Freitag, 18.Oktober 2024 | 10:44

Arbeitgeberverband entsetzt: IG Metall fordert Vier-Tage-Woche bei 8,5 Prozent mehr Lohn

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Die IG Metall geht mit der Forderung nach einer Lohnerhöhung von 8,5 Prozent und einer Verkürzung der wöchentlichen Arbeitszeit auf 32 Stunden bei vollem Lohnausgleich in die kommende Tarifrunde der nordwestdeutschen Stahlindustrie mit den Ländern Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Hessen und Bremen.

Die Laufzeit solle rund zwölf Monate betragen, teilte die Gewerkschaft nach einer Sitzung der Tarifkommission in Duisburg mit. “Diese Arbeitszeitverkürzung wäre damit der Einstieg in die Vier-Tage-Woche, die dadurch in vielen Bereichen möglich wird”, sagte der Bezirksleiter der IG Metall NRW und Verhandlungsführer, Knut Giesler.

Die Arbeitgeber lehnten die Forderungen umgehend ab. Die Friedenspflicht für die rund 68.000 Beschäftigten endet am 30. November. Eine Verkürzung der Arbeitszeit von 35 auf 32 Wochenstunden bei vollem Lohnausgleich führe zu einer Erhöhung der Stundenlöhne um 8,6 Prozent, kritisierte der Arbeitgeberverband Stahl. Zusammen mit der geforderten Erhöhung der Entgelte um 8,5 Prozent ergebe dies ein Gesamtvolumen von 17,1 Prozent. Dies überfordere die Leistungsfähigkeit der deutschen Stahlindustrie endgültig und gefährde sie existenziell.

In die letzte Runde war die IG Metall mit der Forderung nach einer Tariferhöhung von 8,2 Prozent gezogen, die Einigung lag bei 6,5 Prozent. Zu der Branche gehören Stahlkocher von Thyssenkrupp, Salzgitter und ArcelorMittal.

Um die Vier-Tage-Woche gibt es bereits seit längerer Zeit Debatten, nicht nur in der Stahlindustrie. Unter anderem wegen des Personalmangels in vielen Branchen gibt es Warnungen. Michael Hüther, Chef vom Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) in Köln, teilte Anfang des Jahres mit: “Ideen wie die Vier-Tage-Woche könnten kaum utopischer sein. Deutschland droht in den kommenden Jahren ein enormer Wohlstandsverlust und eine Überforderung des Rentensystems, wenn nicht zügig gegengesteuert wird. Es bräuchte eine reguläre 42-Stunden-Woche, ähnlich wie in der Schweiz und in Schweden, um dem demografischen Wandel entgegenzutreten und die Lücken zu schließen.”

Gewerkschafter Giesler sagte im März der “WAZ”, die Vier-Tage-Woche sei auch eine Möglichkeit, die im Zuge des grünen Umbaus der Stahlindustrie zu erwartenden Arbeitsplatzverluste zu verhindern. Der Arbeitgeberverband Stahl kritisiert hingegen in einer Mitteilung: “Die Beschäftigten sind als Know-how-Träger unverzichtbar. Viele Unternehmen benötigen während der Transformation zusätzliche, hoch qualifizierte Arbeitskräfte zum Einfahren der neuen Anlagen zur klimaneutralen Stahlproduktion. Das ist angesichts des gravierenden Fachkräftemangels in der gesamten Wirtschaft herausfordernd genug.”

Die IG Metall geht davon aus, dass die Reduzierung auf 32 Stunden eine längere Zeit, womöglich mehrere Jahre in Anspruch nehmen werde – auch, um die Arbeitgeber bei der Umstellung der Dienst- und Schichtpläne nicht zu überfordern. Die Reduzierung sei dabei in der Verwaltung und im Zwei-Schicht-Betrieb deutlich einfacher umzusetzen als im Drei-Schicht-Betrieb.

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