Auf den Meisterrausch folgt beinahe der Europa-League-Kater: Vier Tage nach der großen Bundesliga-Titelparty hat sich Bayer Leverkusen ins Halbfinale gezittert und den Triple-Traum nur mit Mühe am Leben erhalten. Beim 1:1 (0:1) im hitzigen Viertelfinal-Rückspiel bei West Ham United offenbarte das Team von Trainer Xabi Alonso viele ungewohnte Schwächen, dank des Polsters (2:0) aus dem ersten Duell dürfen die Rheinländer aber weiter auf das Finale in Dublin hoffen.
Die Leverkusener lieferten einen der schwächsten Auftritte in dieser Saison. Michail Antonio (13.) bestrafte die über weite Strecken fahrig agierende Werkself, die ihre unheimliche Erfolgsserie dank des Treffers von Jeremie Frimpong (89.) wahrte. Durch das 44. Pflichtspiel in Folge ohne Niederlage knackte Bayer zudem den Rekord von Juventus Turin aus den Jahren 2011 bis 2012.
Bei der Meisterparty am Sonntag seien „ein paar“ der großen Biergläser getrunken worden, „aber nicht zu viele“, verriet Alonso im Vorfeld mit einem Augenzwinkern. Einen Spannungsabfall befürchtete der Spanier, der sechsmal im Vergleich zum Bremen-Spiel wechselte und Florian Wirtz wieder von Beginn an brachte, nicht.
Es wirkte jedoch, als ließe sich die Werkself im ersten Spiel als Meister von der Kulisse im gewaltigen Olympiastadion von 2012 beeindrucken. Leverkusen gab zwar den ersten Warnschuss durch Nathan Tella (11.) ab, danach spielte aber nur noch das Team aus dem Osten Londons, das in der Runde zuvor wie ein Orkan über den SC Freiburg hinweggefegt war (5:0).
Antonio schockte die Gäste per Kopf – und sorgte für noch mehr Verunsicherung bei Bayer. Europacup-Torhüter Matej Kovar sah beim Gegentor nicht gut aus, bei der größten West-Ham-Chance auf den zweiten Treffer durch Top-Torjäger Jarrod Bowen, der im Hinspiel noch verletzt gefehlt hatte, war er aber zur Stelle (25.).
Offensiv fiel Leverkusen in einer äußerst wilden Partie, in der die Co-Trainer beider Teams Mitte des ersten Durchgangs die Rote Karte sahen, nichts ein. Wirtz blieb völlig blass, dazu rollten reihenweise Angriffe auf die wacklige Werkself-Defensive zu. Nach einer halben Stunde erlöste Alonso den schwachen und bereits verwarnten Odilon Kossounou, Edmond Tapsoba ersetzte ihn.
Zur zweiten Halbzeit kamen zudem Frimpong und Victor Boniface in Spiel, doch Bayer blieb zunächst im Verteidigungsmodus. Erneut war es Bowen, der dem wackligen Piero Hincapie den Ball abluchste, bei seiner Hereingabe aber keinen Abnehmer fand (60.).
Erst im weiteren Spielverlauf fanden die Gäste vereinzelt den Weg bis vor den gegnerischen Strafraum. Frimpong sorgte mit einer verunglückten Flanke für Gefahr (66.). Dazu stand Leverkusen in der Schlussphase deutlich stabiler und nahm West Ham den Offensivschwung. Frimpong (83.) ließ spät die beste Bayer-Chance liegen, dann schlug er doch noch zu.