Mit viel Feuerwerk haben die Menschen überall in Deutschland das neue Jahr begrüßt. In Berlin feierten Zehntausende bei der großen Silvesterparty am Brandenburger Tor, wo es erstmals seit mehreren Jahren auch wieder ein Höhenfeuerwerk gab. Überschattet wurden die Feierlichkeiten allerdings von Ausschreitungen und zwei Todesfällen.
Im Koblenzer Stadtteil Rübenach wurde ein 18-Jähriger beim Zünden eines Böllers tödlich verletzt und starb trotz Reanimationsversuchen. In der Oberpfalz in Bayern kam ebenfalls ein 18-Jähriger ums Leben. Der junge Mann hatte nach bisherigen Informationen der Polizei in Eschlkam im Landkreis Cham einen Böller in ein Kunststoffrohr geworfen, um ihn darin explodieren zu lassen.
Als der junge Mann mit dem Kopf über dem Rohr gewesen sei, sei der Böller explodiert und habe den Mann im Kopfbereich verletzt, teilte die Polizei mit. Eine weitere Person wurde bei dem Vorfall leicht verletzt. Die Kriminalpolizei ermittelt zu den Hintergründen des Vorfalls.
In der Hauptstadt fanden die Feiern nach den Krawallen im vergangenen Jahr unter verschärften Sicherheitsvorkehrungen statt. Zwar blieben größere Ausschreitungen aus, dennoch meldete die Polizei erneut Angriffe auf Beamte und Rettungskräfte. Bis etwa 2 Uhr kam es in Berlin zu mehr als 230 Festnahmen. Zudem seien 15 Beamte verletzt worden, teilte die Polizei über X mit. An zahlreichen Orten im gesamten Stadtgebiet wurden Einsatz- und Rettungskräfte demnach mit Pyrotechnik, Schreckschusswaffen und Flaschen angegriffen. Gegen 3 Uhr beruhigte sich die Lage wieder.
Am Neptunbrunnen unweit des Alexanderplatzes bewarfen sich bereits vor Mitternacht 500 Menschen mit Pyrotechnik. Als Beamte der Polizei einschritten, wurden sie eigenen Angaben zufolge von einer 200-köpfigen Gruppe mit Feuerwerkskörpern beschossen. Mehrere Menschen wurden festgenommen.
In Gropiusstadt im Bezirk Neukölln wurde ein geparkter Einsatzwagen mit einer Kugelbombe beschossen und so stark beschädigt, dass er aus dem Einsatz genommen werden musste. Ebenfalls in Neukölln kam es zu neun Festnahmen, nachdem Menschen versucht hatten, aus Glasflaschen, Stofffetzen und Benzin Molotow-Cocktails zu basteln.
Auch die Berliner Feuerwehr war im Dauereinsatz: Innerhalb weniger Stunden wurden die Einsatzkräfte eigenen Angaben zufolge mehr als 500 Mal alarmiert, darunter zu mehreren Bränden in Wohnungen und einem Garagenkomplex im Bezirk Wilmersdorf.
In Berlin war die Polizei war mit einem Großaufgebot im Einsatz. Auch die Feuerwehr hatte die Zahl der Einsatzkräfte nach den Krawallen beim vergangenen Jahreswechsel aufgestockt. In der Silvesternacht 2022/23 waren Einsatz- und Rettungskräfte in Berlin und anderen Städten massiv angegriffen worden. Zum Teil musste die Polizei ausrücken, um Feuerwehrleute beim Löschen von Bränden gegen Angriffe zu schützen.
Am Donnerstag hatten die Berliner Polizei und Feuerwehr in einem auf der Onlineplattform X veröffentlichten Video an die Bevölkerung appelliert. „Greift uns nicht an. Beschießt uns nicht mit Böllern, Raketen oder Schreckschusswaffen“, hieß es darin.
In anderen deutschen Städten verlief der Jahreswechsel im Vergleich zum vergangenen Jahr verhältnismäßig ruhig. In Stuttgart zog die Polizei mit Blick auf ihren Einsatz rund um den Schlossplatz eine erste positive Bilanz. Bis um 4 Uhr nahmen die Beamten rund 30 Anzeigen auf, darunter vor allem Verstöße gegen das Sprengstoffgesetz. Laut Polizeiangaben kam es zu keinen „schwerwiegenden Vorkommnissen“.
In Köln wurden die Sicherheitsmaßnahmen für die Silvesternacht rund um den Dom noch einmal verstärkt. Rund 1000 Polizisten waren laut dem Leiter der Verkehrsdirektion der Kölner Polizei, Frank Wißbaum, im Einsatz, um den Bereich abzusichern und die Bevölkerung zu schützen. Zuvor hatte die Kölner Polizei mitgeteilt, drei weitere Terrorverdächtige im Zusammenhang mit möglichen Anschlagsplänen auf den Dom in Gewahrsam genommen zu haben.
Bereits seit Weihnachten sind die Sicherheitskräfte in Köln wegen einer Terrorwarnung in verstärkter Alarmbereitschaft. Nach dem „Gefahrenhinweis“ hatte die Kölner Polizei am Tag vor Heiligabend den Dom mit Spürhunden durchsucht. Sprengstoff wurde dabei nicht gefunden. Die Weihnachtsmessen fanden in den folgenden Tagen unter verschärften Sicherheitsmaßnahmen statt.