Sonntag, 24.November 2024 | 12:07

„Nein zu Gewalt gegen Frauen!“: Orange Bänke als Symbol gegen häusliche Gewalt

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Anlässlich des Internationalen Gedenktages zur Beendigung der Gewalt gegen Frauen am 25. November setzten engagierte Vertreter aus verschiedenen Institutionen, Vereinen und Verbänden im Rahmen der UN-Kampagne „Orange the World“ ein deutliches Zeichen gegen Gewalt an Frauen.

Die Gleichstellungsbeauftragten Claudia Wendorf (Landkreis Nordwestmecklenburg), Christina Henning (Stadt Grevesmühlen), und Petra Steffan (Hansestadt Wismar) sowie Brit Gundlack (Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt des Jobcenters Nordwestmecklenburg) und Karina Brauer (AWO-Beratungsstelle für Betroffene von häuslicher Gewalt in Grevesmühlen) stellten symbolisch zwei selbst gestaltete Holzbänke in auffälligem Orange mit der Aufschrift „Nein zu Gewalt gegen Frauen!“ an verschiedenen Standorten in der Region auf.

Diese auffälligen Bänke sollen als sichtbare Symbole dienen und die Aufmerksamkeit auf die Bedeutung des Themas lenken. Auch soll die außergewöhnliche Darstellung häuslicher Gewalt dafür sensibilisieren, dass Gewalt viele Gesichter hat und zum Hinsehen und Handeln auffordern, um sich selbst oder anderen zu helfen. Um Hilfsangebote aufzuzeigen, führt ein QR-Code daher direkt auf die Website der AWO-Beratungsstelle für Betroffene von häuslicher Gewalt in Grevesmühlen.

„Die Zahlen der Betroffenen von häuslicher Gewalt steigen ständig. Bereits im Oktober lag die Anzahl der Betroffenen sowie der durchgeführten Beratungen weit über den Jahresendergebnissen der Vorjahre. Die meisten Menschen geben psychische Gewalt als häufigste Gewaltart an. Jedoch findet diese oft in Kombination mit körperlicher Gewalt statt. Bislang haben sich in diesem Jahr ca. 60 Betroffene gemeldet, davon 6, die meist durch männliche Angehörige gemeinsam mit der Partnerin bedroht bzw. betroffen waren. Die Anzahl der mitbetroffenen, bekannten Kinder liegt ebenfalls bei ca. 60. Die Tendenz ist leider steigend. Dabei ist unklar, ob die Gewalt zunimmt oder ob sich Betroffene häufiger an die Beratungsstelle wenden.“, berichtet Karina Brauer.

Der offizielle Auftakt der Aktion fand am 27. November an der Malzfabrik in Grevesmühlen statt. Nach dem gemeinsamen Hissen der Flagge gegen Gewalt an Frauen mit Frau Katrin Patynowski, erste Beigeordnete und Stellvertreterin des Landrates, ist die erste orange Bank vor dem Kreisverwaltungsgebäude aufgestellt worden. Die zweite sichere Bank gegen Gewalt an Frauen wurde anschließend vor dem Jobcenter Nordwestmecklenburg in Wismar platziert. Interessierte Menschen aus der Bevölkerung sowie weitere Gleichstellungsbeauftragte aus der Landesarbeitsgemeinschaft der Region Westmecklenburg haben sich unterstützend an dem Aktionstag beteiligt.

„Häusliche Gewalt ist keine Privatsache – darauf möchten wir mit unserer Aktion aufmerksam machen und ein Bewusstsein in der Gesellschaft für das Tabuthema schaffen. Meist sind Frauen betroffen, oft auch mit Todesfolge. Doch werden viele Taten aus Angst oder Scham nicht gemeldet. Gewalt gegen Frauen und Mädchen ist eine Menschenrechtsverletzung und hat in Nordwestmecklenburg keinen Platz. Wir alle tragen Verantwortung dafür, dass häusliche Gewalt in der Gesellschaft minimiert wird.“, so Claudia Wendorf.

„Die Plätze in den Frauenhäusern reichen in Nordwestmecklenburg und in ganz Deutschland nicht aus. Potentielle Täter können sich in der Region Westmecklenburg nicht beraten lassen, da in ganz Mecklenburg-Vorpommern lediglich zwei Täterberatungsstellen vorhanden sind. Das Hilfenetz muss in vielerlei Hinsicht verbessert werden, auch bezüglich der Präventionsarbeit.“, so Katrin Patynowski., die Stellvertreterin des Landrates.

Die Kooperationspartnerinnen laden die Bevölkerung herzlich dazu ein, die orangen Bänke als Zeichen der Solidarität und des Engagements zu nutzen – zum kurzen Innehalten oder um Platz zu nehmen für ein Foto. Gewalt gegen Frauen ist ein gesamtgesellschaftliches Problem und gemeinsam können wir dazu beitragen, dass sie nicht länger toleriert wird und Frauen besser geschützt werden.

In Grevesmühlen wird die orange Bank bis zum Jahresende vor der Malzfabrik aufgestellt bleiben und soll anschließend an Interessierte in Nordwestmecklenburg, z.B. Behörden, Kirchen, Arztpraxen, verliehen werden, um möglichst viele Menschen im öffentlichen Raum zu erreichen und dauerhaft sichtbar zu bleiben.

Im Januar 2024 wird sie vor dem Rathaus der Stadt Grevesmühlen aufgestellt und freut sich auf viele Besucher. Auch im Stadtgebiet Wismar kann die Bank ausgeliehen werden.

„In diesem Jahr möchte UN Women die Aufmerksamkeit besonders auf sexistische Gewalt im öffentlichen und im digitalen Raum lenken. Denn alltäglich meiden viele Frauen in der Dunkelheit Bahnhöfe, Haltestellen und Straßen aus Angst vor gewalttätigen Übergriffen. Als Frauenärztin ist es für mich eine Herzensangelegenheit, mich dafür zu engagieren, dass Frauen und Mädchen künftig nicht mehr von Gewalterfahrung bedroht sind.

Daher beteiligen wir, das Team unserer neugegründeten Praxis für Gynäkologie und Geburtshilfe in Boltenhagen, Waldweg 2, uns in den kommenden 16 Tagen an der Kampagne. Wir laden interessierte Menschen ein, bei einem Glas Orangensaft mit uns zum Thema ins Gespräch zu kommen. Solidarisch denken wir dabei besonders an die tapferen Frauen im Iran, die für ihr Freiheitsengagement vom Mullah-Regime mit Verfolgung, Folter, Mord bedroht werden. Und an die Frauen und Kinder in Kriegsgebieten weltweit, wie der Ukraine, die sich schutzlos in alltäglicher Lebensgefahr befinden.“

Fotos: Wiebke Reichenbach/Landkreis Nordwestmecklenburg

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