Die Profis von Borussia Dortmund ließen sich mit hängenden Köpfen von der riesigen Südtribüne auspfeifen, Trainer Edin Terzić saß allein auf der Trainerbank und starrte ins Leere – schon am dritten Spieltag erinnert die Stimmung beim BVB an traurige Tage aus der vergangenen Saison. Gegen Aufsteiger 1. FC Heidenheim musste sich der Vizemeister unter kuriosen Umständen am Freitagabend sensationell mit einem 2:2 (2:0) begnügen.
„Wir haben uns in der zweiten Halbzeit zum großen Teil selbst geschlagen“, sagte Julian Brandt bei DAZN, nach der Pause gab Dortmund eine Zwei-Tore-Führung her: „Wir kriegen zwei Tore, bei denen wir eigentlich sicher den Ball haben. Wir müssen schleunigst lernen, den Ball zu beschützen, solche Tore brechen uns das Genick.“
Auch chaotische Zustände beim Videobeweis hatten den Ausgleich eingeleitet und damit das Blitz-Debüt von Niclas Füllkrug überlagert. Einen ursprünglich verhängten Foulelfmeter gegen Dortmund beim Stand von 2:1 nahm Schiedsrichter Tobias Reichel scheinbar zunächst zurück, ging dann doch raus zum Bildschirm – und zeigte wieder auf den Punkt. Tim Kleindienst (83.) gelang dadurch das Tor zum ersten Heidenheimer Bundesliga-Punkt.
Der Nationalstürmer Füllkrug, erst am Donnerstag überraschend von Werder Bremen zum BVB gewechselt, wurde mit viel Applaus begrüßt, saß aber bis zur 78. Minute auf der Bank: Der Platz im Dortmunder Sturmzentrum gehört bis auf Widerruf Sebastien Haller. Das könnte sich allerdings zügig ändern. Am Freitag agierte der Franzose unglücklich und verursachte auch den Elfmeter zum Ausgleich.
Heidenheim versuchte anfangs vergebens, eine Festung am eigenen Strafraum aufzubauen, Julian Brandt knackte die Abwehr schon in der siebten Minute. Nach Emre Cans 2:0 (15., Handelfmeter) schien ein 75-minütiges Schaulaufen gegen einen bemühten, aber auf diesem Niveau chancenlosen Gegner zu beginnen. Doch der FCH wehrte sich nach Kräften, traf durch Eren Dinkci (61.) und kämpfte verbissen weiter: mit Erfolg.
Zu Beginn hatte der BVB seine Abwehrreihe erwartungsgemäß weit vorne postiert, Heidenheim fehlte da noch die Luft zum Atmen. Brandt nutzte aus der Drehung die erste große Chance mit einem Schuss an die Unterseite der Querlatte. Can hatte vorher den Ball an den Ellbogen bekommen, was Schiedsrichter Reichel als nicht strafwürdig ansah. Wenige Minuten später aber ahndete er ein Handspiel des früheren BVB-Juniorenspielers Lennard Maloney nach Ansicht der TV-Bilder.
Das Duell schien entschieden zu sein, Heidenheim kam unter Druck viel zu selten in ein ruhiges Passspiel. Marcel Sabitzer (19./25.) und der starke Donyell Malen (28.), der viel rochierte und auf der rechten Seite immer wieder Christoph Theuerkauf davon lief, hätten früh weitere Tore erzielen können.
Heidenheim spielte die wenigen Möglichkeiten, aus guten Positionen anzugreifen, lange schwach aus. Trainer Frank Schmidt brachte daher zur zweiten Halbzeit Marvin Pieringer als zweite Spitze neben Tim Kleindienst, der kurz darauf eine ordentliche Chance vergab (49.). Dem möglichen Anschlusstreffer durch Patrick Mainka (51.) blieb nach längerem Videobeweis wegen eines vermeintlichen Pieringer-Handspiels die Anerkennung verweigert. Dennoch: Heidenheim zeigte, wie anfällig der nun weitaus weniger dominante BVB auch gegen unterlegene Gegner ist.
Vorne vergaben die Dortmunder rund um Dinkcis Tor beste Chancen in Serie stümperhaft. Dabei taten sich Donyell Malen, Ramy Bensebaini und Haller besonders hervor. Heidenheim blieb somit im Spiel, ging ab der 70. Minute volles Risiko – wenig später beging Haller sein folgenschweres Foul im Strafraum.