Zu wenig Lehrkräfte und zu viel Wartezeit: Der Fachkräftemangel bereitet den Musikschulen im Nordosten zunehmende Schwierigkeiten. Personalmangel treffe auf eine große Nachfrage, sagte der Vorsitzende des Landesverbandes der Musikschulen in MV, Wolfgang Spitz, der Deutschen Presse-Agentur. „Der Fachkräftemangel nimmt seit Jahren zu, vielen öffentlichen Musikschulen fällt es zunehmend schwer, Stellen nachzubesetzen.“ Je weiter eine Region von einer Musikhochschule und einem Ballungszentrum entfernt sei, umso schwerer sei es. Zugleich gebe es erfreulich viele Anmeldungen. Die Folge seien Wartelisten. Mehrere Monate Wartezeit auf einen Platz an einer Musikschule sind keine Seltenheit in Mecklenburg-Vorpommern.
Beispiel Kreismusikschule Nordwestmecklenburg: Die Wartezeit auf einen Platz in der Musikalischen Früherziehung beträgt dort derzeit bis zu einem Dreivierteljahr, wie Pressesprecherin Franziska Edane sagte. In einem Fall habe eine Mutter ihr Kind deshalb bereits angemeldet, als es gerade zwei Monate alt gewesen sei. Die Musikalische Früherziehung wendet sich an Mädchen und Jungen im Kindergartenalter.
Als es kürzlich gelang, zwei neue Honorarkräfte für die Standorte Grevesmühlen und Herrnburg für die Fächer Gitarre und Klavier unter Vertrag zu nehmen, jubelte Edanes Ehemann und Kreismusikschulleiter Hidehisa Edane: „Es ist ein großer Erfolg für uns, dass wir zwei junge und hervorragend ausgebildete Honorarlehrkräfte neu für den Landkreis Nordwestmecklenburg gewinnen konnten.“ Ab sofort könne die Kreismusikschule in Grevesmühlen und Herrnburg wieder freie Unterrichtsplätze in den beiden besonders beliebten und nachgefragten Fächern anbieten.
Landesweit unterrichten an den öffentlichen Musikschulen knapp 800 Lehrkräfte etwa 24.000 Musikschüler, vor allem Kinder und Jugendliche, wie Verbandschef Spitz sagte. Die meisten seien fest angestellt, die Zahl der Honorarkräfte habe mit den Jahren abgenommen.
An der Kreismusikschule Nordwestmecklenburg ist nach Worten von Franziska Edane eine Stelle für eine Blechblasinstrumente-Lehrkraft seit dem 1. Februar offen. An der Musikschule Stralsund, die Spitz leitet, waren Ende April nach seinen Worten vier von 30 Stellen ausgeschrieben. Ein Grund, weshalb die Nachbesetzung oft schwerfalle, sei die vergleichsweise schwache Bezahlung. Lehrer im öffentlichen Schuldienst verdienten brutto ein Drittel mehr als Lehrkräfte an Musikschulen. Und auch an den allgemeinbildenden Schulen mangelt es an Musiklehrern.
Beispiel Kreismusikschule Kon.centus Neubrandenburg-Neustrelitz: Leiter Wolfgang Hasleder berichtet von einer „angespannt entspannten Situation“. Momentan seien alle Stellen besetzt. Aber die Suche nach Lehrkräften ist nach seiner Schilderung aufwendig. „Wir sprechen Professoren an Musikhochschulen gezielt an und fragen nach Abgängern, die in Richtung Musikschule tendieren.“ Der Suchradius reiche dabei bis Weimar und Hannover und darüber hinaus.