Mittwoch, 27.November 2024 | 11:52

Koordinator Sport fliegt raus: Beim BVB verschwindet plötzlich ein Dominostein

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Fußball-Bundesligist Borussia Dortmund hat sich nach wenigen Monaten von dem Koordinator Sport Slaven Stanic getrennt. Der 49-jährige ehemalige Zweitliga-Profi hatte sich dem Giganten aus dem Ruhrgebiet erst im Mai 2023 angeschlossen. Die Trennung verlief nach Angaben des Vereins einvernehmlich, ruhig war sie jedoch nicht. Der Wind in Dortmund wird rauer.

Vorausgegangen waren dem Ende der Spekulationen über offene Kritik von Stanic an BVB-Trainer Edin Terzić in einer Loge des Dortmunder Stadions. So berichteten Sky und „Bild“, dass der damalige Koordinator Sport nach dem 0:0 in der Champions League gegen AC Mailand Terzić nicht nur kritisiert, sondern auch beleidigt haben soll. Die Worte sollen danach über Umwege auch bis zum Trainer gelangt sein.

Die Thematik Stanic hatte dann in den vergangenen Tagen noch einmal eine neue Dynamik aufgenommen. Sie gipfelte nun in dem Ende der Zusammenarbeit, die der Verein in einem knappen Statement nur einen Tag vor dem richtungsweisenden DFB-Pokal-Achtelfinale beim VfB Stuttgart verkündete.

Bemerkenswert an der Mitteilung der Dortmunder war das Fehlen jedweder Abschiedsworte anderer Funktionäre als dem Stanic nahestehenden Sportdirektors Sebastian Kehl. „Slaven Stanic ist mit einem großen Fußballnetzwerk und viel Erfahrung auf unterschiedlichen Gebieten des Profisports im Sommer zu uns gewechselt“, sagte der ehemalige Kapitän des BVB, der im Sommer 2021 als Nachfolger von Michael Zorc in seine aktuelle Position aufgestiegen war. „Intensive Gespräche in den vergangenen Tagen haben jedoch dazu geführt, dass wir einvernehmlich entschieden haben, fortan getrennte Wege zu gehen. Wir gehen im Guten auseinander, wünschen Slaven für seine private und berufliche Zukunft nur das Beste.“

Stanic sprach davon, dass er nach „den Entwicklungen der jüngeren Vergangenheit“ nicht mehr „zu 100 Prozent davon überzeugt“ war, seine Fähigkeiten und sein Wissen „gewinnbringend für Borussia Dortmund“ einzusetzen. Er sagte zudem: „Integrität, Respekt und Vertrauen sind für mich ein hohes Gut. Ich wünsche Hans-Joachim Watzke, Sebastian Kehl, dem Trainerteam sowie der Mannschaft und der gesamten BVB-Familie für die laufende Saison und für die weitere Zukunft alles Gute.“ Der Name Terzić fiel nicht.

Zuletzt waren immer wieder Berichte über eine mögliche Spaltung der Dortmunder Führungsetage an die Öffentlichkeit gelangt. Zwei unterschiedliche Lager sollen sich demnach beim Beinahe-Meister der vergangenen Saison gegenübergestanden haben. Im Kern soll es dabei um ein Kompetenzgerangel zwischen Trainer Terzić einerseits und dem Team um Kehl andererseits gegangen sein. Dem Lager Terzić werden dabei die wichtigen Stimmen von Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke und Berater Matthias Sammer zugerechnet.

„Ich sehe zwischen beiden keinen Dissens“, hatte BVB-Boss Hans-Joachim Watzke am Wochenende in einem Interview mit den „Ruhr Nachrichten“ gesagt und danach einen möglichen Maulwurf ins Spiel gebracht: „Das Einzige, was mich gestört hat, ist, dass in den vergangenen Wochen ein paar interne Dinge an die Öffentlichkeit gelangt sind“ Das, so Watzke, habe es so beim BVB früher nicht gegeben und werde daher weiterverfolgt. Auch Sportdirektor Kehl dementierte per „Kicker“-Interview, dass es zwei Lager gebe: „Das ist Blödsinn. Es gibt nur ein Lager – und das heißt Borussia Dortmund.“

Auf der Pressekonferenz vor dem DFB-Pokal-Achtelfinale hatte BVB-Pressesprecher Seven Westerschulze Fragen nach dem Verhältnis zwischen dem nun ehemaligen Koordinator Sport und Trainer Terzić unterbunden. Der steht ohnehin permanent unter Druck. Spätestens seit Saisonbeginn präsentiert sich seine Mannschaft als zunehmend launische Diva. Eine, die an guten Tagen in der Champions League auswärts bei Newcastle United oder AC Mailand gewinnen kann und die an schlechten Tagen von Bundesliga-Konkurrenten mit deutliche geringeren Personalkosten an die Wand gespielt wird.

Erst am Sonntag errang Borussia gegen das Team der Stunde, Xabi Alonsos Bayer Leverkusen, auswärts zwar einen Punkt, doch alle Statistiken wiesen eine deutlich unterlegene Gästemannschaft aus. Die Borussen hatten sich wohl nicht nur aufgrund der frühen Führung durch Julian Ryerson eingeigelt und auf den beinahe zwangsläufigen Ausgleich gewartet. Nach dem Spiel hatte Terzić Schiedsrichter Daniel Siebert für einen ausbleibenden Elfmeterpfiff nach einem mutmaßlichen Foul an Karim Adeyemi kritisiert. Es wirkte wie der Versuch, von dem inspirationsleeren Auftritt abzulenken.

Das Gebilde Borussia Dortmund wirkt zunehmend wie ein gigantischer Domino-Parcours – kurz bevor jemand den ersten Stein berührt. Es stellt sich die Frage, an welcher Position der Stein Stanic platziert war und ob seine Herausnahme, dem Gebilde neue Stabilität verleihen kann. Denn am Ende landen gerade in Dortmund alle Überlegungen immer wieder zu einem Ausgangspunkt zurück. Der beruht auf einer Einlassung der Vereinslegende Adi Preissler. Der fasste den Fußballsport dereinst so zusammen: „Grau is‘ im Leben alle Theorie – aber entscheidend is‘ auf’m Platz.“

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