Freitag, 20.September 2024 | 05:46

Teilweise Legalisierung geplant: Wie gefährlich ist Cannabis wirklich?

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Die bisherige Cannabis-Politik wird von der Ampel-Koalition als gescheitert kritisiert. Nun soll die bislang illegale Droge in Deutschland teilweise legalisiert werden. Doch wie schädlich ist der Konsum von Cannabis? Hier die Antworten.

Was muss man über Cannabis wissen?

Cannabis wird aus der Hanfpflanze gewonnen. Es gehört zu den ältesten bekannten Rauschmitteln. Als Droge spielte der Hanf zunächst in Indien eine Rolle, kam dort aber auch gegen Lepra oder Fieber zum Einsatz. In Europa ist die Rauschwirkung seit dem 19. Jahrhundert bekannt, Cannabis wird meist in Form von Haschisch oder Marihuana konsumiert. Hauptwirkstoff ist Tetrahydrocannabinol (THC), das je nach Pflanzensorte unterschiedlich konzentriert ist.

Die Cannabispflanze enthält über 60 Cannabinoide, von denen das Delta-9-THC psychoaktiv am stärksten wirkt. Die häufigsten Cannabisprodukte sind Marihuana (Blüten und Blätter) und Haschisch (Cannabisharz). Das Haschischöl (konzentrierter Auszug) wird etwas seltener verwendet.

Wie viele Menschen in Deutschland konsumieren Cannabis?

Cannabis ist laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung in Deutschland die am meisten konsumierte illegale Droge, besonders bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Zwischen den verschiedenen Altersgruppen liegen jedoch große Unterschiede: Junge Erwachsene im Alter von 18 bis 25 Jahren konsumieren Cannabis deutlich häufiger und der Trend zeigt laut der jüngsten Erfassung aus dem Sommer 2022 nach oben: Mittlerweile hat rund die Hälfte der 18- bis 25-Jährigen schon einmal Cannabis ausprobiert. Etwa 8 Prozent konsumieren mehr als zehnmal in den letzten zwölf Monaten Cannabis, was als “regelmäßig” gilt. Anders ist es bei den 12- bis 17-Jährigen: Nur jeder Elfte hatte schon einmal Cannabis konsumiert, nur 1,6 Prozent taten dies regelmäßig. Rein statistisch ist Cannabis-Konsum unter Jugendlichen also eher die Ausnahme. Unter allen Erwachsenen im Alter von 18 bis 64 Jahren hatten laut der Studie 8,8 Prozent in den letzten 12 Monaten mindestens einmal Cannabis konsumiert – das sind rund 4,5 Millionen Personen.

Kann Cannabis abhängig machen?

Sowohl die Psyche als auch der Körper können bei regelmäßigem Cannabis-Konsum abhängig werden. Den Konsum zu reduzieren oder gar einzustellen, gelingt dann nicht mehr, ohne dass sich Nervosität, Ängstlichkeit oder Depressionen einstellen. Insgesamt sind die körperlichen Entzugserscheinungen vergleichsweise mild. Ein Drang, die Cannabis-Dosis stetig zu steigern, besteht im Allgemeinen nicht. Der Drang allerdings, überhaupt Cannabis zu konsumieren, ist bei psychischer Abhängigkeit zwanghaft ausgeprägt.

Was schützt vor einer Cannabis-Sucht?

Eltern können einiges dafür tun, damit ihre Kinder weniger Gefahr laufen, abhängig zu werden: Wenn sie ihrem Nachwuchs respektvoll, unterstützend und liebevoll begegnen, gleichzeitig aber Konflikten nicht aus dem Weg gehen, hilft das den Kindern, der Verlockung durch Drogen zu widerstehen. Als Schutzfaktoren gelten ein gesundes Selbstwertgefühl, eine abwechslungsreiche Freizeitgestaltung, Problemkompetenz, ein Freundeskreis, der auf illegale Drogen verzichtet sowie Eltern, die selbst verantwortungsvoll mit Rauschmitteln umgehen. Risikofaktoren dagegen sind ausgeprägte Unsicherheit, Ängste und Einsamkeit, mangelnde soziale Unterstützung sowie Stress und traumatische Erfahrungen, wie zum Beispiel Trennungserlebnisse.

Ist Cannabis die Einstiegsdroge?

Das Risiko des Umstiegs auf andere “härtere” Drogen wurde lange Zeit unter dem Stichwort “Einstiegsdroge” kontrovers diskutiert, ist jedoch nicht mehr haltbar: Nur ein geringer Anteil der Cannabiskonsumenten steigt laut Deutscher Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) langfristig auf härtere Drogen um.

Verursacht Cannabis Psychosen?

Besonders in hohen Dosen kann Cannabis psychotische Symptome hervorrufen. Es kann zu Halluzinationen, Desorientiertheit, einem gestörten Ich-Gefühl und Verfolgungswahn kommen. Diese Symptome verschwinden meist nach kurzer Zeit wieder. Bei Menschen, die anfällig sind für Schizophrenie, kann die Krankheit durch Cannabis womöglich ausgelöst werden. Nachgewiesen ist das noch nicht, doch es spricht einiges dafür. Grundsätzlich kann Cannabis unvorhersehbare negative Effekte haben, besonders bei Konsumenten, die noch nicht mit der Wirkung vertraut sind. Möglich sind beispielsweise Herzrasen, Übelkeit und Schwindel, ein Kreislaufkollaps sowie Filmrisse, wirre Gedanken und Panik. Je häufiger man zu Joints oder Keksen greift und je selbstverständlicher Cannabis zum Alltag gehört, umso wahrscheinlicher sind negative gesundheitliche Auswirkungen.

Schädigt Cannabis das Gehirn?

Die kognitive Leistungsfähigkeit wird bei regelmäßigem Cannabis-Konsum beeinträchtigt. Aufmerksamkeit, Konzentrationsvermögen und Lernfähigkeit lassen also nach. Ob Cannabis bleibende Hirnschäden verursacht, ist noch ungeklärt. Eine Studie aus dem Jahr 2014 wies nach, dass Cannabis bei dauerhaftem Konsum die graue Hirnsubstanz schrumpfen lässt, andere Hirn-Areale aber deutlich aktiver wurden. Ob sich diese Prozesse bei einer Cannabis-Abstinenz wieder umkehren, muss noch untersucht werden.

Sind Jugendliche und Heranwachsende besonders gefährdet?

Der Konsum von Cannabis im Alter von 14 bis 18 Jahren kann die wichtigen Entwicklungsprozesse des Gehirns beeinträchtigen und zu lebenslangen Veränderungen der Nervenverbindungen führen, was geringere Intelligenz und erhöhtes Risiko für psychische und Sucht-Erkrankungen zur Folge hat. In den vergangenen Jahren gab es einige neue Studien zu Auswirkungen von Cannabis-Konsum auf die Gehirnentwicklung bei Jugendlichen.

Eine große Langzeitstudie mit knapp 800 Teilnehmern aus dem Jahr 2021 etwa fand heraus, dass Cannabiskonsum bei Jugendlichen mit einer Ausdünnung des präfrontalen Kortex im Gehirn verbunden war. Dies offenbarten MRT-Aufnahmen der Hirnstrukturen. Die Autoren brachten das mit Konzentrationsstörungen bei Konsumenten in Verbindung. Sie stellten zudem fest, dass dieser Effekt abhängig von der Cannabis-Dosis war. Unklar ist jedoch, ob er unumkehrbar ist. Der Kortex oder Großhirnrinde ist Zentrum des logischen und kritischen Denkens. In der Pubertät erfährt dieser einen massiven Umbauprozess, der erst mit etwa Mitte 20 vollständig abgeschlossen ist.

Wie gefährlich ist Cannabis in der Schwangerschaft?

Das ist wissenschaftlich noch nicht abschließend geklärt. Es gibt Hinweise auf Folgeschäden für das Neugeborene, wie etwa ein geringeres Geburtsgewicht oder spätere Verhaltensprobleme. Zudem gibt es Hinweise darauf, dass Cannabiskonsum die Wahrscheinlichkeit einer Risikoschwangerschaft erhöht, da das THC die Einnistung des Embryos in der Gebärmutter verhindern kann. Um jedes Risiko zu vermeiden, sollten Schwangere komplett auf Cannabis verzichten – wie auf das Rauchen überhaupt.

Kann man noch Auto fahren, nachdem man Cannabis konsumiert hat?

Das Reaktionsvermögen ist deutlich reduziert – das haben Untersuchungen mit Flugsimulatoren gezeigt. Besonders in den ersten zwei Stunden nach dem Konsum gilt die Fahrtauglichkeit als eingeschränkt. Wer beim Auto- oder Motorradfahren unter dem Einfluss von Cannabis aufgegriffen wird, muss damit rechnen, als fahruntauglich eingestuft zu werden. Anders als bei Alkohol sind aber keine Grenzwerte für Cannabis festgelegt. Bereits der Nachweis einer geringen Menge an THC reicht für eine Ordnungswidrigkeit. Ob es durch den Konsum zu einer Beeinträchtigung der Fahrtauglichkeit kommt, ist unerheblich. Folge: Der Führerschein wird in der Regel eingezogen.

Kann Cannabis heilen?

In der Heilkunde hat Cannabis eine lange Tradition, in China soll die Hanfpflanze schon vor 6000 Jahren zu Heilmitteln verarbeitet worden sein. Im 20. Jahrhundert jedoch wurde Cannabis nach und nach durch andere Medikamente ersetzt. Nach dem 2017 erlassenen Gesetz “Cannabis als Medizin” darf Cannabis bei schwerwiegenden Erkrankungen im Einzelfall eingesetzt werden: entweder in Form getrockneter Blüten, auch als Marihuana bekannt, oder als Medikament mit natürlichem oder synthetisch hergestelltem THC. Cannabis wird unter anderem gegen Übelkeit und zur Appetitsteigerung bei Krebs und AIDS und zur Muskelentspannung bei Multipler Sklerose eingesetzt. Wegen der psychoaktiven Nebenwirkungen wird Cannabis aber oft erst dann verschrieben, wenn alle anderen Therapiemaßnahmen versagen.

Was hat es mit dem Wirkstoff CBD auf sich?

Während der Wirkstoff THC eine berauschende Wirkung hat, ist Cannabidiol (CBD) nicht psychoaktiv. Da CBD unter anderem beruhigend und entzündungshemmend wirken soll, ist in den vergangenen Jahren um den Wirkstoff ein regelrechter Hype entstanden: Es gibt Tinkturen, Cremes, Kapseln und Öle. Forschungsergebnisse der US-amerikanischen National Sleep Foundation weisen zudem darauf hin, dass CBD bei Schlafproblemen helfen kann.

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