Galeria Karstadt Kaufhof hatte bereits Ende Oktober zum zweiten Mal innerhalb von weniger als drei Jahren Rettung in einem Insolvenzverfahren unter dem Schutzschirm suchen müssen. Als Grund für die bedrohliche Lage des Unternehmens nannte Konzernchef Miguel Müllenbach damals in einem Mitarbeiterbrief die explodierenden Energiepreise und die Konsumflaute in Deutschland.
Die Belegschaft war nicht überrascht. Bereits am Wochenende kursierte eine Liste mit den zur Disposition stehenden Filialen. Viele Mitarbeitende wollten allerdings nicht glauben, dass die Schließungen nun doch so schnell eintreten.
Doch was ändert sich in den verbliebenen 77 Filialen? Es ist noch unklar, ob es bei den 52 Warenhäusern bleibt. Das letzte Wort haben nun die Gläubiger. Laut Medienberichten sollen sie im aktuellen Insolvenzverfahren erneut auf einen Milliardenbetrag verzichten. Die Abstimmung erfolgt am 27. März in Essen. Falls die Gläubiger das Konzept ablehnen sollten, muss der Geschäftsbetrieb unmittelbar eingestellt werden.
Nach dem aktuellen Plan bleibt Galaria-Karstadt-Kaufhof an 77 Standorten erhalten, u.a. auch das Stammhaus in Wismar. Allerdings ändert sich Konzept – in mehreren Filialen laufen bereits massive Umbauarbeiten, diese sollen ausgeweitet werden. Geplant ist, dass alle Filialen modernisiert werden und der Fokus auf Dienstleistungen und Service gelegt wird. Interne Dokumente aus dem Jahr 2021 zeigen Filialen, in denen Fitnessstudios, Kinos, buchbare und offene Arbeitsplätze (sogenannte Co-Working-Spaces) entstehen. Das Angebot soll außerdem mit städtischen Bürgerdiensten, Packstationen, E-Bike-Stationen und Restaurants umrundet werden.
Kunden werden zudem schrittweise ein geringeres Sortiment vorfinden. Über ein Drittel des Sortiments wird rausgeworfen. Marken, die geringe Margen abwerfen, sollen aus den Filialen verschwinden. Offenbar baut das Unternehmen auch Arbeitsplätze ab. Samstags- und Teilzeitkräfte sollen Vollzeitkräfte ersetzen.