Die Wismarer St. Nikolai-Kirche hat ihre Turmbekrönung wieder. Handwerker montierten die beiden, gut medizinballgroßen Kugeln am Mittwoch auf dem First des Spitzdaches, das vor mehr als 300 Jahren anstelle des eingestürzten Turmhelms errichtet worden war.
Damit wurden die Restaurierungsarbeiten am Turm beendet. Die schon länger laufenden umfangreichen Sanierungsarbeiten an dem spätgotischen Sakralbau gehen indes weiter. Besitzer der Kirche ist die Stadt. Neben Kulturveranstaltungen finden dort aber auch weiterhin Gottesdienste statt.
Traditionell bergen Kugeln auf Gotteshäusern auch Kapseln mit Zeitzeugnissen für folgende Generationen. Wie ein Sprecher der Stadt sagte, füllten die Zimmerleute eine der Kugeln mit Bauunterlagen und aktuellen Geldmünzen. Die zweite Kugel berge neben einer Zeitung und Dokumenten der Kirchgemeinde auch Reden und einen persönlichen Brief von Bürgermeister Thomas Beyer (SPD). Die kupfernen Kugeln wurden neu mit Blattgold belegt, so dass sie nun wieder hell im Sonnenlicht glänzen können. Witterung und Zeit hatten die alte Beschichtung fast vollständig zerstört.
Im Allgemeinen müssen Kirchendächer alle 80 bis 100 Jahre saniert werden. Dann werden auch die Zeitkapseln inspiziert. Die bei der Öffnung im Sommer vergangenen Jahres gefundenen Dokumente werden laut Stadtsprecher nun in den Archiven der Welterbe-Stadt aufbewahrt.
Das Ende des 14. Jahrhunderts begonnene und 1487 als Kirche der Seefahrer und Fischer fertiggestellte Bauwerk gehört neben St. Marien und St. Georgen zu den drei großen Sakralbauten, die bis heute das Bild der Hansestadt prägen. Mit 37 Metern gehört das Langhaus zu den höchsten Kirchenschiffen Deutschlands. Nach schweren Sturmschäden im Jahr 1703 waren maßgebliche Teile der Innenausstattung wie Kanzel und Altar erneuert worden, im Stil der damaligen Zeit, dem Barock.