Heizen, Bauen, Lagern – Holz hat als Rohstoff an Bedeutung gewonnen. Mit der erhöhten Nachfrage hat das zuletzt auch viele Diebe angelockt – deutlich mehr als in den Vorjahren. In einigen Bundeländern ist nach Angaben der jeweiligen Landeskriminalämter (LKA) die Zahl der Holzdiebstähle gestiegen. In vielen Bundesländern haben sich die Fälle von geklauten Baumstämmen, gefällten Bäumen oder gesägten Hölzern sogar verdoppelt.
Der größte Anstieg wurde in Rheinland-Pfalz verzeichnet: Hier hatte es bis Ende November nach Angaben des LKA 118 entsprechende Strafanzeigen gegeben – 2018 seien es insgesamt noch 18 Straftaten gewesen. Hintergrund des Fallzahlenanstiegs könnten die höheren Ausgaben für Energie sein, hieß es aus Rheinland-Pfalz. „Aus Angst vor einem Gasmangel im Winter und um Geld zu sparen, setzen mehr Menschen auf Heizen mit Holz.“
In Baden-Württemberg liege der Schaden bereits jetzt über dem Gesamtschaden des vergangenen Jahres, hieß es vom Landeskriminalamt (LKA) auf Nachfrage Ende November. Der Schaden habe sich schon im vergangenen Jahr auf rund 345.000 Euro belaufen.
Der nachwachsende Rohstoff gewinnt laut Julia Möbus, Geschäftsführerin des Deutschen Säge- und Holzindustrie Bundesverbands, immer mehr an Bedeutung, als Baumaterial, Ersatz für fossile Produkte und erneuerbare Energiequelle. „Angesichts einer außergewöhnlichen Marktsituation im vergangenen Jahr haben sich in Deutschland offenbar Absatzmöglichkeiten für gestohlenes Rundholz aufgetan, die zu vermehrten Holzdiebstählen im Wald führten.“
Auch in Berlin gab es deutlich mehr Fälle – am häufigsten wurde dort den Angaben nach von Baustellen gestohlen. Eine Ausnahme bildet Sachsen: Dort sei die Zahl an Diebstählen zurückgegangen. Aus mehreren Bundesländern gab es keine Angabe zu den Diebstählen.
Für viele Waldbesitzer bedeutet der Holzdiebstahl neben Ärger auch einen wirtschaftlichen Verlust. „Die Landesforstverwaltungen schreiben diese Verluste meist einfach ab“, erklärte Maurice Strunk, Geschäftsführer des Netzwerks der Forstunternehmen und Forsttechnik. „Der Privatwald besteht ja meist aus Waldbesitzern mit nur wenigen Hektar Wald. Wenn dort deren Holz als Ergebnis einer jahrzehntelangen Waldpflege einfach gestohlen wird, dann verlieren sie im Zweifel alle ihre Erlöse aus dem Wald für 20 Jahre und mehr.“
Der Verband fordert einen stärkeren Einsatz von Digitalisierung, um Diebstahl zu verhindern. Mit modernen Forstmaschinen könne die Anzahl der produzierten Holzstämme dem Waldbesitzer nahezu in Echtzeit zur Verfügung gestellt werden, so Strunk. Das ließe Dieben kaum Chancen. Aber auch andere Technik helfe. „Um Diebstähle zu verhindern, setzen Forstämter oder aber Privatleute immer wieder im Holz versteckte GPS-Sender ein“, hieß es vom LKA in Hessen. Für Privathaushalte empfahl das LKA Berlin einen abschließbaren Holzverschlag.