Das für die Verlegung der Anbindungspipeline des umstrittenen Rügener Flüssigerdgas(LNG)-Terminals vorgesehene Spezialschiff hat den Greifswalder Bodden erreicht. Ein Sprecher des Gasnetzbetreibers Gascade hatte zuvor die Ankunft der „Castoro 10“ am Startpunkt der geplanten Verlegearbeiten vor Lubmin für Dienstagabend angekündigt.
Ursprünglich sollte das Schiff schon am Sonntag das Baugebiet erreichen. Allerdings hatten die Vorbereitungen des Verlegers in Mukran im Norden Rügens länger gedauert. Im Greifswalder Bodden erfolgen bereits Baggerarbeiten zur Vorbereitung der Verlegung. Auch am Anlandepunkt in Lubmin laufen Arbeiten. So wird laut Gascade etwa ein Stahlseil vorbereitet, mit dem der erste Rohrabschnitt vom Verleger durch einen sogenannten Mikrotunnel an Land gezogen werden soll. Das soll – soweit das Wetter und die Technik mitspielt – am Donnerstag starten und bis Ende der Woche abgeschlossen sein. Danach soll die Verlegung von Lubmin weg durch den Bodden starten.
Außerdem laufen am Gasleitungsknotenpunkt in Lubmin, wo auch die inzwischen weitgehend unbrauchbaren deutsch-russischen Gaspipelines Nord Stream 1 und 2 anlanden und mehrere Leitungen zur Weiterverteilung abgehen, weitere Arbeiten, damit das Gas aus dem Rügener LNG-Terminal später landseitig weitergeleitet werden kann.
Die „Castoro 10“ ist laut Gascade bereits mit Rohrsegmenten beladen. Weitere sollen während der Verlegearbeiten per Schiff kontinuierlich zugeliefert werden.
Die „Castoro 10“ ist keine Unbekannte in den vorpommerschen Gewässern. Sie wurde auch schon beim Bau der deutsch-russischen Gaspipelines Nord Stream 1 und 2 eingesetzt. Sie bekommt es außerdem mit Material zu tun, das noch von dem Projekt Nord Stream 2 stammt. Die Anbindung an das LNG-Terminal soll mit nicht verwendeten Röhren von Nord Stream 2 gebaut werden. Die Bundesregierung hatte sie zu diesem Zweck von der Nord Stream 2 AG gekauft.
Der erste Seeabschnitt bis vor die südöstliche Küste Rügens ist bereits genehmigt. Für den zweiten Abschnitt – etwa die zweite Hälfte bis zum geplanten Terminal in Mukran im Norden der Insel – läuft das Genehmigungsverfahren. Der Zeitplan ist eng. Noch im kommenden Winter soll das Terminal nach Vorstellungen der Bundesregierung betriebsbereit sein.
Wenn es nach der Gemeinde Binz und der Deutschen Umwelthilfe (DUH) geht, wird daraus nichts. Beide haben beim Bundesverwaltungsgericht in Leipzig Klage gegen die Genehmigung des ersten Seeabschnitts eingereicht. Damit verbunden haben sie außerdem Antrag auf vorläufigen Rechtsschutz gestellt, mit dem sie einen Baustopp erwirken wollen.
Die Offshore-Pipeline soll rund 50 Kilometer lang werden und den Gasleitungsknotenpunkt Lubmin mit Mukran verbinden. Dort sollen zwei Spezialschiffe stationiert werden, die LNG aufnehmen, wieder in den gasförmigen Zustand bringen und über die Anbindungsleitung ins Gasnetz einspeisen.
Nach Ansicht des Bundes ist das Terminal wichtig für die Sicherheit der Energieversorgung auch im Falle eines kalten Winters oder falls andere Lieferwege ausfallen sollten. Kritiker sprechen hingegen von nicht benötigten Überkapazitäten und fürchten um die Umwelt Rügens und den für die Insel wichtigen Tourismus.