Montag, 25.November 2024 | 12:30

Mehr als 70 Galeria-Filialen gerettet – Hunderte Jobs fallen weg

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Die neuen Eigentümer der insolventen Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof werden nicht alle Filialen erhalten.

Voraussichtlich würden mehr als 70 der insgesamt 92 Standorte fortgeführt, wie die Investorenvereinbarung vorsieht. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Mit der Übernahme einher geht auch eine Verschlankung der Zentrale in Essen. Dort sollen 450 Arbeitsplätze und damit die Hälfte der Jobs wegfallen.

Neuer Eigner der Warenhauskette ist ein Konsortium um die Investoren Richard Baker und Bernd Beetz. Sie hätten den Zuschlag erhalten, teilte Galeria-Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus in Essen mit. „Sie haben uns mit unternehmerischem Mut, einem tragfähigen wirtschaftlichen Konzept und nachgewiesener finanzielle Solidität überzeugt“, sagte er. Der Insolvenzplan soll Ende April eingereicht werden, die Gläubigerversammlung wird voraussichtlich Ende Mai darüber abstimmen. Insolvenzverwalter Denkhaus wird nach Angaben des Konzerns voraussichtlich bis Ende Juli die Kontrolle über den Konzern behalten – dann geht sie auf die neuen Eigentümer über.

Gesamtbetriebsratschef Jürgen Ettl begrüßte die bevorstehende Rettung. „Es ist klar, dass es erneut zu harten Einschnitten kommen wird, aber es werden auch Tausende von Arbeitsplätzen erhalten bleiben.“ Die Gewerkschaft Verdi gab sich verhalten zuversichtlich: „Wir begrüßen, dass offensichtlich ein finanzstarker Investor gefunden wurde, der Galeria als Ganzes erhalten will und über Kompetenz im Einzelhandel verfügt, wenngleich unsere Erfahrungen in der Vergangenheit durchaus zwiespältig waren“, erklärte Bundesvorstandsmitglied Silke Zimmer. „Wir erwarten deshalb, dass der neue Eigentümer in das Unternehmen investiert, die Standorte erhält und für die Beschäftigten langfristig die Arbeitsplätze sichert.“

Bakers Investmentgesellschaft NRDC Equity Partners und die Vermögensverwaltung der Familie von Beetz, dem ehemaligen Chef des Kosmetikunternehmens Coty, hatten Galeria gemeinsam ins Visier genommen. Beetz kennt Kaufhof aus der Zeit, als er dort Aufsichtsratschef war. „Wir glauben an die Zukunft von Galeria und haben nur einen Fokus: das Warenhaus“, sagte er. „Wir wollen langfristig investieren, entwickeln und wachsen.“ In den nächsten Wochen müssten die Voraussetzungen für ein solides Geschäftsmodell geschaffen werden. Dabei dürfte es vor allem auf die künftigen Mieten ankommen, deren Höhe als ein Grund für die Pleite galten. „Wenn die Voraussetzungen erfüllt sind, können wir Galeria auf einen erfolgreichen Kurs bringen“, sagte Beetz, der auch Präsident des Fußball-Drittligisten SV Waldhof Mannheim ist. „Wir wollen für jede Filiale ein Konzept haben.“ Aber: „Alle Schiffe müssen profitabel sein.“

Galeria betreibt derzeit noch 92 Filialen mit 12.800 Beschäftigten. Die Entscheidung darüber, wie viele der Filialen in Deutschland übernommen werden, soll „erst Ende April fallen“. Die Kette steht in erbittertem Wettbewerb mit Online-Händlern von Amazon bis Zalando sowie mit internationalen Textilketten.

Galeria Karstadt Kaufhof war Anfang Januar in die Insolvenz gerutscht. Die Schieflage ist die Folge der Pleite des Signa-Imperiums des österreichischen Investors Rene Benko, zu dem Galeria gehörte. Auch einige der Warenhaus-Immobilien gehören einer insolventen Signa-Firma. Insolvenzverwalter Denkhaus hatte zuletzt noch mit zwei Bietern verhandelt. 2020 hatten Kaufhof und Karstadt nach ihrer Fusion noch 171 Warenhäuser betrieben – jetzt sind noch 92 übrig.

Das Galeria-Management hatte beklagt, vor allem an Signa überhöhte Zahlungen leisten zu müssen.

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