Mittwoch, 27.November 2024 | 20:46

Bundesliga: Bayer trottelt und triumphiert – Schlusslicht Mainz vernascht RB Leipzig

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Bayer Leverkusen bleibt das Maß der Dinge in der Bundesliga: Die Werkself festigt mit einem Sieg im spektakulären Duell mit Hoffenheim die Tabellenspitze. Rhein-Rivale 1. FC Köln stürzt derweil ans Tabellenende, weil Mainz 05 ohne Coach Svensson RB Leipzig überrascht.

1899 Hoffenheim – Bayer Leverkusen 2:3 (0:2)

Die Seriensieger von Bayer Leverkusen sind derzeit einfach nicht zu stoppen. Der Spitzenreiter der Fußball-Bundesliga gewann am 10. Spieltag eine wilde Partie mit 3:2 (2:0) bei der TSG Hoffenheim. Mit ihrem zehnten Pflichtspielsieg in Folge hat die Werkself einen neuen Klubrekord aufgestellt. „Zauberfuß“ Alejandro Grimaldo (45.+1/70.) und Florian Wirtz (9.) trafen für die Leverkusener, für die nach 15 Pflichtspielen 14 Siege und ein Remis bei Rekordmeister Bayern München zu Buche stehen. Hoffenheim bleibt trotz der Niederlage auf Platz sechs. Die Tore von Anton Stach (56.) und Wout Weghorst (58.) halfen der TSG nicht weiter.

Bei den Leverkusenern fehlte Stürmer Patrik Schick aufgrund einer neuerlichen Verletzung. Die Gastgeber mussten ohne Dennis Geiger, Marco John, Florian Grillitsch und Pavel Kaderabek auskommen. TSG-Stürmerstar Andrej Kramaric saß nach einer überstandenen Verletzung immerhin wieder auf der Bank. Vor 30.150 Zuschauern in der ausverkauften Sinsheimer Arena traten die Gäste in der Anfangsphase dominant auf. Die Leverkusener, die am Donnerstag in der Europa League bei Qarabag Agdam in Aserbaidschan ran müssen, ließen Ball und Gegner laufen.

Die Führung war die logische Konsequenz. Bei dem Treffer nahmen Wirtz und Vorbereiter Victor Boniface in Koproduktion die Hoffenheimer Defensive auseinander. Nach dem Rückstand wurde die TSG etwas aktiver. Marius Bülter prüfte Bayer-Torwart Lukas Hradecky aus der Distanz (12.). Grundsätzlich blieb Leverkusen aber das bestimmende Team. Die Gefahr eines zweiten Gegentreffers blieb für Hoffenheim allgegenwärtig. Das beeindruckende Offensiv-Tempo der Leverkusener war für die TSG-Abwehr meist einen Tick zu hoch. Jonas Hofmann hatte das zweite Tor für die Mannschaft von Trainer Xabi Alonso auf dem Fuß (25.). Elf Minuten später zündete Jeremie Frimpong den Turbo, übersah aber die freien Mitspieler vor dem Tor. Besser machte es Hofmann in der Nachspielzeit der ersten Hälfte, als er mit einer Ecken-Variante Grimaldo in Szene setzte. Das Tor per Direktabnahme war wie schon der Wirtz-Treffer äußerst sehenswert.

Zu Beginn des zweiten Durchgangs änderte sich das Bild. Die Hoffenheimer brachten die Leverkusener Defensive mehrfach in Verlegenheit. Dass Bayer-Rechtsverteidiger Kouakou Kossounou in der Pause durch Josip Stanisic ersetzt wurde, machte sich negativ bemerkbar. Senkrechtstarter Maximilian Beier vergab die Chance auf den Anschluss (50.). Besser machte es Stach kurz darauf aus großer Entfernung. Nach einem verunglückten Pass von Hradecky hob der Mittelfeldspieler den Ball über den Bayer-Keeper. Zwei Minuten später war die Leverkusener Führung dahin. Nachdem Bülter aus der Distanz den Pfosten getroffen hatte, staubte Weghorst ab. Kurz darauf hätte Weghorst per Kopf fast die TSG in Front gebracht (64.). Bayer verlor in dieser Phase völlig die Ordnung. Ein weiterer Geniestreich Grimaldos half Leverkusen aus der Patsche.

1. FSV Mainz 05 – RB Leipzig 2:0 (0:0)

Jan Siewert kletterte auf den Zaun und stimmte höchstpersönlich die „Humba“ an: Schon eine Woche vor dem „Elften im Elften“ hat in Mainz die Fastnacht begonnen. Singend und hüpfend feierten die FSV-Profis mit ihren Fans den ersten Saisonsieg und den dringend benötigten Befreiungsschlag – mit ihrem Interimstrainer als Einpeitscher. „Das ist der Effekt, den man sich natürlich erhofft“, sagte Sportdirektor Martin Schmidt nach dem erlösenden 2:0 (0:0) gegen RB Leipzig zwei Tage nach dem Rücktritt des 05-Urgesteins Bo Svensson bei Sky. „Der Abstiegskampf hat jetzt auch für uns begonnen. Der Sieg war ein Geschenk an Bo.“

Der erste Bundesliga-Dreier seit dem 22. April nach 14 vergeblichen Versuchen brachte sofort die Tabelle in Bewegung: Die Rote Laterne des Letzten wanderte den Rhein hinunter zum 1. FC Köln. Ob der 44-jährige Siewert als Chef weitermachen darf, ließ Schmidt aber noch offen: „Wir lassen das auf uns zukommen, müssen das erstmal verdauen und gehen in die nächste Woche rein.“ Zusammen mit Sportvorstand Christian Heidel werde er eine Entscheidung fällen, „er ist erstmal unser Trainer“.

Während die Mainzer durch die Tore von Jae-Sung Lee (76.) und Leandro Barreiro (82., nach Videobeweis) ein wichtiges Lebenszeichen sendeten, kassierte Leipzig drei Tage nach dem Zweitrunden-Aus im DFB-Pokal als Titelverteidiger den nächsten Rückschlag. Schon am Dienstag sind die Sachsen wieder in der Champions League bei Roter Stern Belgrad gefordert. „So ist Fußball, das zweite Mal die Woche“, klagte Xaver Schlager, „wir können sagen, wir sind dumm, weil wir in einen Konter laufen.“

Mainz hatte turbulente Tage hinter sich. Am Donnerstag war Svensson nach dem schwächsten Saisonstart der Vereinsgeschichte und dem Pokal-Aus als Trainer zurückgetreten, der bisherige U23-Coach Siewert übernahm „bis auf Weiteres“. Dazu kam der andauernde Wirbel um Stürmer Anwar El Ghazi, gegen den mittlerweile die Generalstaatsanwaltschaft Koblenz wegen des Anfangsverdachts der Volksverhetzung ermittelt. Am Freitag kündigte Mainz El Ghazis Vertrag fristlos.

Die Mainzer gingen giftig in die Zweikämpfe und ließen die Leipziger trotz deren Ballbesitzvorteilen nicht zur Entfaltung kommen. Die Partie spielte sich deshalb anfangs nur zwischen den Strafräumen ab. In der harmlosen Offensive der Gastgeber wurde der verletzte Brajan Gruda schmerzlich vermisst. Auch Leipzig fiel wenig bis nichts ein. Nach dem Seitenwechsel war direkt mehr Feuer drin, da nun auch Mainz mehr wagte. Leipzig erhöhte die Schlagzahl immer mehr, die 05er kamen aber immer wieder zu gefährlichen Kontern – einen vollendete Lee mustergültig, wenig später legte Barreiro per Kopf nach.

SC Freiburg – Borussia Mönchengladbach 3:3 (1:3)

Last-Minute-Held Vincenzo Grifo sackte völlig erschöpft im Mittelkreis zusammen, als die Gladbacher Spieler kollektiv auf Schiedsrichter Felix Brych zustürmten. Mit dessen Elfmeterpfiff nach dem Tritt von Luca Chiarodia gegen Noah Weißhaupt konnten Christoph Kramer und Co. überhaupt nicht leben. Denn durch den verwandelten Strafstoß von Grifo setzte sich in der sechsten Minute der Nachspielzeit doch ihre Serie der Inkonstanz fort. Die Rheinländer verspielten eine 3:1-Führung und müssen mit dem 3:3 (1:3) auch nach 20 Monaten weiter auf zwei Bundesliga-Siege in Serie warten. „Das ist sehr bitter. Wir haben mit Mann und Maus verteidigt, wollten nach starker erster Halbzeit unbedingt die Punkte mitnehmen“, sagte Julian Weigl bei Sky: „So ein unglücklicher Elfmeter kann immer passieren. Wir sind sehr enttäuscht.“

Mit zehn Zählern lösen sich die schwach gestarteten Rheinländer dennoch etwas aus dem Tabellenkeller. Jordan Siebatcheu (25.), Alassane Plea (29.) und Weigl (39., Foulelfmeter nach Videobeweis) schossen trotz des frühen Gegentors von Lucas Höler (7.) eine klare Halbzeitführung heraus. Die Breisgauer wendeten aber dank Joker Noah Weißhaupt (70.) und Grifo die dritte Pflichtspielpleite in Serie ab, drohen aber dennoch langsam den Anschluss an die Europacupplätze zu verlieren. „Wir gehen glücklich nach Hause“, sagte Weißhaupt: „Es ist geil noch einen Punkt mitzunehmen, obwohl generell mehr drin war.“

Trainer Christian Streich hatte nach der Pokal-Blamage gegen Paderborn (1:3) eine Reaktion gefordert. „Wir brauchen Stabilität, Mentalität, Zweikampfverhalten und mehr Mut“, so der 58-Jährige. Dafür rotierte er mit fünf Änderungen wieder zu der Elf zurück, die im letzten Ligaspiel in Leverkusen nur knapp mit 1:2 verloren hatte – und dies zeigte Wirkung. Sein Team legte los wie die Feuerwehr, überrannte Gladbach in der Anfangsphase. Merlin Röhl scheiterte vor 34.700 Zuschauern nach 63 Sekunden freistehend an Moritz Nicolas, dann schoss Höler dem Schlussmann aus zwei Metern in die Arme (6.). Keine 60 Sekunden nach seiner Slapstick-Einlage schob Höler einen perfekten Röhl-Querpass ins leere Tor. In Folge konnten die Borussen die Partie etwas beruhigen, stabilisierten sich in der Defensive.

Nach einem ersten Warnschuss von Plea (9.) brachte ein Standard den Ausgleich: Jordan nickte die Kopfballablage von Luca Netz nach einem weiten Freistoß ein, Noah Atubolu kam mit den Fingerspitzen nicht mehr entscheidend ran. Gladbach zog daraus viel Selbstvertrauen, riss das Spiel an sich. Plea vollendete einen starken aber auch extrem schwach verteidigten Sololauf überlegt mit dem Außenrist. Freiburg wirkte nun völlig verunsichert, Philipp Lienhart verursachte mit plumpem Halten gegen Jordan einen Elfmeter. Weigl scheiterte erst an Atubolu. Durfte aber nochmal, weil sich der Schlussmann zu früh von der Linie gelöst hatte und machte es besser.

Nach dem Wechsel schaltete Gladbach in den Verwaltungsmodus und lauerte extrem tiefstehend auf Konter. Der eingewechselte Robin Hack zwang Nicolas zu einer Glanzparade (65.). Freiburg mühte sich offensiv, machte Druck – fand aber selten Mittel gegen das dichte Abwehrbollwerk. Der satte Treffer von Weißhaupt unter die Latte kam aus dem Nichts und war Startschuss für die Schlussoffensive. Grifo behielt dann vom Punkt die Nerven.

1. FC Köln – FC Augsburg 1:1 (1:1)

Viel investiert, einen Punkt geholt, aber trotzdem auf den letzten Tabellenplatz abgerutscht: Der 1. FC Köln übernahm durch das 1:1 (1:1) gegen den FC Augsburg die Rote Laterne. „Es ist wichtig, dass wir in einer schwierigen Situation Geschlossenheit zeigen, das ist bei uns der Fall“, sagte Geschäftsführer Christian Keller bei Sky. Das Team habe ein „ordentliches Spiel“ abgeliefert, so Keller: „Wir sollten mit einem positiven Gefühl nach Hause gehen, wir waren die bessere Mannschaft.“ Der FC hatte deutlich mehr Torschüsse als die bayerischen Schwaben, allerdings fehlte das Fortune im Abschluss. „Wir hatten drei, vier Riesendinger, da müssen wir die Tore machen. Aufgrund der Chancen müssen wir das Spiel gewinnen“, sagte Comebacker Mark Uth.

Linton Maina (16.) hatte Köln verdient in Führung gebracht, doch Augsburg kam durch Phillip Tietz (25.) zum Ausgleich und hatte mit Torhüter Finn Dahmen einen hervorragenden Rückhalt. Für den neuen FCA-Coach Jess Thorup waren es die ersten Punktverluste, die ersten beiden Spiele unter seiner Regie hatte Augsburg gewonnen. „Es war eine sehr, sehr gute zweite Halbzeit von uns, leider haben wir uns nicht belohnt“, betonte Maina. „Jedes Spiel ist ein Endspiel. Ich weiß, wie es ist, im Tabellenkeller zu stehen. Da zählt jeder Punkt, den nehmen wir mit“, äußerte Dominique Heintz.

Nach dem enttäuschenden Auftritt unter der Woche im Pokal in Kaiserslautern hatte Baumgart seine Startelf auf mehreren Positionen umgebaut. Rückkehrer Mark Uth, der nach langer Verletzung erstmals seit Mai 2022 in der Bundesliga begann, erhielt von den Fans den größten Beifall. Zudem startete Dominique Heintz als Linksverteidiger, um für mehr Stabilität zu sorgen. Steffen Tigges ersetzte den zuletzt glücklosen Davie Selke als einzige Sturmspitze.

Trotz der Wechsel spielte der FC direkt zielstrebig nach vorne. Tigges war es, der die erste Großchance auflegte: Per Hacke bediente er Luca Waldschmidt (7.), der aber völlig freistehend verzog. Kurz darauf machte es Maina besser, als er einen Abpraller im Strafraum zu seinem ersten Saisontor nutzte. Doch Augsburg reagierte wie zuletzt stark auf den Rückschlag. Erst traf Ermedin Demirovic (19.) den Pfosten, dann verwerte Tietz eine sehenswerte Vorarbeit von Robert Gumny zum 1:1. Für Tietz war es der dritte Saisontreffer – alle erzielte er unter Trainer Thorup.

Köln, das zuletzt am 26. Spieltag der Vorsaison ohne Gegentreffer geblieben war, hatte kurz vor der Pause großes Glück. Bei einem starken Freistoß von Niklas Dorsch, der an die Latte klatschte, fehlten Zentimeter zum zweiten Augsburger Treffer (41.). Unmittelbar nach der Pause scheiterte Uth im direkten Duell mit Augsburgs Torhüter Dahmen (48.). Dann legte Uth für Waldschmidt auf, der geblockt wurde (50.). Der FC erspielte sich nun ein Übergewicht, ließ aber selbst klarste Chancen aus. Waldschmidt schoss aus 13 Metern Dahmen in die Arme (53.), dann köpfte Jeff Chabot knapp vorbei (54.). Auch Maina (58.) und Uth (61.) konnten Dahmen in dieser Phase nicht überwinden – auf der Gegenseite traf der eingewechselte Ruben Vargas den Pfosten (77.).

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