Nach dem kürzlich erfolgten Kauf lässt die Stadt Stralsund das ehemalige Segelschulschiff „Gorch Fock 1“ für mehrere Millionen Euro umfassend reparieren.
Den Zuschlag habe die Stralsunder Tochter des norwegischen Schiffbauers Fosen Yard erhalten, bestätigte die Stadtverwaltung nach einer Sondersitzung der Bürgerschaft am Mittwoch auf Anfrage. Damit sorgt die Stadt gleichzeitig bei einem wichtigen Pächter des stadteigenen maritimen Industrie- und Gewerbeparks für Arbeit.
„Die Instandsetzung der Gorch Fock soll überwiegend in der großen Schiffbauhalle stattfinden“, erklärte Carsten Stellamanns, Geschäftsführer der Fosen Stralsund GmbH. Fosen ist Mieter der großen Halle, hatte aber bis auf die Instandsetzung und Wartung einer Hochgeschwindigkeitsfähre bis zuletzt keine Aufträge.
Noch im Mai soll das Schiff laut Stadt auf die ehemalige Volkswerft verlegt und dort repariert und instandgesetzt werden. Insgesamt stünden mehr als zehn Millionen Euro zur Verfügung. Davon seien 9,5 Millionen Euro Fördermittel des Landes Mecklenburg-Vorpommern sowie der Eigenanteil der Kommune. Letzter werde komplett vom Verein Tall-Ship Friends – dem ehemaligen Eigner und auch künftigen Betreiber – übernommen. Es müssten keine kommunalen Gelder aufgewendet werden. Erst im Februar hatte die Bürgerschaft dem Kauf des Schiffes zugestimmt.
Konkrete Reparaturarbeiten an der Dreimastbark seien die Wiederherstellung der dauerhaften Schwimmfähigkeit sowie die Sicherung der Stand- und Funktionssicherheit der Takelage des Schiffes. Es soll auch künftig als Museumsschiff in Stralsund betrieben werden.
„Mit den Vergaben können wir den „Weißen Schwan der Ostsee“ nun dauerhaft als maritimes Wahrzeichen in unserem Stadtbild erhalten, jetzt steht nichts mehr im Weg“, freute sich Oberbürgermeister Alexander Badrow (CDU). „Was für ein schönes Geschenk zum bevorstehenden 90. Geburtstag des Schiffes im Mai.“
Stellamanns dankte der Stadt für das Vertrauen. „Neben der Gorch Fock haben wir weitere Aufträge kurzfristig im Zulauf, über die wir im Detail zurzeit noch nicht sprechen können. Wir gehen von wenigen Wochen aus, bis zur endgültigen Entscheidung über diese weiteren Aufträge.“ Fosen werde für diese Aufträge weiteres Personal einstellen.
Vor über einem Jahr hatte die Stadt die Stralsunder Werft von der insolventen MV-Werften-Gruppe übernommen, um einen Gewerbepark zu entwickeln. Fosen war einer der ersten Pächter.
Die „Gorch Fock 1“ wurde nach Angaben des Fördervereins 1933 in Hamburg bei Blohm+Voss in nur 100 Tagen gebaut und segelte unter deutscher, sowjetischer und ukrainischer Flagge, bevor es 2003 wieder nach Stralsund zurückkehrte, damals unter dem Namen „Towarischtsch“ (Genosse). Der Name Gorch Fock geht auf den gleichnamigen Schriftsteller zurück. Die „Gorch Fock 1“ begründete 1933 auch eine Schiffsklasse, die insgesamt sechs Schiffe umfasste, darunter auch das jüngste 1958 gebaute Schwesterschiff und derzeitige Segelschiff der Deutschen Marine, das ebenfalls den Namen „Gorch Fock“ trägt.