Am 20. Spieltag der Fußball-Bundesliga bleiben die großen Sensationen aus. Der Letzte Darmstadt kann Tabellenführer Leverkusen nicht groß ärgern, Mainz dagegen ärgert sich zu Hause gegen Bremen. Bochum ärgert sich über ein spätes Handspiel, während Stuttgart seine Champions-League-Hoffnungen nährt.
SV Darmstadt 98 – Bayer Leverkusen 0:2 (0:1)
Die Bayern können kommen: Bayer Leverkusen hat seine Generalprobe vor dem Liga-Gipfel mühelos gemeistert. Das Team von Trainer Xabi Alonso gewann beim Schlusslicht Darmstadt 98 mit 2:0 (1:0) und geht als Tabellenführer in das Spitzenspiel gegen die Münchner am kommenden Samstag. Vorher wartet allerdings auch im Viertelfinale des DFB-Pokals mit dem VfB Stuttgart am Dienstag ein dicker Brocken.
Doppelpacker Nathan Tella (33., 52.) schoss die Werkself zum fünften Sieg in Serie gegen die Lilien. Bayer blieb damit auch im 29. Saisonspiel ungeschlagen und überbot seine Vereinsrekord-Serie aus der Zweitliga-Saison 1978/79 von damals 28 Partien ohne Niederlage. Darmstadt wartet dagegen bereits seit 13 Spielen auf einen Sieg und ist weiter Liga-Schlusslicht.
Der Matchplan des Außenseiters wurde vor 17.810 Zuschauern gleich in der ersten Aktion deutlich. Nach Ballgewinn im Mittelfeld schaltete Darmstadt schnell um, Gerrit Holtmann gab nach 16 Sekunden einen zu hohen ersten Warnschuss ab. Die zweitbeste Offensive der Liga tat sich zunächst schwer gegen das tiefstehende Lilien-Bollwerk. Beim einzigen schönen Angriff in der Anfangsphase über Granit Xhaka und Alejandro Grimaldo zielte Adam Hlozek knapp vorbei (16.).
Die Hessen wirkten in der ersten halben Stunde gefährlicher. Erst prüfte Luca Pfeiffer mit einem Drehschuss Lukas Hradecky (24.), Emir Karic nickte dem Schlussmann den Ball freistehend aus vier Metern in die Arme (39.). Der Kopfballtreffer von Tella nach Maßflanke von Grimaldo an den zweiten Pfosten kam aus dem Nichts. Doch mit einem Endspurt vor der Pause samt Chancen von Neuzugang Borja Iglesias (41.), Robert Andrich (42.) und Florian Wirtz (45.) verdiente sich Bayer die Führung.
In der zweiten Halbzeit machte Leverkusen am windigen Böllenfalltor gleich druckvoll weiter, Tella traf nach Traumkombination über Xhaka und Wirtz wuchtig unter die Latte. Damit war der Widerstand gebrochen, Bayer schnürte das Schlusslicht durchgehend am Strafraum ein. Bei den nun deutlich flüssigeren Kombinationen fehlte vor dem Tor lediglich etwas die Zielstrebigkeit, Wirtz traf noch per Schlenzer die Latte (75.).
1. FSV Mainz 05 – Werder Bremen 0:1 (0:1)
Der FSV Mainz 05 schlittert weiter ungebremst dem Abstieg entgegen. Die Mannschaft von Trainer Jan Siewert verpasste beim 0:1 (0:1) gegen Werder Bremen erneut den dringend benötigten Befreiungsschlag im Kampf um den Klassenerhalt und wartet seit neun Spielen auf einen Sieg. Den Rheinhessen stehen unruhige Fastnachtstage bevor. Marvin Ducksch (2.) versetzte den einmal mehr engagierten, aber zu harmlosen Mainzern den nächsten Nackenschlag. Im wichtigen Nachholspiel gegen den direkten Konkurrenten Union Berlin am Mittwoch (18.30 Uhr/DAZN und im Liveticker bei ntv.de) stehen Siewert und der FSV enorm unter Druck. Bremen blieb dagegen zum siebten Mal nacheinander ungeschlagen – und nimmt langsam sogar die Europacup-Ränge ins Visier.
Sportvorstand Christian Heidel hatte angesichts der brenzligen Lage appelliert, Werder müsse „gegen eine ganze Stadt“ spielen. Er sprach von „zentralen Spielen“ mit Blick auf die beiden anstehenden Aufgaben. Schnell folgte jedoch Ernüchterung, die Mainzer erwischten einen Albtraumstart. Eine verunglückte Abwehraktion von Anthony Caci landete vor den Füßen von Ducksch, der aus der Drehung zur Führung traf und den Plan der Rheinhessen über den Haufen warf. Olivier Deman ließ per Kopf dazu die Chance aufs zweite Tor liegen (10.).
Mainz benötigte etwas Zeit, um den Schock zu verdauen. Der FSV investierte in der Folge zwar viel, hatte bei einem Pfostentreffer von Tom Krauß (17.) dazu etwas Pech, präsentierte sich jedoch erneut zu ideenlos in der Offensive. Die Bemühungen von Amiri und Jonathan Burkardt verpufften oftmals. Werder setzte dagegen Nadelstiche und sorgte durch Justin Njinmah (42.) noch einmal für Gefahr.
An der Herangehensweise beider Teams änderte sich auch nach dem Seitenwechsel nicht viel. Die Gäste beschränkten sich auf Konter, Mainz fiel wie schon im Rhein-Main-Duell bei Eintracht Frankfurt (0:1) zunächst keine passende Antwort ein. Es dauerte, bis Ngankam (61.) Werder-Torhüter Michael Zetterer mit dem ersten Abschluss nach langer Zeit forderte. Der FSV wurde danach zwingender: Karim Onisiwo fand jedoch keinen Weg durch die dicht gestaffelte Werder-Defensive (66.), nur eine Minute später rauschte ein Kopfball des eingewechselten Ludovic Ajorque nur knapp vorbei. Mainz warf in der Schlussphase alles nach vorne, Onisiwo köpfte aber knapp drüber (82.).
VfL Bochum – FC Augsburg 1:1 (1:0)
Der VfL Bochum hat trotz eines traumhaften Fallrückziehers von Moritz Broschinski einen großen Schritt in Richtung Klassenerhalt verpasst. Die Mannschaft von Trainer Thomas Letsch trennte sich vom FC Augsburg nach Führung nur 1:1 (1:0), blieb aber im siebten Spiel in Serie im Ruhrstadion ungeschlagen. Broschinski (33.) brachte das Heimteam mit seinem artistischen Treffer zunächst auf die Siegerstraße, Augsburg schlug durch einen Handelfmeter von Ermedin Demirovic (90.+1) zurück. Damit liegen die Schwaben in der Tabelle weiter einen Punkt vor Bochum.
Im Bochumer Regen bestimmten die Gastgeber die Anfangsphase. In Ballbesitz spielten sie blitzschnell nach vorne, setzten Augsburg immer wieder unter Druck. Folgerichtig ging auch die erste Chance des Spiels an das Heimteam: Am eigenen Strafraum schnappte sich Patrick Osterhage den Ball und setzte zum Solo über den gesamten Platz an. Am Ende verzog er seinen Schuss aus bester Position links am Gästetor vorbei (9.).
In einer in den Zweikämpfen sehr hart geführten Partie blieben die Bochumer das aktivere Team. Oft wurde der quirlige Christopher Antwi-Adjei mit seinem hohen Tempo gesucht, doch auf dem vom Regen durchnässten Untergrund hatten die Teams nun Schwierigkeiten, sich zwingende Möglichkeiten zu erspielen.
Und so fiel die Bochumer Führung vor 24.500 Zuschauern dann doch aus dem Nichts – und wie. Eine Flanke von Antwi-Adjei landet über mehrere Stationen zufällig bei Broschinski, der aus kurzer Distanz mit einem fulminanten Fallrückzieher seinen ersten Saisontreffer erzielte. Das Ruhrstadion tobte, Letsch ballte an der Seitenlinie mit einem Grinsen im Gesicht mehrmals die Hand zur Faust.
Im zweiten Durchgang agierten die Gäste offensiver, Bochum setzte mit Konterangriffen Nadelstiche. Thorup gestikulierte wild an der Seitenlinie, feuerte seine Mannschaft immer wieder lautstark an. Nach einer Stunde brachte der Däne dann den offensiven Neuzugang Pep Biel, doch Augsburger Großchancen blieben Mangelware. Auf der anderen Seite vergaben Moritz Kwarteng (75.) und Matus Bero (76.) leichtfertig. Dies wurde am Ende bestraft.
SC Freiburg – VfB Stuttgart 1:3 (1:2)
Der VfB Stuttgart hat den nächsten großen Sieg eingefahren und sein Neujahrstief ganz offensichtlich weit hinter sich gelassen. Die Schwaben gewannen beim eigentlich so heimstarken SC Freiburg dank eines furiosen Starts mit 3:1 (2:1) und festigten den dritten Tabellenplatz. Nach der jüngsten Gala gegen Rasenballsport Leipzig (5:2) war es der nächste eindrucksvolle Leistungsnachweis, ins Jahr 2024 war der VfB zuvor noch mit zwei Niederlagen gestartet.
Der zuletzt bereits so starke Deniz Undav (3.) und Chris Führich (7.) trafen ganz früh für den zu Beginn drückend überlegenen VfB, der nach der Roten Karte gegen Merlin Röhl wegen groben Foulspiels (18.) dann auch noch in Überzahl spielte. Dennoch fand Freiburg durch Lukas Küblers Treffer (45.+11) noch einmal zurück ins Spiel. Maximilian Mittelstädt (74.) legte allerdings nach, am Ende stand ein verdienter Sieg der Stuttgarter, die erster Verfolger von Bayer Leverkusen und Bayern München bleiben.
Die dritte Minute lief, da spielte Kapitän Waldemar Anton einen perfekten Steilpass, Undav nahm ihn auf und traf eiskalt ins lange Eck. Es war Tor Nummer 13 im 17. Bundesligaspiel seiner Karriere – der letzte Deutsche, der derart erfolgreich startete, war Horst Hrubesch 1975/1976. Und nur vier Minuten später hatten die Freiburger im Zentrum schon wieder keinen Zugriff, Undav fand Führich, der ebenso seelenruhig wie zuvor sein Kollege vollendete.
Die Gastgeber indes fanden sich in einer völlig ungewohnten Lage wieder. Erst ein einziges Bundesliga-Heimspiel hatten sie in dieser Saison verloren, vor mehr als vier Monaten gegen Borussia Dortmund (2:4) war das, der VfB überrannte sie nun aber zunächst – und es kam noch schlimmer: Toptalent Röhl ging mit offener Sohle in einen Zweikampf mit Mittelstädt und sah Rot. Die Ernüchterung im Stadion war greifbar, das Spiel schien früh verloren. Doch in der endlos langen Nachspielzeit der ersten Hälfte – der Platz hatte wegen eines Fanprotests gesäubert werden müssen – gelang Kübler per Kopf nach einer Ecke der Ausgleich, es war Freiburgs erster Torschuss.
Das Duell war in der zweiten Hälfte ein anderes. Stuttgart ließ den Ball laufen, kam aber deutlich seltener durch, und auch Freiburg wirkte nicht mehr chancenlos. Maximilian Eggestein (52./90.+5) hätte zweimal treffen können, Michael Gregoritschs Kopfball (90.+2) wurde auf der Linie geklärt. Für Stuttgart war es eine durchaus wacklige Angelegenheit, auch bei Standards strahlte der SC Gefahr aus – doch Mittelstädts Treffer wirkte beruhigend.