Die Kitas und Horte in Mecklenburg-Vorpommern brauchen nach Ansicht der Bildungsgewerkschaft GEW eine flächendeckend einheitliche Personalausstattung. Bisher könne jeder Landkreis nach Kassenlage festlegen, wie gut oder weniger gut es personell in den Einrichtungen auszusehen habe, kritisierte die Landesvorsitzende der GEW, Annett Lindner, am Donnerstag in Schwerin.
Der sogenannte Mindestpersonalschlüssel reiche etwa in der Krippe von knapp 1,2 im Landkreis Ludwigslust-Parchim bis rund 1,4 im Landkreis Rostock. Das bedeute, dass in Ludwigslust-Parchim auf zehn Erzieherinnen und Erzieher 0,2 Zusatzkräfte – sogenannte Springer – als Ausgleich für Krankheit, Urlaub oder Fortbildung vorgehalten werden müssten. Im Landkreis Rostock seien es hingegen 0,4 Zusatzkräfte.
Diese Unterschiede wirkten sich unmittelbar auf die Qualität der Betreuung und Bildung in den Kitas aus, sagte Lindner. Falle in einer Region mit knapperer Personalausstattung eine Erzieherin oder ein Erzieher aus, komme es eher zu eingeschränkten Öffnungszeiten oder einer Zusammenlegung von Gruppen als in einer Region mit großzügigerer Personalbemessung.
Lindner sieht mit diesen unterschiedlichen Situationen das Verfassungsgebot der Herstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse verletzt. Kinder in der einen Region hätten schlechtere Startchancen als in einer anderen Region des Landes. Deshalb sei die Einführung eines von Schwerin per Verordnung vorgegebenen einheitlichen Mindestpersonalschlüssels so wichtig. Eine Anhebung des Schlüssels auf die derzeit höchsten regionalen Werte im Land würde der GEW zufolge bis zu 52,5 Millionen Euro zusätzlich im Jahr kosten.
Nach Berechnungen der Gewerkschaft wären dafür 875 zusätzliche Fachkräfte in den Kitas nötig. Lindner forderte vor diesem Hintergrund eine Ausbildungsoffensive. Potenzial sieht sie zudem in der weitverbreiteten Teilzeitarbeit bei Erziehern, die von den Betroffenen nicht immer so gewollt sei.
Laut Statistischem Landesamt hatten am Stichtag 1. März 2023 im Nordosten von den 14.268 Fachkräften in Kitas und Horten nur 4560 einen Vollzeitvertrag mit mindestens 38,5 Stunden pro Woche. Weitere 5159 arbeiteten zwischen 32 und 38,5 Stunden, 3431 zwischen 21 und 32 Stunden und gut 1100 weniger als 21 Stunden.