Donnerstag, 28.November 2024 | 10:50

Und das schon 70 Jahre: Nur er ist wirklich John Malkovich

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John Malkovich fällt zu seinem runden Jubiläum amüsant aus der Rolle. Der Hollywood-Außenseiter, der am Samstag 70 Jahre alt wird, spielte in seiner langen Karriere meist abgründige Charaktere, Despoten, Agenten, Mörder und Verführer. Nun kommt er kurz vor Weihnachten in der französischen Komödie „Monsieur Blake zu Diensten“ auf die Leinwand. Darin mimt er einen reichen Londoner Geschäftsmann, der bei einer Reise nach Frankreich durch eine Verwechslung als Butler in einem alten Landschloss landet, wo er die Dame des Hauses (Fanny Ardant) und deren verwöhnten Kater hofiert.

Bei der Berlinale im Februar überzeugte die Filmikone noch in dem Drama „Seneca – Oder: Über die Geburt von Erdbeben“. Unter der Regie von Robert Schwentke („Der Hauptmann“) verwandelte sich Malkovich in den römischen Denker und Philosophen Seneca, der zugleich ein Berater des brutalen Kaisers Nero war. In dem Historienspiel wirkten auch Geraldine Chaplin und Julian Sands mit.

Der Brite Sands und der US-Amerikaner Malkovich hatten sich bei ihrem ersten gemeinsamen Film „The Killing Fields – Schreiendes Land“ (1984) angefreundet. Zum Zeitpunkt der Berlinale-Premiere von „Seneca“ war Sands nach einer Wanderung in Südkalifornien seit Wochen als vermisst gemeldet. Erst Monate später, im Juni, wurde seine Leiche in einer Bergregion gefunden.

Im Interview der britischen Zeitung „The Guardian“ im Februar beschrieb Malkovich den Vermissten als seinen „engsten Freund“. Er reflektierte über Sands‘ Verschwinden und die kürzliche Geburt einer Enkeltochter. „Im Dezember werde ich 70“, sagte Malkovich. „Habe ich noch einen Tag, einen Monat, ein Jahr, zehn Jahre? Keine Ahnung“. Die Zeit vergehe so schnell, sagte der Star und betonte zugleich, dass es ihm allerdings egal sei, ob er ein Vermächtnis hinterlasse.

Sein filmisches Erbe umfasst jetzt schon unvergessliche Auftritte. Als eiskalter Verführer Vicomte de Valmont in „Gefährliche Liebschaften“ wurde er 1988 zum Star. In dem Oscar-prämierten Spielfilm über die skrupellosen Intrigen französischer Aristokraten im 18. Jahrhundert trieb er mit Glenn Close und Michelle Pfeiffer hinterhältige Spiele.

Als psychopathischer Killer in Wolfgang Petersens Thriller „In the Line of Fire – Die zweite Chance“ (1993) war er so gut, dass er damit seine zweite Oscar-Nominierung als bester Nebendarsteller holte. Die erste hatte es 1985 auf Anhieb für seine erste größere Filmrolle in dem Drama „Ein Platz im Herzen“ gegeben, mit Sally Field als Farmersfrau während der Großen Depression und Malkovich als ihr blinder Untermieter.

Der in einer Kleinstadt im US-Staat Illinois geborene Schauspieler entdeckte schon als Schüler seine Liebe zum Theater. Er spielte am Broadway und in Produktionen der „Steppenwolf Theatre Company“, lange bevor er zum Film kam.

Malkovich ist ein Hollywood-Außenseiter. Mit seiner Familie lebte der zweifache Vater lange in England und in Frankreich, er drehte oft mit europäischen Regisseuren. Volker Schlöndorff holte ihn 1985 zusammen mit Dustin Hoffman für das Drama „Tod eines Handlungsreisenden“ vor die Kamera, und 1995 noch einmal für die Hauptrolle in „Der Unhold“.

Er hat eine Vorliebe für ungewöhnliche Geschichten. In „Being John Malkovich“ (1999) parodierte er sich selbst. In dem skurril-witzigen Regiedebüt von Spike Jonze schlüpfen die Protagonisten durch einen Tunnel in den Körper des Schauspielers. Dort dürfen sie kurz in der Haut des Stars leben. In dem Science-Fiction-Kultfilm „Per Anhalter durch die Galaxis“ (2005) wurde er zum Guru.

Von Steven Spielberg („Das Reich der Sonne“, 1987) über Bernardo Bertolucci („Himmel über der Wüste“, 1990) bis Woody Allen („Schatten und Nebel“, 1991) holten namhafte Regisseure den Charakterdarsteller vor die Kamera. In seinen über 90 Filmen hat Malkovich kein Genre ausgelassen.

Ein Hollywood-Schönling war er nie. Malkovich hat ein hageres Gesicht und einen oft stechenden Blick. Doch seine Rollenvielfalt – vor der Kamera und auf der Bühne – schränkte das nicht ein. 2011 verführte er als alternder Casanova auf der Bühne der Hamburger Staatsoper in „The Giacomo Variations“. 2017 gab es in der Hamburger Elbphilharmonie langen Beifall für seinen Auftritt als entthronter Diktator eines fiktiven Landes in der Musiktheaterproduktion „Just Call Me God“. Malkovich wagte zum Auftakt eine groteske Aufmachung – als Putzfrau verkleidet schlich er im blauen Kittel, mit Plastikschlappen und buntem Kopftuch über der schwarzen Damenperücke auf die Bühne.

2018 mischte er an der Seite von Sandra Bullock in dem postapokalyptischen Thriller „Bird Box“ mit, zuvor holte er mit Mark Wahlberg in dem brutalen Agenten-Thriller „Mile 22“ gegen hartgesottene Killer aus. Als Produzent und Darsteller wirkte er auch an dem Erotik-Thriller „Shattered – Gefährliche Affäre“ (2022) mit, von der deutschen Schauspielerin Veronica Ferres mitproduziert. Deren Tochter Lilly Krug spielte darin ihre erste Kinohauptrolle als mörderische Femme fatale.

Im November vorigen Jahres trat das Trio dann bei „Wetten, dass..?“ auf. Malkovich erzählte Showmaster Thomas Gottschalk von einer viermonatigen Wackelpudding-Diät. Er habe alle Farben probiert und 35 Kilo Gewicht verloren, sagte der Star mit stoischer Miene – und verspeiste mit Ferres und Krug vor laufender Kamera auch noch Wackelpudding-Portionen.

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