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FC Bayern kassiert herbe CL-Pleite nach Rot und „Slapstick“

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Der maßlos verunsicherte FC Bayern hat die alten Sorgen mit in die „ewige Stadt“ genommen, der große Traum von der Rückkehr nach Wembley droht vorzeitig zu platzen.

Nach dem ernüchternden 0:1 (0:0) bei Lazio Rom müssen die Münchner das erste Achtelfinal-Aus in der Champions League seit 2019 fürchten – und Trainer Thomas Tuchel ernsthaft um seinen Job. Die erste titellose Fußball-Saison seit 2011/12 bahnt sich an. Tuchel verfolgte das grausige Geschehen bisweilen kopfschüttelnd und mit den Händen vor dem Gesicht.

„In der ersten Halbzeit müssen wir in Führung gehen. Da war eine Reaktion da. Wir hatten drei klare Chancen, die Dinger müssen wir machen“, sagte Thomas Müller bei DAZN. Die zweite Halbzeit sei aber „wieder von Verunsicherung geprägt“ gewesen: „Das war ein wenig Slapstick.“ Tuchel war „frustriert und sauer“. Die Partie „haben wir verloren, ich weiß nicht, ob Lazio gewonnen hat“, sagte er. „Wir haben komplett den Faden verloren in der zweiten Halbzeit. Aber wir haben noch ein Rückspiel.“ Tuchel kassierte dem Datendienstleister Opta zufolge in seinem 43. Pflichtspiel als Bayern-Trainer die zehnte Niederlage – so oft hatte Vorgänger Julian Nagelsmann in dessen 84 Partien verloren.

Ein mit Rot und Foulelfmeter bestraftes Einsteigen von Abwehrspieler Dayot Upamecano im Strafraum gegen Lazio-Angreifer Gustav Isaksen führte zur nächsten bitteren Niederlage. Der Ex-Dortmunder Ciro Immobile verwandelte in der 69. Minute nervenstark vom Punkt gegen den chancenlosen Bayern-Torwart Manuel Neuer. In Unterzahl waren die Bayern zu keiner Wende fähig. Im Rückspiel am 5. März muss eine deutliche Steigerung her. Das große Ziel, elf Jahre nach dem Triumph von Wembley zum Finale am 1. Juni nach London zurückzukehren, scheint aber ähnlich weit weg wie das Kolosseum von einem modernen Fußballtempel.

Dass Tuchel nach dem 0:3 im Liga-Topspiel bei Bayer Leverkusen zum bewährten Spielsystem und einer Elf mit den Antreibern Thomas Müller und Joshua Kimmich zurückkehrte, zeigte Wirkung. Sie schlug sich aber trotz viel Ballbesitz nicht in Toren nieder. Gerade den Offensivkräften um Harry Kane, Leroy Sané und auch Jamal Musiala fehlt es aktuell unübersehbar an Form und Esprit. „Ich hoffe, dass wir ohne Rucksack spielen“, hatte Tuchel kurz vor dem Anpfiff bei DAZN gesagt. Über weite Strecken wirkte das erneut fehlerbehaftete Spiel der Münchner aber wieder wie schwere Arbeit.

Im Stadio Olimpico stimmten sich die berüchtigten Lazio-Fans mit einer Lichtershow, Disco-Nebel und dem Sinatra-Klassiker „My Way“ auf einen großen Abend ein. Am Spielfeldrand spreizte ein leibhaftiger Adler seine mächtigen Flügel, der Anhang sprach seinen Lieblingen mit dem Choreo-Spruch „Momento audere semper“ (Denke daran, dich immer zu trauen) der Dichterin Gabriele d’Annunzio Mut zu.

Kimmich, der es früh mit einem Schuss versuchte (2.), und Müller, der wenig später Kane eine Chance auflegte (7.), versuchten von Beginn an, das Spiel an sich zu reißen. Wie der gesamten Mannschaft war den beiden Anführern aber anzusehen, dass nach schweren Tagen in der Bundesliga die Leichtigkeit fehlte. Zumal Lazio sich zu Beginn auf die Defensive beschränkte und kaum Interesse zeigte, zu gestalten und den Bayern damit Räume zu bieten.

Ein Freistoß von Sané, der weit von seiner Form der Hinrunde entfernt spielte, verfehlte das Tor nur knapp (32.). Der Abschluss von Musiala nach guter Einzelleistung (40.) wäre normalerweise kaum herauszuheben, gehörte aber an diesem Abend zu den wenigen Münchner Chancen zur Führung in der ersten Halbzeit. Müller diskutierte nach spielerischen Missverständnissen mit Jamal Musiala und Kane. Tuchel verfolgte die Begegnung mal im Stehen, mal im Sitzen mit kritischem Blick.

Die Bayern-Abwehr um Upamecano und Minjae Kim war in der ersten Halbzeit kaum gefordert. Die Lazio-Mannschaft von Trainer Maurizio Sarri beschäftige die Gäste – anders als Leverkusen vor vier Tagen – vor allem mit Pressing, nicht aber mit gefährlichen Offensivaktionen. Ausnahmen waren der Schuss von Luis Alberto, der knapp am Tor von Neuer vorbeiging (22.), und der von Isaksen, der noch deutlicher das Ziel verfehlte (37.). In der Pause wurde Kimmich am Knöchel behandelt, konnte aber weiterspielen.

„Lazio wird das meiste aus der Außenseiterrolle machen“, hatte Tuchel prophezeit – und sollte recht behalten. Der Tabellensiebte der Serie A blieb, angetrieben vom lautstarken Heimpublikum, ein unbequemer Gegner – und war zu Beginn der zweiten Halbzeit plötzlich torgefährlich. Nach einem Fehler von Upamecano kam der Ball zu Isaksen, der aber zu zögerlich abschloss und an Neuer scheiterte (48.). Lazio spürte jetzt, wie verwundbar die Bayern sind.

Tuchel hatte da schon leicht umgestellt, Musiala ins Zentrum hinter Kane beordert, Sané nach links und Müller nach rechts. Wirklich beflügeln konnte die Maßnahme das Bayern-Spiel aber nicht. Dann leitete Upamecano mit seinem klaren Foul an Isaksen im Strafraum den nächsten Rückschlag ein: Immobile ließ die Fans in Rom jubeln. Mit einem Mann weniger wurde die Aufgabe für die Münchner noch schwerer.

Den Bayern gelang es auf der anderen Seite erneut nicht, ihren Stürmerstar Kane in Szene zu setzen. Viele Angriffe wurden zu schleppend vorgetragen und waren für den Achten der Serie A leicht auszurechnen. In der Schlussphase drängte Lazio sogar noch auf das zweite Tor. Felipe Anderson vergab die Chance zum 2:0 (89.).

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