Für Stromkunden in Mecklenburg-Vorpommern zeichnet sich bei den Netzentgelten eine höhere Entlastung ab als bislang angenommen.
Die Bundesnetzagentur habe mittlerweile aktuellere Daten zur Verfügung, mit denen die zu verteilenden Netzausbaukosten erneut abgeschätzt worden seien, teilte Wirtschaftsminister Reinhard Meyer (SPD) am Donnerstag mit. Demnach erhöhe sich die Entlastung noch einmal um bis zu 70 Prozent gegenüber der ersten Abschätzung von Anfang Dezember. „Nach eigenen Berechnungen des Wirtschaftsministeriums wird davon ausgegangen, dass die Netzentgelte im Land in Summe um bis zu 180 Millionen Euro pro Jahr sinken werden.“
Anfang Dezember hatte sich für den Norden ein Ende der Benachteiligung durch besonders hohe Netzentgelte abgezeichnet. Die Bundesnetzagentur hatte ein Eckpunktepapier vorgelegt, nach dem Haushalte und Unternehmen in Regionen mit einem starken Ausbau von Wind- und Solarstromanlagen entlastet werden sollen. Nach damaligen Worten Meyers kam die Netzagentur nun in Teilen einer vom Land schon seit langem erhobenen Forderung nach. „Die aktualisierten Daten werden wir nun gemeinsam mit der Bundesnetzagentur besprechen und das Modell auf seine Zukunftsfähigkeit prüfen“, sagte Meyer nun. Unklar ist noch, wie stark sich die Reduzierung auf die Stromrechnung niederschlägt, weil Netzbetreiber zugleich einen Anstieg der Netzentgelte angekündigt haben.
In seiner Energiebilanz für das abgelaufene Jahr machte Meyer deutlich, dass Mecklenburg-Vorpommern 2023 wichtige Beiträge zur Sicherung der Energieversorgung geleistet habe. „Aufgrund der insbesondere durch den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine hervorgerufenen Energiekrise und einer drohenden Mangellage mussten innerhalb kürzester Zeit Alternativen zu bisherigen Versorgungsstrukturen aufgebaut werden“, so der Minister. „Hervorzuheben sind hier zum einen die Sicherstellung der Ölversorgung PCK-Raffinerie Schwedt über den Rostocker Hafen und die Ölpipeline, zum anderen die Inbetriebnahme des LNG-Terminals Lubmin im Januar 2023 sowie die Planung und das Genehmigungsverfahren für die Pipeline sowie die LNG-Terminals in Mukran.“
Einer der wichtigsten Schwerpunkte für die Zukunft soll nach Meyers Worten das Thema grüner Wasserstoff sein – also Wasserstoff, der mittels erneuerbarer Energien erzeugt wird. „Mecklenburg-Vorpommern bietet ideale Voraussetzungen, um eine führende Rolle in der Wasserstoffwirtschaft einzunehmen“, sagte Meyer. „Für die Erzeugung von grünem Wasserstoff sind wir dank der großen Potenziale für Wind- und Photovoltaikanlagen, die den notwendigen Strom liefern, sowie viel Expertise und Engagement bei den Beteiligten im Land optimal aufgestellt.“ Zugleich sei Mecklenburg-Vorpommern aufgrund seiner geografischen Lage und seiner Infrastruktur prädestiniert als Drehkreuz für Wasserstoffimporte im Ostseeraum.