Montag, 25.November 2024 | 10:55

Kreise rechnen nicht mit Entspannung bei Flüchtlingszahlen

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Ständig wachsenden Aufgaben bei der Unterbringung von Asylbewerben bereiten den Landkreisen in Mecklenburg-Vorpommern Schwierigkeiten. Auch wenn die Kosten vom Land übernommen werden, gilt es, Unterkünfte zu suchen, zu unterhalten und auszubauen. „Ein täglicher Kraftakt für alle Beteiligten“, heißt es nicht nur im Landkreis Vorpommern-Rügen. Auch tausende Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine müssen untergebracht werden. Eine dpa-Umfrage unter den sechs Kreisen zeigt, dass viele Unterkünfte nah am Belegungslimit sind.

In Vorpommern-Rügen gibt es derzeit elf Gemeinschaftsunterkünfte (GU) mit 1800 Plätzen sowie zwei Flüchtlingsunterkünfte (FU) für ukrainische Flüchtlinge mit 88 Plätzen. Die GU seien aktuell zu 94 Prozent, die FU zu 78 Prozent ausgelastet. 2022 wurden dem Kreis nach eigenen Angaben 477 Asylbewerber und 493 ukrainische Flüchtlinge zugewiesen. 2023 waren es 866 Asylbewerber und 322 Flüchtlinge aus der Ukraine. Das Land MV habe dem Kreis 20 bis 30 Asylbewerber pro Woche angekündigt. Derzeit werde eine neue GU zur baldigen Inbetriebnahme vorbereitet, zwei weitere seien geplant.

Dem Landkreis Rostock wurden 2022 durch das Landesamt für innere Verwaltung M-V 597 Asylbewerber und 440 Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine zugewiesen. 2023 waren es dann 692 beziehungsweise 428. Hinzu kamen wie auch in anderen Kreisen geringere Zahlen an afghanischen Hilfskräften und Spätaussiedlern. Hauptherkunftsländer bei Asylbewerbern sind derzeit Syrien, Afghanistan, Irak, Türkei sowie die Russische Föderation. Es gibt elf GU, zwei FU und eine Notunterkunft. Die Auslastung ist unterschiedlich.

Während die Notunterkunft in Kellerswald (Bad Doberan) mit einer Kapazität von 150 Plätzen zum Stichtag 12. Februar nur zu einem Drittel (51 Plätze) belegt war, wurde für die GU Jördenstorf mit 290 Plätzen fast 100 Prozent Auslastung gemeldet (285). Zur dezentralen Unterbringung von Asylbewerbern, Geflüchteten und ukrainischen Kriegsflüchtlingen seien vom Kreis Rostock insgesamt 376 Wohnungen angemietet worden, in denen insgesamt 947 Personen untergebracht seien (Stand 12.02.), wie aus einer Unterrichtung an den Kreistag hervorgeht.

Der Landkreis Nordwestmecklenburg ist bei der Unterbringung am Limit. Die Unterkünfte seien derzeit nahezu komplett ausgelastet, teilte der Kreis mit. „Die volle Auslastung der vorhandenen Kapazitäten wird voraussichtlich im kommenden April erreicht sein.“ Im Kreis gibt es vier GU: Haffburg mit 340 Plätzen, Kritzow (78), Warin (145 Plätze) und – befristet bis Oktober 2024 – Upahl (250 Plätze). Zum Stichtag 5. März zählte der Kreis 2169 Asylbewerber und 2257 Ukrainer. Allerdings ändere sich die Zahl wöchentlich.

Die Flüchtlinge aus der Ukraine seien dabei direkt anerkannt, durchliefen kein Asylbewerber-Verfahren und würden nicht in Gemeinschaftsunterkünften, sondern dezentral, etwa in angemieteten Wohnungen untergebracht. Eine weitere temporäre Gemeinschaftsunterkunft in Gadebusch mit maximal 150 Plätzen sei angekündigt, wobei ein Erstbezug nach bisherigen Prognosen erst ab Oktober 2024 realisierbar sei. „Die Schaffung weiterer Kapazitäten ist daher dringend geboten, gestaltet sich aber derzeit schwierig“, betonte ein Sprecher.

Der Landkreis Mecklenburgische Seenplatte (MSE) hält acht Gemeinschaftsunterkünfte für Asylbewerber mit insgesamt 1574 Plätzen vor, die zu etwa 90 Prozent ausgelastet sind. 2022 wurden dem Kreis 777 Asylbewerber und 123 ukrainische Kriegsflüchtlinge zugewiesen. 2023 waren es mehr: 956 beziehungsweise 397.

„Ein Abreißen des stetig in die Bundesrepublik fließenden, regulären Flüchtlingsstroms aus Ländern vor allem im Nahen Osten sowie dem afrikanischen Raum ist derzeit nicht abzusehen. Ebenso geht der Krieg in der Ukraine unvermindert weiter“, konstatiert der Landkreis. Insofern müssten sich kreisfreie Städte und Landkreise weiter auf die stetige Aufnahme von Geflüchteten einstellen. Der Landkreis plane drei weitere GU sowie die Erweiterung einer bestehenden Einrichtung von 80 auf 260 Plätzen.

Der Landkreis Ludwigslust-Parchim geht zum gegenwärtigen Zeitpunkt grundsätzlich davon aus, dass die Zuweisungszahlen 2024 in etwa auf dem Niveau des vergangenen Jahres liegen werden. In den vier GU (Parchim, Demen, Ludwigslust 1 und 2), stehen 1091 Plätze für Asylbewerber zur Verfügung. Die Auslastung schwankt zwischen 63 Prozent (Demen) und 84 Prozent (Parchim). Hinzu kommen drei Sammelunterkünfte für ukrainische Flüchtlinge mit insgesamt 201 Plätzen und Auslastungsquoten von 54 Prozent (Parchim 1), 51 (Parchim 2) und 34 Prozent (Ludwigslust) sowie ein Übergangswohnheim in Parchim mit 80 Plätzen und einer Auslastung von 93 Prozent.

Der Landkreis Vorpommern-Greifswald gab zu bedenken, dass eine Vollauslastung bereits ab 75 Prozent gelte. Den Angaben zufolge sind die insgesamt 2348 Plätze in den Gemeinschaftsunterkünften zu 90 Prozent ausgelastet, wobei die jeweilige Quote von 103 Prozent (GU Greifswald 1) bis 38 Prozent (GU Anklam) schwankt. Die Prognosen für 2024 des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge sowie des Landes Mecklenburg-Vorpommern entsprächen derzeit dem Vorjahreswert an Zuweisungen in den Landkreis Vorpommern-Greifswald. Derzeit seien die vorhandenen Kapazitäten in Gemeinschaftsunterkünften und dezentralem Wohnraum ausreichend.

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