Nach den überdurchschnittlichen Erträgen im Vorjahr starten die Bauern in Mecklenburg-Vorpommern in diesem Jahr mit erheblich gedämpften Erwartungen in die Erntesaison.
Grund ist die wochenlange Trockenheit in der wichtigen Wachstumsphase der Pflanzen. „Der Bauernverband Mecklenburg-Vorpommern rechnet derzeit bei den Mähdruschfrüchten mit Erträgen, die rund zehn Prozent geringer ausfallen werden als der langjährige Durchschnitt“, heißt es in einer am Freitag verbreiteten Erklärung des Verbandes.
Bei ökologisch wirtschaftenden Landwirtschaftsbetrieben sei von deutlich höheren Einbußen auszugehen. Insbesondere auf sandigen Böden müsse einkalkuliert werden, dass nur die Hälfte der Erträge des vergangenen Jahres eingefahren werden. Regional seien – wie schon in den Vorjahren – erneut große Ertragsunterschiede zu erwarten.
Doch sehen die Landwirte nicht nur im fehlenden Regen einen Grund für eine geringere Ernte. Ihre Kritik richtet sich gegen die seit Februar geltenden Düngebeschränkungen in den sogenannten Roten Gebieten mit nitratbelastetem Grundwasser. Rund ein Drittel der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche im Nordosten ist betroffen.
Laut Agrarministerium wurden im Jahr 2022 in Mecklenburg-Vorpommern etwa 4,1 Millionen Tonnen Getreide und knapp 800.000 Tonnen Raps in guten Qualitäten geerntet. Der durchschnittliche Getreideertrag lag demnach bei 76,7 Dezitonnen je Hektar. Das waren fast 13 Prozent über dem Mittel der Jahre 2016 bis 2021. Der Rapsertrag lag mit 40,6 Dezitonnen je Hektar sogar um 25 Prozent über dem langjährigen Durchschnitt.
Als erstes wird die Gerste vom Feld geholt, danach folgen Weizen, Roggen und Raps. Der Bauernverband appellierte an Autofahrer, sich in den kommende Wochen auf örtliche Behinderungen durch Erntefahrzeuge einzustellen. Um die Ernte sicher ins Trockene zu bringen, würden die Landwirte „jedes Zeitfenster nutzen, das ihnen das Wetter bietet“. Mähdrescher und Traktoren seien deshalb oft auch in späten Abendstunden und an Wochenenden unterwegs.
Um die Zusammenhänge zwischen Essen und Ernte aufzuzeigen, gebe der Landesbauernverband auch in diesem Jahr wieder Erntepostkarten heraus, mit denen um Verständnis bei der Bevölkerung geworben werde. „Wir hoffen, dass dadurch der eine oder andere, der sich eben noch über den Trecker vor ihm geärgert hat, seinen Blickwinkel ändert und das Notwendige und Positive an der vermeintlichen Beeinträchtigung sehen kann“, erklärte Heike Müller vom Bauernverband.