Schweden und Norwegen betrachten Mecklenburg-Vorpommern nach den Worten von Wirtschaftsminister Reinhard Meyer als potenziellen Brückenkopf für Energielieferungen nach Deutschland.
„Die Hinwendung zu klimafreundlichen Energieträgern erfordert den Aufbau neuer Transportnetze. Wir haben bei unseren Gesprächen in Stockholm und Oslo ein sehr ernsthaftes Interesse an einer engeren Zusammenarbeit auf diesem Gebiet festgestellt“, berichtete der SPD-Politiker nach dem Abschluss einer knapp einwöchigen Skandinavien-Reise, bei der er von einer Wirtschaftsdelegation aus Mecklenburg-Vorpommern begleitet wurde.
Schweden etwa plane den verstärkten Export von auf See gewonnenem Windstrom, der direkt in die mitteleuropäischen Netze fließen oder zur Produktion des klimaschonenden Brennstoffs Wasserstoff genutzt werden könne. Lubmin bei Greifswald biete sich dabei geradezu als Anschlussstelle an, da dort sowohl leistungsfähige Stromleitungen als auch Anbindungen an das europäische Gasverteilnetz vorhanden seien. Auch das in Mukran auf Rügen geplante Terminal für Flüssigerdgas (LNG) komme nach dem Ende der LNG-Anlieferungen in Frage.
In Norwegen sei das Interesse am Hafen in Rostock besonders groß gewesen, der einer von nur zwei Häfen in Deutschland sei, in dem schon jetzt Ammoniak umgeschlagen werden könne. Der zu großen Teilen aus Wasserstoff bestehenden Verbindung wird neben dem reinen Wasserstoff eine wachsende Bedeutung in den Energiekonzepten der Zukunft beigemessen. „Norwegen hatte unser Land zuletzt weniger auf seiner Landkarte. Ich bin sicher, das hat sich mit unserem Besuch geändert“, sagte Meyer.
Die Gespräche in Schweden hätten ihn zudem in seiner Überzeugung bestärkt, dass mit unterschiedlichen Strompreiszonen gezielt Strukturpolitik betrieben werden kann. „Schweden hat vier Strompreiszonen. Im Norden, wo besonders viel Ökostrom produziert wird, ist er auch am billigsten. Das lockt energieintensive Unternehmen an, die Arbeit in strukturschwache Regionen bringen“, sagte Meyer.
Die norddeutschen Bundesländer, in denen wegen der Kosten für den Netzausbau die bundesweit höchsten Strompreise erhoben werden, dringen seit langem auf eine gerechtere Lastenverteilung. Weil sich vornehmlich Länder im Süden der Forderung nach einer solidarischen Umlage verschließen, hatten die Regierungen im Norden die Einrichtung unterschiedlicher Strompreiszonen ins Spiel gebracht. „Wenn es mit der Angleichung der Netzentgelte nicht klappt, wird das wieder ein Thema“, machte Meyer deutlich.
Nach Angaben der Bundesnetzagentur liegt dem Bundestag ein Gesetzentwurf vor, der die Agentur autorisieren würde, faire Netzentgelte einzuführen. Die Beratungen dazu sind noch nicht abgeschlossen.