Mittwoch, 27.November 2024 | 01:48

Entzückt von Attraktion Boniface: Bedrohliche Bayer-Lawine rollt auf den FC Bayern zu

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Drei Siege, neun Punkte und sogar ein minimal besseres Torverhältnis: Bayer Leverkusen liegt vor dem direkten Duell in München vor dem FC Bayern. Und geht auch verbal in die Offensive. Trainer Xabi Alonso glaubt an einen guten Zeitpunkt für das Kräftemessen.

Erfolgstrainer Xabi Alonso schickte Küsschen zur Tribüne, die Profis um den zurückhaltenden Ausnahmestürmer Victor Boniface ließen sich von den Fans feiern. Traumstart geglückt – doch von Titelambitionen will bei Bayer 04 Leverkusen nach der nächsten Galavorstellung immer noch so richtig keiner etwas wissen. Zumindest nicht vor der ganz großen Standortbestimmung: Nach der Länderspielpause geht es zum Topspiel nach München zum ebenfalls in dieser Saison noch ungeschlagenen Rekordmeister FC Bayern.

„Wir können befreit aufspielen und wollen punkten – auch gegen eine so starke Mannschaft. Wir wollen sehen, wo wir wirklich stehen“, sagte Mittelfeldleader Granit Xhaka nach dem dominanten 5:1 (1:1) gegen Aufsteiger Darmstadt 98 mit Blick auf das Duell mit den Bayern. „Wir haben keine Angst und fahren nicht nach München, um nur zu verteidigen.“ Offensiver wurde da schon Jonathan Tah: „Natürlich haben wir den Anspruch, auch da zu gewinnen.“ Neun Punkte aus drei Spielen, so gut war Bayer nur 2003 und 2013 in die Saison gestartet. Letztes Jahr gab es zum selben Zeitpunkt sogar drei Niederlagen.

Tah befand auch: „Diesmal habe ich aber das Gefühl, dass wir sehr gefestigt sind“, sagte der Nationalspieler, der mit Bayer achtmal in München antrat und sechsmal verlor: „Die Mannschaft hat sich verändert. Sie hat mehr Erfahrung. Wir haben viel Selbstvertrauen, und genau das dürfen wir haben. Deshalb haben wir natürlich den Anspruch, auch dort zu gewinnen.“ Nimmt man die ersten Spiele, so wirken die im Sommer als Geheimtipp gehandelten Leverkusener aktuell tatsächlich stabiler, offensiv wuchtiger und selbstbewusster als der Platzhirsch.

Xabi Alonso glaubt an einen guten Zeitpunkt für das Kräftemessen. „Wir gehen da in einem guten Moment hin nach drei Siegen und drei guten Spielen“, sagte der 41-Jährige, der von 2014 bis 2017 für den Rekordmeister gespielt hatte. „Das wird eine große Herausforderung in der Allianz Arena“, sagte Alonso: „Aber wir haben eine gute Energie und viel Selbstvertrauen. Wir wollen so weitermachen und werden sehen, was passiert.“

Erst einmal traf Alonso, den viele auf lange Sicht auch als Bayern-Coach erwarten, als Trainer auf seinen Ex-Klub. Und da sorgte er für mächtig Theater in München. Am 19. März besiegte er die Bayern mit Leverkusen mit 2:1. Es war das letzte Spiel von Julian Nagelsmann als Bayern-Coach.

Maßgeblichen Anteil am jetzigen Erfolg hat Neuzugang Boniface, aktuell wohl eine der großen Attraktionen der Bundesliga. Gegen die Lilien erzielte er seinen zweiten Doppelpack (21./61.) in Serie, war bislang an sechs der elf Bayer-Treffer beteiligt. „Um ehrlich zu sein, kann ich das gar nicht richtig glauben“, sagte der 22-Jährige, der unter der Woche erstmals auch für die nigerianische Nationalmannschaft berufen wurde. Nach seinem Treffer zum 3:1 skandierte die ausverkaufte BayArena seinen Namen. „Ich bin sehr glücklich über meine Leistung und die des Teams. Es ist sehr wichtig, Spiele wie diese zu gewinnen.“

Boniface spiele „nicht wie ein klassischer Bomber, er ist komplett“, sagte Alonso: „Wir erwarten noch viel von ihm.“ Xhaka beschrieb seinen bulligen Sturmtank als „bodenständigen Jungen, der hungrig ist auf Tore und Erfolg.“ Er mache „die Mannschaft besser.“ Auch Sky-Experte Lothar Matthäus hatte zuletzt eine Hymne auf den 22-Jährigen gesungen. Er traut dem physisch starken Angreifer, der für 20,5 Millionen Euro von Union Saint-Gilloise aus Belgien geholt wurde, sogar zu, Bayerns neuem Superstar und 100-Millionen-Mann Harry Kane Paroli zu bieten: „Wir werden noch einige Tore von ihm sehen. Ich sehe ihn mit Kane um die Torjägerkrone kämpfen.“

Sehr gute Transfers, und eine erstaunliche Breite im Kader. Leverkusen hat in der Sommerpause ordentlich zugelegt und sich zu einem gefährlichen Herausforderer und ernsthaften Titelanwärter entwickelt. Der starke argentinische Weltmeister Exequiel Palacios (49.), Nationalspieler Jonas Hofmann mit seinem Debüttor (67.) und Adam Hlozek (83.) schraubten das Ergebnis gegen Darmstadt verdient in die Höhe. „Wir machen es echt gut, spielen sehr erwachsenen Fußball, sehr klar, unsere Idee kommt rüber“, sagte Tah, der ebenfalls symbolisch für den Aufschwung von Bayer steht und erstmals seit Langem wieder in den DFB-Kader berufen wurde.

Länderspielpause also. Danach geht es zum Meister, zum absoluten Spitzenspiel. „Wir haben einen guten Moment. Das nächste Spiel ist eine große Herausforderung, aber wir haben viel Selbstvertrauen“, sagte Alonso. Vier Siege zum Saisonstart gab es für die Werkself noch nie. Diese Premiere könnte von einer weiteren träumen lassen – auch die Meisterschaft fehlt Leverkusen bekanntlich noch …

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