Nachbarschaftsstreitigkeiten machen an den Amtsgerichten Mecklenburg-Vorpommerns nur einen geringen Teil der Verfahren aus, doch ziehen die Menschen im Nordosten mit solchen Sachen häufiger vor Gericht als in vielen anderen Bundesländern.
Wie das Justizministerium in Schwerin mitteilte, wurden im Vorjahr landesweit 163 Nachbarschaftsstreitigkeiten vor Gericht entschieden. Das waren 14 mehr als im Jahr zuvor und knapp 1,6 Prozent aller erledigten 10 200 Zivilverfahren. Im Bundesdurchschnitt habe der Anteil bei 0,9 Prozent gelegen.
Den Durchschnitt drücken dabei vor allem Stadtstaaten wie Hamburg und Berlin, in den es allein schon wegen der Siedlungsstruktur weniger Streit um überhängende Äste oder krähende Hähne geben dürfte. Laut Statistik machten 2021 Nachbarschaftsstreitigkeiten dort 0,1 beziehungsweise 0,3 Prozent aller Zivilsachen aus. In Bayern und Niedersachsen waren es demnach jeweils 1 Prozent, in Sachsen-Anhalt 1,6 Prozent.
Wie aus der Statistik weiter hervorgeht, landeten vor zwei Jahrzehnten im Nordosten noch etwa 300 Nachbarschaftsstreitigkeiten pro Jahr vor Gericht. Da damals aber auch die Gesamtzahl der Zivilverfahren mehr als doppelt so hoch war, lag auch die Quote jeweils zwischen ein und zwei Prozent. Nur knapp über dem Bundesdurchschnitt hatte sie 2020 mit 1,1 Prozent gelegen. Justizministerin Jacqueline Bernhardt (Linke) warb dafür, die Lösung von Konflikten zwischen Nachbarn möglichst frühzeitig mit Gesprächen anzugehen. „Das wirksamste Rezept für ein friedliches und freundliches Miteinander in der Nachbarschaft bleiben Verständnis und Kommunikation. Wenn Nachbarinnen und Nachbarn es schaffen, sich gegenseitig zu respektieren und zu helfen, dann sind sich beide Seiten auch schnell einig“, zeigte sei sich überzeugt. Es brauche die Bereitschaft zu Dialog und Kompromiss. Eine Alternative zur Auseinandersetzung vor Gericht böten Schiedsstellen in den Kommunen. Landesweit stünden etwa 120 engagierte Schlichterinnen und Schlichter bereit.
Einer repräsentativen Umfrage des Marktforschungsinstituts Ipsos aus dem Jahr 2019 zufolge glauben zwei Drittel der Deutschen, dass die Menschen in Deutschland seit der Jahrtausendwende weniger nachbarschaftlich geworden sind. Laut Umfrage, für die 2000 Menschen im Alter von 16 bis 70 Jahren befragt wurden, gilt Lärm als größter Störfaktor und Auslöser von Streit zwischen Nachbarn. Danach folgen Rücksichtslosigkeit etwa beim Parken und Unfreundlichkeit.
Auch überhängende Bäume und wuchernde Hecken bieten immer wieder Anlass für Streit.