Dienstag, 26.November 2024 | 17:31

Waldbrände in MV unter Kontrolle: Volzrader wieder zu Hause

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Die beiden großen Waldbrände auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz bei Lübtheen und in der Viezer Heide bei Hagenow im Südwesten Mecklenburg-Vorpommerns sind unter Kontrolle, aber noch nicht gelöscht. Das sagte Landrat Stefan Sternberg (SPD) am Mittwoch in Lübtheen. Per Mitteilung fügte er an: „Es gibt kaum noch offene Flammen in den beiden Brandgebieten.“ Es bestehe aber weiterhin absolutes Betretungsverbot.

Der Löscheinsatz im Wald- und Moorgebiet bei Göldenitz (Landkreis Rostock) ist unterdessen nach einer Woche beendet worden. Die Glutnester sind dank der Hilfe durch die vielen Wassersprenger gelöscht, wie eine Kreissprecherin am Mittwoch in Güstrow sagte.

Am Mittwochnachmittag konnten die 160 Einwohner der zu Lübtheen gehörenden Ortschaft Volzrade in ihre Häuser zurückkehren. Der Landrat hob die Evakuierung um 14.00 Uhr auf. Sofort machten sich die ersten Familien auf den Weg nach Hause. Allerdings wurden sie von Polizisten vor dem Ort aufgehalten – es gebe eine neue Rauchentwicklung, hieß es. Nach 20 Minuten erfolgte dann aber doch die Freigabe.

Zu den ersten, die zurückkehrten, gehörte Familie Graf. Mit Kindern und Schwiegereltern waren sie zwei Tage bei der Mutter von Claudia Graf untergekommen, wie die junge Frau berichtete. Es sei eng gewesen und jetzt freue sie sich wieder auf ihr eigenes Zuhause, sagte sie.

Die Menschen hatten am Montagabend ihre Häuser verlassen müssen, nachdem der Waldbrand auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz Lübtheen bis auf 800 Meter an das Dorf herangerückt war. Immer wieder gab es Explosionen alter Munition. Am Dienstag konnten die Flammen 500 Meter vor dem Ort aufgehalten werden. Sternberg sagte, der Boden zwischen dem Brandgebiet und dem Dorf sei gut gewässert, so dass keine Gefahr mehr bestehe. Die zwischenzeitlich drohende Evakuierung einer weiteren Ortschaft war am Dienstag abgewendet worden.

Der Katastrophenalarm für Lübtheen wurde am Mittwoch noch aufrechterhalten. Die Einsatzkräfte sollten nicht zu schnell zurückgezogen werden, sagte Sternberg. „Wir brauchen schon noch viel Wasser auf der einen oder anderen Stelle.“ Auch der Löschhubschrauber bleibt nach Angaben der Feuerwehr bis zum Abend im Einsatz. Bei Lübtheen waren am Mittwoch nach Sternbergs Worten rund 280 Brandbekämpfer im Einsatz. In Hagenow seien es noch 75, mit abnehmender Tendenz, sagte er.

Insgesamt zeigte sich der Landrat laut Mitteilung mit dem Einsatz zufrieden: „Die Riegelstellungen, die intensive Bewässerung sowie das Schneisenkonzept hat zum Erfolg geführt“.

Die Lage auf dem ehemaligen Militärgelände bei Hagenow habe sich so weit entspannt, dass das Brandgeschehen am Nachmittag an die Stadtwehrführung Hagenow übergeben werden könne. Den Eigentümern würden die Flächen aber voraussichtlich erst am Freitag übergeben, sagte Sternberg weiter. Am Mittag sei der Einsatz des Bundeswehr-Panzers beendet worden, der breite Feuerschutzschneisen rund um das 47 Hektar große Brandgebiet freigeschoben hatte, um ein weiteres Ausbreiten der Flammen zu verhindern. Die angrenzende Bundesstraße 321 wurde am Mittag wieder freigegeben.

Der rund 100 Hektar große Brand auf einem besonders stark munitionsbelasteten Teil des einstigen Truppenübungsplatzes Lübtheen ist nach Angaben der Feuerwehr seit der Nacht zu Mittwoch unter Kontrolle. Offene Flammen gebe es nicht mehr, hieß es. Auch explodiere keine alte Weltkriegsmunition mehr. „Es kühlt herunter und das ist wichtig“, sagte Landrat Sternberg. Es glimmten aber noch Stumpen abgebrannter Bäume.

Die Gefahr für Brände auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz Lübtheen bleibt nach Einschätzung des Feuerwehr-Einsatzleiters Wolfgang Krause auch in Zukunft hoch. „Es kann jederzeit wieder passieren“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. An der gleichen Stelle, die besonders stark munitionsbelastet sei, war bereits 2019 ein verheerender Waldbrand ausgebrochen, der fast 1000 Hektar erfasste.

Wegen der vom Brand 2019 geschädigten und später abgestorbenen Bäume, die keine Kronen mehr haben, treffe die Sonne ungehindert auf den Waldboden, erklärte Krause. Dadurch könne dort liegende Altmunition sich entzünden. Landrat Sternberg und auch Krause halten Selbstentzündung alter Weltkriegsmunition auf dem Waldboden für die Ursache des Brandes 2019 und auch jetzt.

Die 100 aktuell betroffenen Hektar gehören zu den am stärksten belasteten Arealen des ehemaligen Truppenübungsplatzes. Dort gab es im Zweiten Weltkrieg ein Marine-Arsenal, das gesprengt wurde. Dabei verteilten sich unkontrolliert große Mengen Munition. Teile wurden beräumt. Nach Worten von Sternberg ist eine komplette Beräumung von Lübtheen wegen der schieren Menge jedoch nicht möglich. Alle Munitionsbergungstrupps Deutschlands zusammen würden mehr als 100 Jahre dafür brauchen, sagte er unter Berufung auf Experten des Munitionsbergungsdienstes.

Nach dem Großbrand von 2019 waren verschiedene Maßnahmen ergriffen worden. So wurden Brandschutzschneisen angelegt und vorhandene auf bis zu 60 Meter verbreitert. Auch wurden 15 Brunnen gebohrt, um ausreichend Löschwasser zu haben. Das alles helfe jetzt sehr, sagte Krause. Auch am Mittwoch sprühten Einsatzfahrzeuge weiter große Mengen Wasser auf die Ränder des Waldbrandgebietes.

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