Als Schiedsrichter Nicolas Winter die Zweitliga-Partie zwischen dem FC Hansa Rostock und dem FC Schalke 04 beim Stand von 2:0 (0:0) für die Gäste abpfiff, hatte er einen langen Arbeitstag hinter sich.
Knapp eine halbe Stunde später als ursprünglich vorgesehen war das Spiel beendet worden. Schuld waren Ausschreitungen auf den Zuschauerrängen und eine daraus resultierende Spielunterbrechung. „Was dort passiert ist, wollen wir nicht in einem Fußballstadion sehen“, sagte Schalke-Trainer Karel Geraerts.
Ende der ersten Halbzeit hatte der Schiedsrichter die Begegnung unterbrechen müssen. Schalke-Anhänger hatten mittels eines Nothammers eine Sicherheitsscheibe zum Heimbereich durchbrochen. Daraufhin lieferten sich beide Fanlager mittels Pyrotechnik Auseinandersetzungen. Laut Angaben der Polizei konnte aber das direkte Aufeinandertreffen der beiden Fangruppen verhindert werden. Ein Polizeibeamter sowie zwei Mitarbeiter des Ordnungsdienstes wurden leicht verletzt. Auch ein Sanitäter wurde im Gästefanblock körperlich angegriffen.
Nach der 28-minütigen Unterbrechung gab es zuerst eine Rote Karte. Rostocks Junior Brumado hatte unmittelbar vor der Unterbrechung in einem Zweikampf mit Schalkes Blendi Idrizi zu heftig den Ellenbogen eingesetzt. Winter zeigte Brumado dafür zuerst Gelb und vor der Spielfortführung nach einem Hinweis des Videoassistenten und Ansicht der Videobilder glatt Rot.
„Das war mit Sicherheit der Knackpunkt im Spiel. Da wurde uns ein Strich durch die Rechnung gemacht“, sagte Hansas Abwehrmann Oliver Hüsing. Noch deutlicher wurde Trainer Alois Schwartz. „Mit Sicherheit geht Junior in den Mann rein. Aber der Ellenbogen ist nicht draußen, der Arm ist angelegt. Da sein Gegenspieler 1,70 Meter ist, bekommt er Juniors Schulter ins Gesicht. Das ist maximal unglücklich gelaufen“, kritisierte der 56-Jährige den Platzverweis.
Bis dahin kontrollierten die Rostocker im letzten Heimspiel des Jahres die Partie und hielten die Gäste in Schach. „Das Geschehen spielte sich zwischen den Strafräumen ab. Je länger das Spiel ging, desto ball- und passsicherer wurden wir“, sagte Schwartz.
Nach der 28-minütigen Unterbrechung und der Roten Karten für Brumado zog sich Hansa vor 27.250 Zuschauern in Unterzahl tief in die eigene Hälfte zurück und verteidigte mit Leidenschaft das eigene Tor. Schalke tat sich lange schwer, aus der numerischen Überlegenheit Kapital zu schlagen. Für den Führungstreffer sorgte schließlich Idrizi, der nach Pass von Simon Terodde den Ball aus Nahdistanz verwandelte (72.). In der Schlussphase warf Hansa noch mal einmal alles nach vorne, wurde aber durch Kenan Karaman eiskalt zum 0:2 ausgekontert (86.).
„Wir haben viel weg verteidigt, wurden aber immer weiter hinten reingedrückt. Jetzt stehen wir mit leeren Händen da. Das ist sehr bitter und tut mir leid für die Fans. Wir hätten sie im letzten Heimspiel des Jahres gern mit mehr beschenkt“, sagte Hüsing.
Durch die Heimniederlage rutschte Hansa auf Relegationsplatz 16 ab und muss am kommenden Freitag beim SC Paderborn (18.30 Uhr) unbedingt punkten. „Wir können alle die Tabelle lesen. Aber die Art und Weise, wie wir auftreten, macht mir Mut. Die Entwicklung geht in die richtige Richtung“, sagte Hüsing. Kapitän Markus Kolke pflichtete ihm bei: „Es bringt uns nichts, den Kopf in den Sand zu stecken. Jetzt müssen wir versuchen, in Paderborn die Punkte zu holen.“