Mittwoch, 27.November 2024 | 09:52

Letzte AKW vom Netz getrennt: Deutscher Atomausstieg ist vollzogen

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Die Ära der Atomenergie in Deutschland ist nach sechs Jahrzehnten beendet: Die letzten drei verbliebenen Atomkraftwerke in Deutschland sind am Samstagabend vom Netz gegangen.

Wie die jeweiligen Betreiber mitteilten, stellten die Anlagen Isar 2 in Bayern, Neckarwestheim in Baden-Württemberg und Emsland in Niedersachsen die Stromproduktion ein. RWE meldete die Abschaltung des Kraftwerks Emsland als Erstes. Mit der Trennung des Generators vom Stromnetz wurde die Anlage um 22.37 Uhr heruntergefahren. Isar 2 wurde laut PreussenElektra um 23.52 Uhr vom Netz getrennt. Das Kraftwerk Neckarwestheim ging dem Versorger EnBW zufolge um 23.59 als Letztes vom Netz.

Eigentlich hätte der Atomausstieg schon zum Jahreswechsel erfolgen sollen. Wegen befürchteter Engpässe bei der Energieversorgung vor dem Hintergrund des Ukraine-Konflikts beschloss die Bundesregierung aber eine Verschiebung der Abschaltung um dreieinhalb Monate.

RWE sprach vom „Ende einer Ära“. „Das Kapitel ist nun abgeschlossen“, erklärte der RWE-Vorstandsvorsitzende Markus Krebber. „Jetzt kommt es darauf an, die ganze Kraft dafür einzusetzen, neben erneuerbaren Energien auch den Bau von wasserstofffähigen Gaskraftwerken möglichst schnell voranzutreiben.“ Dies sei nötig, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, „wenn Deutschland 2030 idealerweise auch aus der Kohle aussteigen will“.

„Damit endet die Ära der Stromerzeugung aus Kernkraft hier am Standort und in ganz Deutschland“, erklärte auch Carsten Müller, Standortleiter Isar 2. „Dieser Moment geht unserer Mannschaft und mir persönlich sehr nahe.“ PreussenElektra zufolge bereitet sich das Unternehmen nun „auf den sicheren Rückbau von Isar 2“ vor, „der nach Erhalt der erforderlichen Genehmigung im nächsten Jahr beginnen soll“.

In Neckarwestheim werde nun „der Rückbau im Mittelpunkt stehen“, erklärte der Geschäftsführer der EnBW-Kernkraftsparte, Jörg Michels. Das Unternehmen will „in den nächsten Wochen“ bereits „mit den ersten vorbereitenden Tätigkeiten für den Rückbau der Anlage beginnen“. Die Genehmigung dafür liege bereits vor. EnBW rechnet damit, dass der Rückbau des Kraftwerks „etwa zehn bis 15 Jahre dauern wird“.

Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder will Atomkraftwerke wie den Meiler Isar 2 in Landesverantwortung weiterbetreiben und verlangt vom Bund daher eine Änderung des Atomgesetzes. Bayern fordere vom Bund „eine eigene Länderzuständigkeit für den Weiterbetrieb der Kernkraft“, sagte der CSU-Politiker der „Bild am Sonntag“. Solange die Krise nicht beendet und der Übergang zu erneuerbaren Energien nicht gelungen sei, „müssen wir bis zum Ende des Jahrzehnts jede Form von Energie nutzen“.

Bayern wolle zudem als Vorreiter in die Forschung zur Kernfusion einsteigen, sagte Söder. Er sprach sich für den Bau eines eigenen Forschungsreaktors aus – „gerne in Zusammenarbeit mit anderen Ländern“. Darüber hinaus forderte der CSU-Chef eine nationale Forschungsstrategie für eine Nutzbarkeit des Atommülls. „Wir sind es unseren künftigen Generationen schuldig, nicht nur über ein Endlager in ferner Zukunft zu diskutieren, sondern innovative Pläne für eine verantwortungsvolle und technologische Lösung zu entwickeln,“ sagte er dem Blatt.

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