Mittwoch, 27.November 2024 | 20:42

Hertha blamiert Wolfsburg: Union Berlin schreibt königliches Fußball-Märchen fort

Share

Auf den Tag genau vor vier Jahren steigt Union Berlin in die Fußball-Bundesliga auf. Gegen Bremen erreichen sie den nächsten Meilenstein: die Qualifikation für die Königsklasse. Derweil kostet eine Blamage gegen Hertha den VfL Wolfsburg die Europa League.

Union Berlin – Werder Bremen 1:0 (0:0)

Köpenick in der Königsklasse: Union Berlin hat sein Fußball-Märchen um ein weiteres Kapitel bereichert und mit dem Einzug in die Champions League den bislang größten Erfolg der Klubgeschichte erzielt. Auf den Tag genau vier Jahre nach dem Aufstieg in die Bundesliga gewann das Team von Trainer Urs Fischer gegen Werder Bremen mit 1:0 (0:0) und löste das Ticket für Traumspiele gegen Manchester City, den FC Barcelona oder Paris St. Germain.

Es werden die ersten Champions-League-Spiele in der Hauptstadt seit der Saison 1999/00 sein. Damals trat Hertha BSC in der Königsklasse an. Die Berliner Durststrecke beendete Rani Khedira (81.) mit dem späten Siegtor. Bremens Nationalspieler Niclas Füllkrug blieb bei den harmlosen Gästen ohne Treffer, mit 16 Toren wurde der Angreifer aber Bundesliga-Torschützenkönig und sorgte für einen Rekord: Noch nie wurde die Torjägerkanone an einen Spieler mit weniger als 17 Toren vergeben.

Jeweils 59 Punkte, jeweils 50 erzielte Tore – die Ausgangslage für den Zweikampf mit Freiburg hätte für Union kaum brisanter sein können. Nur wegen des leicht besseren Torverhältnisses starteten die Berliner mit einem Vorteil in den Spieltag. Union spielte auf Sieg, um für klare Verhältnisse zu sorgen. Die Eisernen begannen hochkonzentriert und offensiv ausgerichtet. In der Balleroberung war Union stark. Bei den Umschaltaktionen fehlte aber die Genauigkeit im Schlussdrittel.

Der erste Jubelschrei im Hexenkessel Alte Försterei verstummte schnell. Schiedsrichter Patrick Ittrich hatte auf Foulelfmeter entschieden, korrigierte dies aber nach Ansicht der Videobilder (9.). Union verlagerte das Spiel auch in der Folge fast ausschließlich in die Bremer Hälfte. Weder Standards, noch spielerische Lösungen sorgten aber für akute Gefahr. Flanken erreichten die Zielspieler zu selten.

Nach dem Seitenwechsel suchte Union häufiger den Abschluss. Jerome Roussillon (50.) scheiterte an Jiri Pavlenka, eine Freistoß-Flanke von Christopher Trimmel (62.) verfehlte das Tor knapp, Sheraldo Becker (73.) verzog aus spitzem Winkel, ehe Khedira die Gastgeber in der Schlussphase erlöste.

Eintracht Frankfurt – SC Freiburg 2:1 (0:1)

Traumziel verpasst: Der SC Freiburg hat die historische Qualifikation für die Königsklasse verfehlt. Das Team von Trainer Christian Streich verlor bei Eintracht Frankfurt in der Schlussphase noch mit 1:2 (1:0) und konnte damit nicht mehr an Union Berlin vorbeiziehen.

Eric Dina Embimbe traf in der ersten Minute der Nachspielzeit für die Hessen, die nun sogar die Conference League sicher haben. Den Ausgleich hatte zuvor Randal Kolo Muani (83.) besorgt. Vincenzo Grifo (44.) schien für die Krönung der besten Saison der Freiburger Bundesligahistorie sorgen zu können. Bei der Eintracht erlebte der scheidende Trainer Oliver Glasner dagegen einen traumhaften Nachmittag.

Streich hatte im Vorfeld vollen Fokus auf die eigene Partie gefordert, von Zwischenergebnissen in Berlin wollte er nur im Ausnahmefall informiert werden. „Wir müssen in Frankfurt selbst ein tolles Spiel machen“, betonte der 57-Jährige, „dann rechnen wir am Ende ab.“ Und der Sport-Club startete vor 50.500 Zuschauern forsch in sein letztes Saisonspiel, in einer ersten frühen Drangphase zielte Philipp Lienhart (7.) freistehend aus acht Metern zu hoch.

In Folge fand allerdings die Eintracht besser ins Spiel, der agile Randal Kolo Muani traf gleich zweimal das Außennetz (9., 31.). Freiburg war nun sehr viel in der Defensive beschäftigt, mit Ball fehlten zunehmend die Lösungen. Nach einem tollen Schlenzer von Mario Götze (39.) verhinderte Matthias Ginter per Kopf vor der eigenen Torlinie einen Rückstand. Grifo nickte dann aus dem Nichts eine abgefälschte Flanke am langen Pfosten ein. Mit der Führung im Rücken lauerten die Breisgauer im zweiten Durchgang auf Konter, standen defensiv sehr kompakt. Die Eintracht fand dagegen kaum mal ein Rezept, im letzten Drittel fehlte im Passspiel die Genauigkeit.

VfL Wolfsburg – Hertha BSC 1:2 (1:0)

Blamage für den VfL Wolfsburg: Die Niedersachsen leisteten sich zum Saisonabschluss eine peinliche 1:2 (1:0)-Niederlage gegen Absteiger Hertha BSC und verpassten damit die Qualifikation für die Europa League. Nur wenn RB Leipzig den DFB-Pokal gegen Eintracht Frankfurt erfolgreich verteidigt, würde es für die Conference League reichen.

Den Grundstein zur Qualifikation für das internationale Geschäft schien schon in der zweiten Minute Jakub Kaminski gelegt zu haben. Der Pole war per Flachschuss nach Vorarbeit von Yannick Gerhardt erfolgreich. Berlins Torhüter Tjark Ernst, der zu seinem allerersten Bundesliga-Einsatz kam, war in dieser Szene machtlos. Für den nicht unverdienten Ausgleich sorgte in der 55. Minute der nach der Pause eingewechselte Ibrahim Maza. 13 Minuten später gingen die Gäste durch Marco Richter sogar in Führung und behaupteten clever diesen Vorsprung.

Der frühere Rückstand führte rasch zu Frust im Block der Gäste-Fans. Nachdem reichlich Feuerwerk gezündet worden war, unterbrach Schiedsrichter Benjamin Cortus vor 26.750 Zuschauern die Partie für fünf Minuten. Hertha-Trainer Pal Dardai nutzte diese Zeit, um mäßigend auf den Anhang des Tabellenletzten einzuwirken.

In der Folgezeit dominierten die Platzherren weiterhin das Geschehen, scheiterten aber mehrfach an Debütant Ernst. Und als der Berliner Keeper doch ein weiteres Mal geschlagen schien, schlug Richter in der 42. Minute einen Distanzschuss von Josuha Guilavogui von der Torlinie.

Nach dem Seitenwechsel hielt die Dominanz der Norddeutschen an, aber den Angriffsaktionen fehlte weiterhin die letzte Klarheit. Trainer Niko Kovac war sichtlich unzufrieden, verzichtete in dieser Phase jedoch noch auf personelle Änderungen. Erst nach dem überraschenden Ausgleich reagierte der Coach und wechselte in der 66. Minute unter anderem Luca Waldschmidt als Offensivkraft ein. Doch dieser Schuss ging nach hinten los, Berlin fand immer besser ins Spiel.

VfL Bochum – Bayer Leverkusen 3:0 (2:0)

Party anne Castroper: Der VfL Bochum hat sich im dramatischen Saisonfinale den Klassenerhalt gesichert. Die Mannschaft von Trainer Thomas Letsch setzte sich am letzten Spieltag nach mehr als 80 Minuten Überzahl im nervenaufreibenden Duell mit Bayer Leverkusen mit 3:0 (2:0) durch und sprang noch auf Rang 14.

Philipp Förster (19.), Takuma Asano (34.) und Kevin Stöger (86.) schossen die Treffer für die heimstarken Bochumer, die in der Tabelle noch am VfB Stuttgart und dem FC Augsburg vorbeizogen. Leverkusens Amine Adli hatte nach einer unnötigen Tätlichkeit früh die Rote Karte gesehen (6.).

Die Leverkusener spielen dagegen auch in der kommenden Saison international. Trotz der Niederlage im 1500. Bundesligaspiel der Klubgeschichte verteidigte das Team von Trainer Xabi Alonso den sechsten Platz, der je nach Ausgang des DFB-Pokalfinals zwischen RB Leipzig und Eintracht Frankfurt für die Europa League oder die Qualifikation zur Conference League berechtigt.

„Für uns ist wichtig, eine gewisse Lockerheit zu haben“, hatte Bochums Trainer Letsch vor der Partie gefordert. Auf seine Spieler traf dies tatsächlich auch zu, auf die Gäste wiederum nicht. Amine Adli brannten früh die Sicherungen durch. Der Franzose ließ sich abseits des Balles zu einem heftigen Tritt gegen Bochums Dominique Heintz hinreißen.

Und Bochum bestrafte Adlis Aussetzer prompt: Förster verwertete eine Flanke von Asano sehenswert, das ausverkaufte Ruhrstadion an der Castroper Straße bebte. Noch vor der Pause legte der Vorlagengeber dann selbst nach. Eine langgezogene Ecke landete beim Japaner, der mit einer Direktabnahme ins kurze Eck traf.

Leverkusen kam druckvoll aus der Kabine. Der Europa-League-Halbfinalist schnürte die Hausherren in der eigenen Hälfte ein, beste Chancen wurden jedoch leichtfertig vergeben. Jeremie Frimpong scheiterte aus wenigen Metern am rechten Innenpfosten (61.). Bochum lauerte nun auf Konter und wurde belohnt.

1. FC Köln – Bayern München 1:2 (0:1)

Dank Edel-Joker Jamal Musiala hat der FC Bayern den verhängnisvollen Patzer von Borussia Dortmund genutzt und sich auf der Zielgeraden doch noch den elften Titel nacheinander in der Bundesliga gesichert. Die Mannschaft von Trainer Thomas Tuchel gewann beim 1. FC Köln durch Musialas Treffer in der 89. Minute 2:1 (1:0) und entriss dem Rivalen aus Dortmund, der als Tabellenführer und großer Favorit gegen Mainz 05 nur 2:2 spielte, die so sicher geglaubte Meisterschale.

Die Ausgangslage vor diesem Finale war klar: Ihr Schicksal im Titelrennen hatten die Bayern nicht mehr in der Hand, um den zwei Punkte vor ihnen liegenden BVB überhaupt noch gefährden zu können, musste ein Sieg und ein Ausrutscher BVB her. Kingsley Coman (8.) hatte früh vorgelegt, Dejan Ljubicic (81.) mit einem von Serge Gnabry verursachten Handelfmeter die Münchner vorübergehend in Schockstarre versetzt – der vier Minuten zuvor eingewechselte Musiala sorgte dann für das emotionale Happy End einer bis dahin völlig verkorksten Saison.

Allen Spekulationen und Nebengeräuschen zum Trotz starteten die Bayern fokussiert in ihr großes Finale. Thomas Müller gewann an der eigenen Eckfahne den Ball, spielte ihn zu Leroy Sane. Dessen Pass verwertete Coman mit einem Schuss in den Winkel. Die Kölner ließen sich davon die Laune nicht verderben: Ihr Klassenerhalt stand bereits fest, und sie verabschiedeten ihren Kapitän Jonas Hector (Karriereende) und den mittlerweile zur Nummer zwei degradierten Timo Horn (Vertrag läuft aus) gebührend. Vor dem Anstoß flog gar ein Kleinflugzeug mit einem Banner zu Ehren Hectors über die Arena.

Der FC spielte munter mit und suchte den Weg nach vorne. In den wenigen Momenten, in denen die Gäste das Tempo anzogen, hatte Köln Probleme: Müller (19.) traf den Pfosten – doch von Dominanz der Bayern war kaum etwas zu sehen. Jubel brandete bei den Gästefans dennoch auf: Die Mainzer Führung wurde ebenso gefeiert wie das vermeintliche 2:0 durch Leroy Sane (45.), das wegen eines Handspiels aber nicht zählte.

Mit der Führung im Rücken mieden die Bayern das Risiko und setzten auf Kontrolle durch Ballbesitz. Unter dem Druck der Kölner leisteten sie sich dennoch immer wieder Fehlpässe und Ungenauigkeiten. Einen Kopfball von Ljubicic hielt Yann Sommer bravourös (60.), auf der Ehrentribüne tigerte Salihamidzic hin und her. Köln zog ein zeitweise Powerplay auf und schnürte die Bayern in deren Hälfte ein – die wenigen Entlastungsangriffe vergaben Coman und Co. kläglich, ehe Musiala nach dem Ausgleich die Münchner ins Glück schoss.

RB Leipzig – Schalke 04 4:2 (2:1)

Der FC Schalke 04 ist zum fünften Mal in seiner Vereinsgeschichte aus der Fußball-Bundesliga abgestiegen. Auch ein mutiger und beherzter Auftritt beim deutschen Pokalsieger RB Leipzig konnte den direkten Wiederabstieg der Königsblauen nicht verhindern. Die Schalker verloren bei RB Leipzig mit 2:4 (1:2). Vor 47.069 Zuschauern in der ausverkauften Red Bull-Arena schoss Geburtstagskind Konrad Laimer (10. Minute) die Leipziger in Führung, Christopher Nkunku (19.) erhöhte. Marcin Kaminski (28.) traf zum zwischenzeitlichen Anschlusstreffer, ehe Willi Orban (49.) per Eigentor das 2:2 markierte. Der eingewechselte Yussuf Poulsen (82.) schoss RB wieder in Führung, ehe Nkunku (90.+4) mit Saisontreffer 16 den 13. RB-Heimsieg perfekt machte – Vereinsrekord. Und für den Franzosen die Torjäger-Kanone.

Nach gut zwei Minuten hätte Timo Werner schon für den ersten Schalke-Dämpfer sorgen können. Nach schnellem Umschaltspiel schickt Nkunku Laimer steil, dieser passt an Keeper Ralf Fährmann vorbei auf Werner, der den Ball am langen Pfosten hauchdünn verfehlte. Die RB-Führung leitete RB-Torhüter Örjan Nyland ein, der zum Abschied den Vorzug vor Janis Blaswich bekam. Den langen Ball in den gegnerischen Strafraum konnte Danny Latza nicht verteidigen, Dani Olmo zog von halbrechts ab, Fährmann parierte zwar glänzend, doch Laimer drückte den Abpraller cool über die Linie.

Schalke spielte vor den Augen von Aufstiegs-Architekt Rouven Schröder, der nun RB-Sportdirektor ist, dennoch mutig nach vorn. Den pfeilschnellen Sachsen kam genau dies entgegen. Nkunku (19.) tanzte im Strafraum fünf Schalker aus und schob mit seinem 15. Saisontor zum 2:0 ein. Die fast 10.000 Schalker Fans zeigten sich geschockt.

Die Königsblauen reagierten dennoch beherzt. Nur neun Minuten später keimte neue Hoffnung mit dem Kopfballtreffer von Kaminski auf. Dabei sah Nyland mit seiner verpassten Faustabwehr nach einer Ecke nicht glücklich aus. Allerdings verhinderte der Norweger mit einer Parade am kurzen Pfosten den Schalker Ausgleich, als Rodrigo Zalazar (33.) aus spitzem Winkel abzog.

Nach dem Wechsel setzte Schalke auf volle Offensive und hatte Glück. Einen vom Pfosten abprallenden Ball bekam Orban beim Rettungsversuch unglücklich ans Schienbein – 2:2. Dieser Slapstick-Treffer ärgerte RB. Die Intensität und Aggressivität wurde spürbar höher. Schalkes Sebastian Polter (64.) forderte einen Elfmeter, doch Orban hatte ihn nicht berührt, wie die Videobilder zeigten. In der Schlussphase machten die eingewechselten RB-Spieler den Unterschied. Poulsen sorgte (82.) für das 3:2, Nkunku traf per Lupfer noch in der Nachspielzeit.

Für die Knappen ist der Abstieg nach der starken Rückrunde besonders bitter. Doch die völlig verkorkste Hinrunde, in der Schalke schon abgeschlagen Tabellenletzter war, war eine zu hohe Hypothek. Und rückblickend kam die Verpflichtung von Trainer Thomas Reis, der am 27. Oktober 2022 einen Tag nach dem Rückzug von Sportdirektor Schröder kam, zu spät. Dabei war Reis bereits der siebte Schalke-Trainer binnen zwei Jahren.

Borussia Dortmund – FSV Mainz 05 2:2 (0:2)

Tiefe Trauer statt Titelparty: In einem denkwürdigen Bundesliga-Finale hat Borussia Dortmund die riesige Chance auf die erste Meisterschaft seit elf Jahren verspielt. Der BVB kam gegen den FSV Mainz 05 nicht über ein 2:2 (0:2) hinaus und ließ Dauer-Champion FC Bayern München an der Tabellenspitze noch vorbeiziehen. Im mit 81.365 Zuschauern ausverkauften Dortmunder Stadion spielte die Mannschaft von Trainer Edin Terzic bei meisterlicher Atmosphäre total verunsichert.

Dabei war in Dortmund nach Jahren der Rückschläge und sportlichen Demütigungen durch den großen Rivalen aus dem Süden alles angerichtet. Die Original-Meisterschale lag bereit, die Vorfreude war riesig. Eine ganze Region hatte auf das große Saisonfinale hingefiebert. Für den Signal Iduna Park hätte der BVB nach eigenen Angaben 300.000 Eintrittskarten verkaufen können. Auch Hotels waren schnell ausgebucht, Preise schossen in exorbitante Höhen, jeder wollte dabei sein. Schon am frühen Morgen standen Fans vor den Kneipen in der Dortmunder Innenstadt Schlange. Mit einem Fanmarsch zum Stadion stimmten sich Anhänger bei strahlendem Sonnenschein auf die Partie ein.

Auf dem Platz konnte der BVB die Euphorie aber nicht nutzen. Im Gegenteil: Die Chance auf den neunten Meistertitel der Klub-Geschichte schien die Profis nicht zu beflügeln, sondern zu hemmen. Der Start in die Partie war wie ein Albtraum. Erst brachte Andreas Hanche-Olsen Mainz nach einer Ecke per Kopf in Führung (15. Minute), dann scheiterte Sébastien Haller mit einem Foulelfmeter an 05-Keeper Finn Dahmen (19.). Dortmund war wie in Schockstarre, die befreit aufspielenden Mainzer nutzten das eiskalt. Karim Onisiwo traf zum 0:2 (24.).

Terzic ruderte mit den Armen, trieb seine Mannschaft nach vorne, doch die ganze Kreativität und Torgefahr der letzten Wochen war plötzlich weg. Bereits vor der Pause musste Karim Adeyemi verletzungsbedingt ausgewechselt werden. Für den 21-Jährigen kam Kapitän Marco Reus. Auch mit dem Offensiv-Routinier wurde es nicht besser. Die Angriffsversuche des BVB wirkten eher wie ein kopfloses Anrennen als ein Offensivspiel mit Plan.

„Auf geht’s, wir packen das“, rief Stadionsprecher und Ex-BVB-Profi Norbert Dickel Fans und Mannschaft zu. Der BVB hatte jedoch Glück, dass Mainz nicht sogar erhöhte. Immer wieder überrumpelten die Gäste die unsortierte und völlig nervöse Dortmunder Defensive. Onisiwos Pfostenschuss (57.) war nur eine von mehrere hochkarätigen Mainzer Torchancen.

Der ganz in schwarz gekleidete Terzic verzweifelte an der Seitenlinie immer mehr. Der 40-Jährige nahm einen Offensivwechsel nach dem anderen vor. Mittelfeldantreiber Jude Bellingham, der zuletzt wegen Knieproblemen gefehlt hatte, blieb jedoch auf der Bank. Für Hoffnung sorgte Raphael Guerreiro, der den BVB mit seinem Anschlusstreffer noch einmal näher an den Titel-Traum heranbrachte. In der Nachspielzeit traf Niklas Süle sogar noch zum 2:2, doch das Remis reichte nicht.

VfB Stuttgart – TSG Hoffenheim 1:1 (0:0)

Die Chaos-Saison ist noch nicht zuende: Der VfB Stuttgart hat den direkten Klassenerhalt verpasst und muss im Kampf gegen den dritten Abstieg innerhalb von sieben Jahren in der Relegation antreten. Die Stuttgarter mussten sich im Heimspiel gegen die TSG Hoffenheim mit einem 1:1 (0:0) zufrieden geben und den VfL Bochum noch vorbeiziehen lassen. Ihlas Bebou (75.) brachte die TSG in Führung, Tiago Tomas (80.) glich aus.

Trotz einer dominanten Vorstellung gegen Hoffenheim trifft die Mannschaft von Sebastian Hoeneß nach einer turbulenten Spielzeit mit drei Trainerwechseln nun in der Relegation am 1. und 5. Juni auf den 1. FC Heidenheim oder den Hamburger SV. Als der VfB am Ende der Saison 2018/19 zum bislang einzigen Mal in der Relegation antreten mussten, stand gegen Union Berlin der dritte Bundesliga-Abstieg der Vereinsgeschichte.

„Wir müssen unser Ding durchziehen“, hatte Hoeneß vor dem Finale im Abstiegskampf betont. Die Ausgangssituation für war klar: Ein eigener Sieg und man ist gerettet. Die Spielstände aus Leipzig und Leverkusen, wo die beiden Verfolger aus Schalke und Bochum um Punkte kämpften, wurden im Stadion nicht durchgegeben. So sollten sich die Stuttgarter voll auf ihr eigenes Spiel konzentrieren.

Durch hohes Anlaufen schaffte es der VfB schnell, sich ein Übergewicht zu erspielen. Lang anhaltende Druckphasen und entsprechende Großchancen waren jedoch selten – wohl auch aufgrund der Sorge, in Hoffenheimer Konter zu laufen. Die harmlosen Kraichgauer um den ehemaligen VfB-Trainer Pellegrino Matarazzo konzentrierten sich eher auf die Defensivarbeit und taten dort lange Zeit gerade genug, um Stuttgart vom eigenen Tor fernzuhalten – bis zur 40. Minute. Nach einem schönen Steckpass von Silas tauchte Serhou Guirassy frei vor Oliver Baumann auf, vergab aber die Riesenchance auf die Führung.

Stuttgart blieb auch in der zweiten Halbzeit die klar tonangebende Mannschaft. In den nun zunehmenden Druckphasen kam der VfB gegen tief stehende Hoffenheimer nun vielmehr auch zu guten Torchancen. Sowohl Silas (53.) als auch Führich (62.) blieb im Abschluss jedoch das nötige Glück verwehrt, der eingewechselte Tiago Tomas (74.) traf nur den Außenpfosten. Bebous Treffer kam aus dem Nichts, ehe Tomas noch traf.

Borussia Mönchengladbach – FC Augsburg 2:0 (2:0)

Der FC Augsburg bleibt mit Ach und Krach erstklassig: Trotz eines enttäuschenden 0:2 (0:2) bei Borussia Mönchengladbach hat das Team von Trainer Enrico Maaßen mit gütiger Schützenhilfe den Klassenerhalt perfekt gemacht. Für die Borussia endete eine mäßige Saison zwar versöhnlich, eine Trennung von Coach Daniel Farke scheint dennoch denkbar.

Tor-Debütant Luca Netz (3.) und Nationalspieler Jonas Hofmann (40.) trafen für die Borussia und brachten den FCA an den Abgrund, Robert Gumny sah zudem wegen einer Notbremse (45.+3) Rot. Weil aber die Konkurrenz mitspielte, bleibt den Fuggerstädtern auch nach drei Niederlagen in Folge ein drohendes „Nachsitzen“ in der Relegation erspart – das 13. Erstliga-Jahr in Folge kann kommen.

Die Borussia feierte derweil den zehnten Heimsieg, insgesamt fällt die Bilanz dennoch mager aus: 43 Punkte bedeuten die schwächste Saison seit zwölf Jahren und lediglich Platz zehn. Farkes Abschied ist angeblich schon beschlossene Sache, als Nachfolger wird unter anderem Gladbachs U23-Coach Eugen Polanski gehandelt.

Vor 52.186 Zuschauern erhielt Augsburg im Kampf um den noch fehlenden Punkt schnell einen Dämpfer. „Der Kopf wird entscheidend sein“, hatte Maaßen vor dem Spiel gesagt – und musste doch mit ansehen, wie sein Team von der ersten Minute an enttäuschte. Netz durfte nach Querpass von Hofmann ungehindert zu seinem ersten Bundesliga-Tor einschieben.

Der FCA schien sich nun auf Schützenhilfe aus den anderen Stadien zu verlassen und überließ Gladbach das Spiel. Kapitän Lars Stindl, der nach acht Jahren im Borussia-Trikot letztmals für den VfL auflief, traf den Außenpfosten (19.).

Vor dem gut gelaunten Publikum – knapp 52.500 Zuschauer im Schnitt bedeuten sogar Vereinsrekord – diktierte Gladbach das Geschehen weiter nach Belieben. Immer wieder wurde Stindl gesucht, um dem „Capitano“ sein Abschiedstor zu ermöglichen. Der fünf Minuten vor Ende unter großem Applaus ausgewechselte Routinier glänzte zumindest als Vorlagengeber und legte Hofmann das 2:0 auf. Nach dem Platzverweis gegen Gumny war Augsburg schon zur Pause auf verlorenem Posten, zeigte im zweiten Durchgang aber zumindest noch einmal Kampfgeist.

Folge uns...

lass' uns dir doch helfen

Mit einem Stichwort oder auch nur einem Namen findest du, wonach du suchst

Unser gesamtes Archiv mit tausenden Artikeln, Beiträgen und zahlreichen Informationen steht dir bei der Suche zur Verfügung. Dabei stehen dir alle Bereiche wie z.B. Politik, Sport, Wirtschaft oder Rostock, Schwerin, Wismar zur Verfügung.