es wird wohl noch ein paar Tage dauern, bis ich das realisiere.“
Die Ungarn, die durch Barnabas Varga (66.) verkürzten, enttäuschten und stehen vor dem zweiten Gruppenspiel gegen Deutschland am Mittwoch (18 Uhr/ARD und MagentaTV sowie im Liveticker bei ntv.de) unter Druck. Breel Embolo (90.+3) stellte den Endstand her und bot dabei eine kuriose Szene – er verlor eine Bandage, über die er beinahe gestolpert wäre.
Die Schweizer sind somit in der Tabelle der Gruppe A vorerst auf Platz zwei hinter Deutschland, die DFB-Elf hatte das Turnier am Freitag in München mit einem fulminanten 5:1 gegen überforderte Schotten eröffnet. Das Duell der Schweiz gegen die Gastgeber am 23. Juni bildet den Abschluss der Gruppenphase – geht es nach Xhaka, hat sein Team schon davor das Weiterkommen sicher.
Das Überstehen der Gruppenphase sei das Minimalziel, hatte der Kapitän im Vorfeld des Turniers betont. Aber sein Team wolle es Schritt für Schritt und Spiel für Spiel angehen – ähnlich wie er es auf Vereinsebene mit Bayer Leverkusen in einer herausragenden Saison gemacht hatte.
Gegen die Ungarn hatte die Schweiz von Beginn an die Kontrolle – und der Mainzer Silvan Widmer setzte mit einem mit Gelb geahndeten Foulspiel (5.) prompt ein Zeichen. Die von Dominik Szoboszlai, der im Alter von 23 Jahren, sieben Monaten und 21 Tagen zum jüngsten Kapitän der EM-Historie aufstieg, angeführten Ungarn hatten Probleme mit dem wuchtigen Spiel der Schweizer.
Doch beim Führungstreffer zeigte die Schweiz ihre spielerische Klasse: Aebischer passte den Ball präzise zu Duah, der frei vor Leipzigs Peter Gulasci zum 1:0 verwandelte. Die Ungarn waren um eine Antwort bemüht, sie agierten aber viel zu träge und unpräzise. So hatten Xhaka und Co. im Mittelfeld stets die Kontrolle. Der Augsburger Ruben Vargas verpasste noch das 2:0 (20.), für das dann Aebischer sorgte: Der 27-Jährige durfte sich den Ball in aller Ruhe zurechtlegen und traf.
Auch nach der Pause kontrollierten die Schweizer das Spiel: Duah (48.) und Vargas (54.) vergaben Möglichkeiten aufs 3:0. Das rächte sich, als Varga einen der wenigen guten Angriffe zum Anschluss für Ungarn verwertete und für eine spannende Schlussphase sorgte.