Der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenkassen verzeichnet einem Bericht der „Funke Mediengruppe“ zufolge eine außergewöhnlich stark ansteigende Zahl von Pflegebedürftigen in Deutschland. „Wuchs die Zahl der Pflegebedürftigen in früheren Jahren etwa um 326.000 Fälle pro Jahr, gab es 2023 auf einmal ein Plus von 361.000 Fällen. Das ist ein Anstieg von elf Prozent“, sagte der GKV-Vizevorsitzende Gernot Kiefer. Die Gesamtzahl der Pflegebedürftigen habe bei 5,2 Millionen gelegen.
Würde der Bund keine Alternativen zur Entlastung der Pflegeversicherung anbieten, müssten die Beiträge weiter steigen, so Kiefer laut Vorabbericht. Konkret nannte er die Übernahme der Kosten für die Altersversorgung von pflegenden Angehörigen oder einen Ausgleich für die Sonderbelastung in der Corona-Krise. Würde der Bund das nicht übernehmen, müssten die Beiträge in der Pflegeversicherung um mindestens 0,2 Prozentpunkte steigen. Eine höhere Belastung von Kinderlosen oder eine stärkere Staffelung nach Anzahl der Kinder, sei aber keine Option, mehr Finanzmittel für die Pflegeversicherung zu generieren, sagte Kiefer laut Vorabbericht.
Was die Ursache für die stark gestiegene Zahl von Pflegebedürftigen sein könnte, sei noch nicht beantwortet. „Denkbar ist, dass es ein einmaliger Nachholeffekt der Pandemie ist: Viele ältere Menschen haben sich möglicherweise erst spät wieder getraut, die Prüfer des Medizinischen Dienstes ins Haus zu lassen. Sollte dies jedoch ein neuer Trend sein, wird sich die Lage in der Pflege noch einmal deutlich kritischer darstellen“, so Kiefer im Interview mit der „Funke Mediengruppe“. Der Anstieg würde sich aber nicht ewig in dieser Dynamik fortsetzen, wenn ab der zweiten Hälfte der 2030er-Jahre die Welle der Babyboomer abebbe, würde sich auch die Kurve wieder etwas abflachen.