Gesundheitsminister Karl Lauterbach von der SPD erntet mit seinen Warnungen vor einem gravierenden Hausärztemangel Kritik auch in der eigenen Koalition.
Der gesundheitspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Andrew Ullmann, sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND): „Es wäre ein Fehler, den Fokus ausschließlich nur auf hausärztlich tätige Ärztinnen und Ärzte zu legen. Ich halte es auch für falsch, wenn wir jetzt anfangen, an einer neuen Hausärzteschwemme zu bauen und mit Zahlen um uns werfen.“
Stattdessen forderte Ullmann, die Attraktivität der ärztlichen Tätigkeit durch Entbürokratisierung und Entbudgetierung – auch für die ambulante Fachärzteschaft – zu stärken. Zudem müsse vermieden werden, dass es an anderer Stelle zu einer Überversorgung mit Ärzten durch mangelnde Steuerung komme, sagte Ullmann weiter.
Lauterbach hatte Patienten zuvor auf große Lücken in der medizinischen Versorgung eingestimmt. „Wir haben 50.000 Ärztinnen und Ärzte in den letzten zehn Jahren nicht ausgebildet. Daher werden uns in den nächsten Jahren flächendeckend die Hausärztinnen und Hausärzte fehlen. Wir werden in eine ganz schwierige Versorgungssituation kommen“, sagte der SPD-Politiker im ARD-„Bericht aus Berlin“. Den künftigen Mangel „kann man sich noch gar nicht richtig vorstellen“, warnte er.
Lauterbach verwies auf sein geplantes Gesetz, das die Versorgung vor Ort stärker absichern soll. Nach seinen Plänen sollen zudem für Hausärzte Vergütungs-Obergrenzen (Budgets) wegfallen. Dies sei wichtig, um Nachwuchs zu gewinnen. Wenn die Budgets wegfallen, werde ein größerer Teil junger Mediziner sich für den Hausarztberuf entscheiden, sagte der SPD-Politiker. „Selbst dann wird der Mangel gravierend sein. Aber es muss sofort kommen.“
Unions-Gesundheitspolitiker Georg Kippels kritisierte Lauterbach ebenfalls: „Es ist bemerkenswert, dass Herr Lauterbach nun vor einem Ärztemangel warnt, nachdem er den Aufbau von 5000 Medizinstudienplätzen aus dem Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz gestrichen hat.“ Eine Verbesserung der Situation sei nicht allein durch den Aufbau neuer Studienplätze zu erreichen, sondern durch das Schaffen neuer Anreize für eine Tätigkeit im hausärztlichen Bereich, sagte der CDU-Politiker.
Der gesundheitspolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Janosch Dahmen, sprang Lauterbach zur Seite und bemängelte vor allem die Verteilung ärztlicher Kapazitäten. „Die Ursachen im aktuellen Mangel liegen auch stark an der gefährlichen Gleichzeitigkeit von Über-, Unter- und Fehlversorgung im ambulanten Bereich.“ Er plädierte für eine Stärkung der Hausärzte als „Lotsen einer zielgerichteteren Patientensteuerung.“ Dies wolle Lauterbach mit dem neuen Versorgungsgesetz erreichen, etwa durch Bürokratieabbau und eine bessere Finanzierung für Hausarztpraxen.