Dienstag, 26.November 2024 | 22:36

Impfstoffe stehen bald bereit: Mediziner befürchten harten Corona-Winter

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Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Gerald Gaß, erwartet einen harten Infektionswinter.

„Es gibt wieder höhere Infektionszahlen, es gibt auch wieder mehr Covid-positiv getestete Patientinnen und Patienten auf den Intensivstationen“, sagte Gaß der „Rheinischen Post“. „Wir haben keine absolute Immunität gegen Covid, von daher wird es immer wieder Infektionsausbrüche geben.“

Von einer neuen Corona-Welle will er aktuell noch nicht sprechen: Das sei alles noch auf einem so geringen Niveau, „dass wir nicht von einer Welle reden sollten“. Doch für den Winter rechnet er mit vielen anderen Erkrankungen: „Für den Herbst und Winter gehen wir davon aus, dass es wie auch im vergangenen Jahr noch weitere Nachholeffekte von anderen Atemwegserkrankungen geben wird.“ Gaß appelliert: „Wichtig ist, dass sich möglichst viele Menschen gegen die Grippe impfen lassen, um mögliche Belastungen der Krankenhäuser vorzubeugen.“ Besonders Mitarbeiter im Gesundheitswesen, Risikopatienten sowie Angehörige sollten ihren Impfstatus bei Corona und Influenza auf dem neusten Stand halten.

Ähnlich äußert sich der Intensivmediziner Christian Karagiannidis. „Ich halte den generellen Schutz vor schweren Covid-Verläufen in der Bevölkerung in Anbetracht der Impfungen und durchgemachten Infektionen weiterhin für sehr gut“, sagte Karagiannidis der „Rheinischen Post“. „Symptomatische Infektionen werden trotzdem auftreten und zusammen mit RSV und Influenza zu deutlichen Arbeitsausfällen führen“, sagte er. „Im Herbst und Winter sollten wir auf hochvulnerable Patienten und ältere Menschen durch einen individuellen Schutz besonders achten, aber nicht mehr im Rahmen von generellen Allgemeinmaßnahmen, sondern lokal und individuell gut abgestimmt anhand des Risikoprofils“, so Karagiannidis. Dies gelte für Covid, RSV und allen voran die Grippe.

Tatsächlich steigt zumindest in Nordrhein-Westfalen die Coronafälle bereits stark an. „In der letzten Woche (14. bis 20. August 2023) wurden insgesamt 1030 Fälle für Nordrhein-Westfalen gemeldet“, sagte der Sprecher des NRW-Gesundheitsministeriums der „Rheinischen Post“. In der Vorwoche seien es 769 gewesen. Das ist ein Anstieg um rund ein Drittel, und dabei wird kaum getestet. Zugleich steigt die Viruslast im Abwasser messbar an: „Seit Anfang August ist ein beginnender Anstieg der Sars-CoV-2-Viruslast im Abwasser zu beobachten. Dementsprechend weisen auch in der aktuellen Woche (Stand 16.08.2023) alle 11 beprobten Anlagen eine steigende Tendenz auf“, so der Sprecher weiter. Im Juni und Juli lag dagegen die Viruslast noch nahe der Nachweisgrenze. Der aktuelle Anstieg sei allerdings noch auf einem niedrigen Niveau.

Weiter betonte der Sprecher: „Zum aktuellen Zeitpunkt gibt es keine Hinweise auf eine sich abzeichnende Corona-Welle in Nordrhein-Westfalen im Winter.“ Das Ministerium erwartet daher auch vom Bund, dass es keine Renaissance des Infektionsschutzgesetzes gibt. „Neben einer Erkältung oder Grippe werden sich Menschen künftig also in der kalten Jahreszeit regelmäßig auch mit Covid-19 infizieren. Es gibt derzeit aber keine Hinweise darauf, dass die Reaktivierung des Infektionsschutzgesetzes, das letztlich der Bekämpfung einer Pandemie mit einem neuartigen Virus diente, notwendig sein sollte“, so der Sprecher von Karl-Josef Laumann weiter.

Bei der Bekämpfung könnte ein neuer Corona-Impfstoff helfen. Der Apothekerverband erwartet dessen baldigen Start. „Wir rechnen schon im Laufe des Septembers mit der Auslieferung der ersten Impfdosen des angepassten Corona-Impfstoffs. Biontech hat bereits den an Omikron XBB.1.5 angepassten Impfstoff in großen Mengen vorproduziert. Nach der Zulassung kann dann sofort die Auslieferung an die Apotheken beginnen“, sagte Thomas Preis, Chef des Apothekerverbands Nordrhein, der „Rheinischen Post“. Dieser Impfstoff solle gut gegen die derzeit weit verbreiteten Varianten XBB.1.5 und EG.5 wirken. „Arztpraxen und Apotheken bereiten sich auf eine intensive Impfkampagne im Herbst vor“, so Preis.

Patienten werden leichter einen Termin bekommen: „Für Arztpraxen und Apotheken wird das Verimpfen der neuen Coronaimpfstoffe wesentlich einfacher werden. Biontech/Pfizer, Moderna und Novavax werden den neuen angepassten Impfstoff in Einzeldosen anbieten. Damit müssen Impftermine in Apotheken und Arztpraxen nicht mehr so eng getaktet sein“, sagte Preis weiter. Die bisher üblichen Vials enthielten dagegen 6 oder 10 Impfungen und seien nach Anbruch nur wenige Stunden verwendbar gewesen.

Sein Rat an Patienten: „Der beste Zeitpunkt für die Corona-Auffrischungsimpfung ist ab Ende September – genau wie für die jährliche Grippeimpfung.“ Es werde in diesem Jahr zwar noch keinen Kombinationsimpfstoff für Corona und Influenza geben, doch könne man beide Impfungen an einem Termin bekommen, sagt Thomas Preis.

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