Weniger Kinder und Jugendliche haben 2023 in Einrichtungen des Deutschen Jugendherbergswerks (DJH) MV und der Schullandheime MV übernachtet als im Vor-Corona-Jahr 2019.
Gemessen an einer geringeren Zahl an Einrichtungen und der damit geringeren Kapazität von möglichen Übernachtungen liegen die Schullandheime und Jugendherbergen fünf Prozent unter dem Niveau von 2019, wie die beiden Landesverbände mitteilten. Die 26 Häuser verzeichneten im vergangenen Jahr demnach rund 442.000 Übernachtungen.
Dennoch bleibt das Kinder- und Jugendreisen auf einem stabilen Niveau, sagte Stefan Baerens, Vorsitzender des Schullandheimverbands Mecklenburg-Vorpommern. „Das ist ein Erfolg: Das Verreisen mit Kindern und Jugendlichen wird von Schulen und Jugendvereinen weiterhin als fester Bestandteil im Jahresverlauf gesehen. Das Vertrauen und die Bereitschaft, zu uns zu kommen, sind da.“
Allerdings monieren das DJH MV und der Schullandheimverband MV strukturelle Probleme. Er merke im täglichen Kontakt mit Lehrenden und Gruppenleitungen, dass die Umsetzung von Fahrten immer schwieriger werde, so Baerens. „Unter anderem liegt das an einem hohen Organisations- und Verwaltungsaufwand sowie an Verhaltensauffälligkeiten von Kindern und Jugendlichen. Die Leichtigkeit des Reisens mit Kindern und Jugendgruppen scheint irgendwie abhandenzukommen.“ Laut den Verbänden wird es außerdem immer schwieriger, Personal zu gewinnen. Hinzu komme Sanierungsstau.
Mit einer Umfrage wollen die beiden Landesverbände den Problemen auf den Grund gehen und auch entgegenwirken. Erste Ergebnisse zeigen den Angaben zufolge, dass der Wille zum Reisen da sei. Die Relevanz von Fahrten für die teilnehmenden jungen Menschen werde von den Befragten durchweg bestätigt. „Finanzielle, organisatorische und soziale Hürden werden aber immer größer, wenn Reisen mit Kindern und Jugendlichen durchgeführt werden“, hieß es. So fordern die Befragten finanzielle Mittel zur Steigerung der Betreuungskapazitäten auf Reisen und sie führen als Argument an, dass gerade verhaltensauffällige Kinder von gemeinschaftsstiftenden Fahrten profitieren, wie Kay-Michael Stybel, Vorstand des DJH MV, sagte.
Ein weiteres Problem sei die zum Teil schlechte Erreichbarkeit der Unterkünfte mit dem öffentlichen Personennahverkehr. So gehe schon ein Teil des Budgets allein für einen Charterbus drauf. „Analog zu den sozialen Problemen sind die Auswege für die Befragten hier entweder, die Fahrt gar nicht mehr oder bei höheren Teilnehmendenbeiträgen unter Ausschluss der finanzschwachen jungen Menschen durchzuführen“, teilten die Landesverbände mit.
Es gehöre zur staatlichen Daseinsvorsorge, die gesunde Entwicklung von Kindern und Jugendlichen abzusichern, sagte Stybel laut Mitteilung. So müssten Kinder- und Jugendreisen finanziell besser ausgestattet werden, um notwendige Betreuungsschlüssel und bezahlbare Teilnehmendenbeiträge sicherstellen zu können.