Die Grippewelle in Deutschland hat an Wucht gewonnen. In der Woche bis zum 21. Januar habe die Influenza-Aktivität deutlich zugelegt, schreibt das Robert-Koch-Institut (RKI) in seinem Bericht zu akuten Atemwegserkrankungen (ARE-Wochenbericht). Alle Altersgruppen seien betroffen.
Beim Erreger RSV (Respiratorisches Synzytial-Virus), der Kleinkindern gefährlich werden kann, ist demnach noch kein deutlicher Rückgang zu beobachten. Bei Corona hingegen schwächt sich die Situation wie schon in den Vorwochen weiter ab.
Insgesamt spricht das RKI von einem Wiederanstieg der Zahl der akuten Atemwegserkrankungen in der vergangenen Woche, insbesondere betreffe das Kinder. Geschätzt seien etwa 5,5 Millionen solcher Fälle in der Bevölkerung aufgetreten, unabhängig von einem Arztbesuch. Die Zahlen hatten Ende 2023 bereits deutlich höher gelegen, waren zwischenzeitlich aber während der Schulferien über Weihnachten und den Jahreswechsel gesunken.
Die Dynamik bei der Grippe wird auch an den offiziell gemeldeten Fällen deutlich: Von den fast 44.000 Infektionen, die seit Oktober bundesweit im Labor nachgewiesen wurden, entfallen mehr als 13.000 auf die Vorwoche. „Von einer Krankenhauseinweisung sind insbesondere Kinder mit RSV-Infektion unter zwei Jahren und Schulkinder mit einer Influenzavirusinfektion betroffen“, berichtet das RKI. Bei älteren Menschen führe neben Grippe weiterhin auch Covid-19 häufig zu schweren Krankheitsverläufen.
Die Hausarztpraxen bekommen die Infektionswelle zurzeit deutlich zu spüren. „Seit einigen Wochen steigt die Zahl der Grippefälle spürbar an“, sagte der Bundesvorsitzende des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes (HÄV), Dr. Markus Beier, dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). Auch der Eindruck aus den Praxen bestätigt: Die Zahl der Atemwegserkrankungen bewegt sich nun wieder auf einem hohen Niveau. Für diese Jahreszeit sei das allerdings nicht ungewöhnlich, so Beier. Dennoch sei die Zunahme der Grippeinfektionen „vor dem Hintergrund der insgesamt deutlich zu niedrigen Impfquoten“ jedes Jahr eine Herausforderung, sagte Beier.
Um die Übertragungswahrscheinlichkeit von Krankheitserregern in geschlossenen Räumen zu reduzieren, empfiehlt das RKI regelmäßiges Stoßlüften. Außerdem sollten Menschen mit akuten Atemwegssymptomen eine Maske zum Fremdschutz tragen. Das sei besonders wichtig, wenn sich ein enger Kontakt mit einer Person aus einer Risikogruppe nicht vermeiden lässt. Zudem sollten Personen, für die die Ständige Impfkommission (STIKO) die Grippeschutzimpfung empfiehlt, sich möglichst bald noch impfen lassen. Auch der Hausärztinnen- und Hausärzteverband rät insbesondere vulnerablen Gruppen, sich in Situationen, in denen viele Menschen in Innenräumen eng beisammen sind, mit einer FFP2-Maske zu schützen.