Gut ein Jahr nach Übernahme der Stralsunder Werft von der insolventen MV-Werften-Gruppe zieht die Stadt ein positive Bilanz. Etwa 80 Prozent der Produktionsflächen seien mittlerweile verpachtet, teilte die Stadt auf Anfrage mit. Sie spricht von 14 Unternehmen, die auf dem Gelände aktiv seien – sowohl Pächter als auch Firmen, die bereits zuvor angesiedelt gewesen seien.
Anfang März 2022 hatte die Stadt das Werftgelände übernommen, um einen maritimen Gewerbepark zu entwickeln. Kurz zuvor hatte Oberbürgermeister Alexander Badrow (CDU) die Zielmarke von mindestens 1000 Jobs ausgegeben, die einmal erreicht werden soll. „Wann sie dorthin kommt, hängt von vielen Faktoren ab, welche die Stadt nur bedingt beeinflussen kann“, hieß es nun aus dem Rathaus.
Über die bereits am Standort vorhandenen Jobs gehen die Angaben auseinander. Die Stadt verweist darauf, dass es keine Anzeigepflicht für Pächter gebe. Außerdem seien außer den Pächtern auch Zulieferbetriebe mit ihren Mitarbeitern vor Ort aktiv. „In jedem Falle sind es mehrere Hundert gewerbliche Mitarbeiter, die auf dem Gelände beschäftigt sind.“
Von Gewerkschaftsseite ist hingegen von 50 bis 100 Arbeitsplätzen die Rede. Zu Hochzeiten habe die MV-Werften-Gruppe bis zu 600 Beschäftigte in Stralsund gehabt. Heiko Messerschmidt von der IG Metall sagte: „Die Situation in Stralsund stellt uns nicht zufrieden.“ Es fehle nach wie vor der Ankermieter, der für viel Beschäftigung sorge. Der norwegische Schiffbauer Fosen Yard, der die große Schiffbauhalle gepachtet hat, hat bislang nur eine Handvoll Mitarbeiter angestellt.
Die Norweger inspizieren und reparieren seit Februar im Rahmen ihres ersten Auftrags am Strelasund die Hochgeschwindigkeitsfähre «Skane Jet». Ab April soll der Katamaran, der mehr als 80 Kilometer pro Stunde fahren kann, wieder für die Reederei FRS Baltic von Sassnitz auf Rügen nach Schweden starten. Insgesamt werden laut Stadt in den Hallen, auf der Helling und an den Liegeplätzen der Werft gegenwärtig neun Schiffe gebaut beziehungsweise repariert und gewartet.