Mittwoch, 23.Oktober 2024 | 13:22

„Keine Warmlaufphase“ in Krise: DFL-Bosse halten an Bundesliga-Anstoßzeiten fest

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Die neue Doppelspitze referierte 50 Minuten im fünften Stock der Frankfurter Zentrale über die Ziele der krisengeplagten Deutschen Fußball Liga (DFL) – und schaute trotz des ausführlichen Vortrags in enttäuschte Gesichter. Fragen der knapp 20 Journalisten wollten die seit dem 1. Juli im Amt befindlichen Marc Lenz und Steffen Merkel im offiziellen Teil ihrer Präsentation nicht zulassen.

So blieb weitgehend offen, wie die neuen Bosse den heillos zerstrittenen Profifußball aus seiner tiefen Krise führen wollen. Nach dem gescheiterten Einstieg eines Investors steht die Existenz des Ligaverbands in seiner jetzigen Form auf dem Spiel. In den Gremien haben sich Lager gebildet, zahlreiche Klubchefs haben die Abspaltung der Bundesliga von den Zweitligisten ins Gespräch gebracht, die Topklubs erwägen das Ende der Zentralvermarktung.

„Wir kennen die Herausforderungen, es sind bewegte Zeiten“, gab Lenz immerhin zu Protokoll: „Wir müssen schnell agieren, um die Weichen zu stellen. Wir haben keine Warmlaufphase.“ Ähnlich formulierte es Merkel: „Das wird keine Two-Men-Show. Es wird keinen Totalumbau der DFL geben. Wir wollen anpacken und Taten sprechen lassen.“

Aufräumen nach Desaster und Aushilfe
Tatsächlich müssen die bisherigen Direktoren Merkel und Lenz, die zum Start ihrer Amtszeit die 36 Profiklubs zu mehr Geschlossenheit aufgerufen hatten, sofort funktionieren. Sie bilden schließlich schon die dritte DFL-Spitze binnen eineinhalb Jahren. Nach dem Ende der Ära des langjährigen Chefs Christian Seifert wurde Donata Hopfen als Fehlbesetzung eingestuft und musste nach nicht einmal zwölf Monaten im Amt gehen. Die Klubmanager Oliver Leki vom SC Freiburg und der Frankfurter Axel Hellmann halfen ein halbes Jahr lang aus.

Konkret wurden die neuen Geschäftsführer, die beide seit einigen Jahren bei der DFL arbeiten, beim Ausblick auf die Ausschreibung der nationalen Medienrechte im kommenden Jahr. An den bisherigen Anstoßzeiten soll in den Spielzeiten 2025/26 bis 28/29 nicht gerüttelt werden.

Derzeit befindet sich die DFL in Gesprächen mit dem Bundeskartellamt hinsichtlich des vorgeschlagenen Konzepts. Dabei geht es auch darum, ob ein Medienunternehmen künftig wieder alle Rechte kaufen darf oder nicht. Momentan erlöst der Ligaverband 1,1 Milliarden Euro pro Saison, dazu kommen knapp 200 Millionen aus der internationalen Vermarktung.

Obwohl das Kapital eines Geldgebers in erster Linie für den Aufbau einer eigenen digitalen Plattform vorgesehen war, soll daran auch künftig mit Hochdruck gearbeitet werden. „Die Etablierung einer Bundesliga-Plattform ist zentral“, sagte Lenz: „Das werden wir definitiv angehen.“ Finanziert werden soll das Ganze – eine Nummer kleiner als zuvor geplant – durch Abgaben der Klubs. Vorgesehen ist das Modell zunächst für Auslandsmärkte, in denen die DFL keine lohnenden Angebote erhält.

Langfristig strebt die DFL mit Blick auf die explodierenden Ausgaben eine Kostenobergrenze für die Klubs im europäischen Kontext an. Die neue Spitze verlangt von den deutschen Klubs ein „rationales Finanzgebaren im Vergleich zum Ausland“, an der sogenannten „50+1“-Regel soll nicht gerüttelt werden.

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