Goldener Matchball für Borussia Dortmund im dramatischen Meisterkrimi: Die Mannschaft von Edin Terzic hat die Steilvorlage von Bayern München dank Sébastien Haller gnadenlos ausgenutzt und durch ein 3:0 (0:0) beim FC Augsburg vor dem Saisonfinale die Tabellenführung übernommen. Mit einem Sieg am kommenden Samstag im Heimspiel gegen Mainz wäre der BVB zum neunten Mal deutscher Meister, zum ersten Mal seit 2012.
„Wir haben einen riesigen Schritt gemacht, die Euphorie wird jetzt riesig sein. Wir brauchen noch einmal 90 Minuten in unserem Stadion. Jetzt dürfen wir uns das nicht mehr nehmen lassen“, sagte Dortmunds Sportdirektor Sebastian Kehl bei DAZN und ergänzte: „Wir haben die Gunst genutzt, es war aber nicht ganz leicht hier. Wir werden diesen Schwung jetzt mitnehmen, aber es ist noch nicht entschieden.“
Die klar überlegene Borussia nutzte nach dem 1:3 der Bayern gegen Leipzig die Gunst der Stunde: Vor 30.660 Zuschauern erzielte Torjäger Haller in der 59. Minute die umjubelte Führung – und sechs Minuten vor dem Ende auch das zweite Tor. Julian Brandt (90.+3) traf zum Endstand. Der FCA spielte ab der 38. Minute in Unterzahl, nachdem Felix Uduokhai wegen einer Notbremse Rot gesehen hatte. „Es ist unglaublich. Niemals hätte ich vor sechs Monaten gedacht, dass ich in dieser Situation sein würde“, sagte der überglückliche Doppeltorschütze. „Jetzt wollen wir das Allergrößte erreichen. Ich bin einfach nur stolz.“
Der BVB beendete gerade rechtzeitig auch seinen seit drei Monaten anhaltenden Auswärtsfluch. Seit dem 1:0 in Hoffenheim am 25. Februar hatte die Borussia in sechs Spielen auswärts nicht mehr gewonnen – bis heute. Für den FCA, der nur in einem der letzten zehn Spiele erfolgreich war, wird es im Abstiegskampf nun noch einmal eng. Nur zwei Punkte trennen die Schwaben vor dem letzten Spiel in Gladbach noch vom Relegationsplatz. Der direkte Abstieg ist durch die weit bessere Tordifferenz im Vergleich zu Schalke 04 (drei Zähler zurück) aber unrealistisch.
Die Dortmunder Fans waren schon vor dem Anpfiff meisterlich gestimmt. „Deutscher Meister wird nur der BVB“, sangen sie lautstark. Die Zuversicht konnte selbst der Ausfall von Jude Bellingham nicht trüben. Der Jungstar fehlte wie erwartet wegen anhaltender Knieprobleme, er hofft aber auf ein Comeback gegen Mainz.
Auch ohne den Engländer übernahm die wild entschlossene Borussia schnell die Initiative. Der FCA konnte sich vom Druck der Gäste kaum befreien. Brandt, Marius Wolf und Karim Adeyemi sorgten schon früh für Gefahr. Es war ein Spiel auf ein Tor. Haller (20.) und Brandt (33.) scheiterten am stark reagierenden Tomas Koubek, dann traf Niklas Süle per Kopf nur den Pfosten (40.). Kurz davor war Uduokhai wegen einer Notbremse an Donyell Malen nach Videobeweis des Feldes verwiesen worden. Es war zumindest eine diskutable Entscheidung. Der FCA geriet fortan noch mehr in Bedrängnis. Bis zur Pause hielt das Bollwerk.
Auch nach dem Wechsel das gleiche Bild: ein BVB-Sturmlauf, bei dem Emre Can (54.) erst einmal nur den Pfosten traf, ehe Haller die Borussia erlöste. Sein Schuss prallte aus spitzem Winkel vom Innenpfosten ins Tor. Die Freude hätte beinahe nur Sekunden gedauert, doch der eingewechselte Cardona fand bei der bis dahin einzigen FCA-Chance in Gregor Kobel seinen Meister. Das Spiel änderte sich – der BVB zeigte Nerven, die Haller schließlich beruhigte.