Freitag, 20.September 2024 | 14:18

Diesmal kein Kollaps des BVB: Thomas Müller veredelt sein eigenes Rekordspiel

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Seit dem 20. Spieltag der Fußball-Bundesliga ist Thomas Müller alleiniger Rekordfeldspieler in der langen Geschichte des FC Bayern. Und der Angreifer bringt seinen Klub in seinem rekordspiel persönlich auf die Siegesstraße. Verfolger Dortmund müht sich zum Sieg, die TSG Hoffenheim kann den Absturz nicht bremsen.

FC Bayern München – VfL Bochum 3:0 (1:0)

Der FC Bayern hat vor dem Champions-League-Festtag mit Paris Saint-Germain seine Bundesliga-Pflicht dank freundlicher Unterstützung des VfL Bochum erledigt. Die Münchner profitierten beim 3:0 (1:0) und der behaupteten Tabellenführung zunächst von einem fatalen Fehlpass des Gäste-Verteidigers Saidy Janko, der Thomas Müller bei dessen Führungstreffer in Szene setzte (41. Minute). Müller stand zum 428. Mal in einem Bundesligaspiel für den FC Bayern München auf dem Platz – öfter als jeder andere Feldspieler. Am vergangenen Wochenende war der Angreifer mit Gerd Müller gleichgezogen. Mit seinem 429. Einsatz würde Müller in Kürze mit Oliver Kahn gleichziehen, der in 429 Bundesligaspielen das Tor des FC Bayern hütete. “Ewiger” Rekordspieler des Rekordmeisters ist Torwartlegende Sepp Maier (473 Bundesligaspiele für die Münchener).

Durch mehr Offensivtempo nach dem Seitenwechsel sorgten der eingewechselte Kingsley Coman (64.) und Serge Gnabry (74./Foulelfmeter) für einen standesgemäßen Nachmittag der Münchner. Von einem 7:0 wie im Hinspiel war der Fußball-Serienmeister aber weit entfernt. Drei Tage vor dem Achtelfinal-Hinspiel in Paris missfiel Trainer Julian Nagelsmann sichtlich die Aufführung seines Ensembles in der ersten Hälfte, in der er sich selbst zu vehement nach einem Foul beschwerte und die Gelbe Karte sah (43.). Während der Halbzeitpause nahm der 35-Jährige auf der Bank Platz, auf dem Feld gab er dem nach dem Seitenwechsel für Müller gebrachten Alphonso Davies ein paar taktische Anweisungen mit auf den Weg. Es war der erste von fünf Wechseln, auch mit den neuen Stars kam mehr Schwung in die Partie.

Dass Nagelsmann über die Führung jubeln konnte, hatte er speziell dem VfL zu verdanken. Nachdem die Bochumer beim K.o. im DFB-Pokal den Revier-Rivalen Borussia Dortmund durch einen verunglückten Befreiungsschlag von Torhüter Manuel Riemann auf die Siegerstraße gebracht hatten, halfen sie auch diesmal tüchtig mit. Jankos Rückspiel zu Riemann verunglückte völlig. Müller scheiterte zwar zunächst an Riemann, gedankenschnell setzte er aber nach und müllerte den Ball zum 1:0 ins Tor. Kurz vor dem Pausenpfiff fehlte Leon Goretzka beim Duell der besten Offensive gegen die schlechteste Defensive der Liga nicht viel zum 2:0 (44.).

Zwar waren die Münchner die klar überlegene Mannschaft, aber Tempo und Konsequenz fehlten lange in ihren Angriffen. Immerhin hielt die Münchner Torserie – in nun 50 Heimspielen nacheinander glückte immer mindestens ein Tor. Der gesperrte Joshua Kimmich sah von seinem Tribünenplatz in Durchgang zwei deutlich mehr Tempo in den Münchner Offensivaktionen, aber für die PSG-Kraftpobe müssen sich die Bayern weiter steigern. Das Spiel gewann zudem an Unterhaltungswert, weil die Bochumer nun gegen die von Nagelsmann aufgebotene und auch beim Hinspiel in Paris zu erwartende Dreierkette zumindest kurzzeitig ein paar mehr Angriffsversuche wagten.

Vor allem aber stürmte Bayern mit mehr Konsequenz und Wucht. Der formstarke und zunächst geschonte Coman nahm nach einer schönen Kombination durch das Zentrum der insgesamt einseitigen Partie die Spannung. Gnabry verwandelte einen durch Pechvogel Janko an ihm verursachten Foulelfmeter sicher.

TSG Hoffenheim – Bayer 04 Leverkusen 1:3 (0:1)

Pellegrino Matarazzo hat bei der TSG 1899 Hoffenheim ein ganz bitteres Debüt als Chefcoach erlebt und die Serie der Kraichgauer von nun zehn sieglosen Begegnungen nicht beenden können. Beim 1:3 (0:1) gegen Bayer Leverkusen in Sinsheim spielte die TSG lange wie ein Absteiger. In der Tabelle ist der einstige Europacup-Aspirant weiter 14. punktgleich mit dem VfL Bochum. Vier Monate nach seinem Aus beim VfB Stuttgart hat Matarazzo in Hoffenheim nun eine ganz schwierige Aufgabe vor sich.

Vor nur 20.619 Zuschauern erzielten Robert Andrich (6. Minute), Moussa Diaby (47.) mit seinem siebten Saisontreffer und Adam Hlozek (56.) die Tore für ein souveränes Bayer-Team. Die Leverkusener feierten damit ihren ersten Rückrundensieg – rechtzeitig vor dem Europa-League-Spiel gegen die AS Monaco am Donnerstag. Abwehrspieler Stanley Nsoki verkürzte noch auf 1:3 (77.) Nach einem 1:4 gegen Mönchengladbach und einem 2:5 in Bochum noch unter dem am Montag beurlaubten Chefcoach André Breitenreiter sahen die Hoffenheimer auch diesmal ganz schlecht aus. “Wir können uns schnell stabilisieren und uns auf den Weg nach oben machen”, hatte Matarazzo unmittelbar vor dem Anpfiff noch bei Sky gesagt und gefordert: “Alle sollen vorangehen!” Sein erstes Heimspiel als Hoffenheimer Co-Trainer von Julian Nagelsmann 2018 ging übrigens mit 1:4 gegen Leverkusen verloren.

Die Kraichgauer begannen übervorsichtig und verunsichert. Matarazzo hatte im Mittelfeld auf eine Doppel-Sechs mit Dennis Geiger und Neuzugang Thomas Delaney gesetzt, doch gleich der zweite Schussversuch von Andrich schlug bei Torhüter Oliver Baumann ein. Bei den Gästen bestritt der Ex-Hoffenheimer Kerem Demirbay sein 100. Bundesliga-Spiel für Leverkusen und sorgte mit dafür, dass Bayer den Ball sicher laufen ließ. Die Gastgeber kamen in der ersten halben Stunde kaum in die Zweikämpfe.

Vor allem Nationalspieler Florian Wirtz ließ seine Gegenspieler immer wieder ins Leere laufen, musste auch deshalb vom schwachen Hoffenheimer Abwehrchef John Anthony Brooks nach 35 Minuten einen heftigen Tritt einstecken. Der erste Angriff des Matarazzo-Teams fand nach 20 Minuten statt, verpuffte aber.

Bayer-Coach Xabi Alonso musste weiter auf Torjäger Patrik Schick verzichten, im Vorjahr mit 24 Treffern zweitbester Schütze in der Bundesliga, konnte dies aber kompensieren. Jeremie Frimpong hätte nach 26 Minuten beinahe das 2:0 gemacht, scheiterte aber an Baumann. Nach gerade mal einer Minute in der zweiten Halbzeit wurden die Hoffenheimer ausgekontert und erlebten den nächsten Rückschlag: Wirtz leitete den Angriff ein, Frimpong bediente Diaby – und der erhöhte auf 2:0. Die Mannschaft von Trainer Xabi Alonso setzte durch Hlozek erneut auf Vorarbeit Frimpongs noch einen drauf. Immerhin kamen die Hoffenheimer noch zu ein paar Chancen und zum Anschlusstreffer – als Leverkusen das Ergebnis verwaltete.

1. FSV Mainz 05 – FC Augsburg 3:1 (2:1)

Der FSV Mainz 05 hat sich mit dem 3:1 (2:1) gegen den FC Augsburg in Fastnachtsstimmung gebracht. Mit dem dritten Heimsieg in dieser Bundesliga-Saison vergrößerten die Rheinhessen den Abstand auf die Abstiegsplätze. Jae-sung Lee (21./52. Minute) und Karim Onisiwo (24.) trafen in der letzten Heimpartie vor dem Rosenmontag vor 22.200 Zuschauern. Den Anschlusstreffer zum zwischenzeitlichen 1:2 für Augsburg erzielte Ermedin Demirovic (28.) per Handelfmeter.

Die Schwaben blieben im fünften Auswärtsspiel in Serie ohne Sieg und müssen den Blick gen Tabellenende richten. Die erste Viertelstunde gab den Vorgeschmack auf das, was die Partie bis zum Abpfiff prägen sollte: ein Spiel mit offenem Visier, harte Zweikämpfe. In den ersten 20 Minuten blieben Torraumszenen allerdings Mangelware. Danach ging es Schlag auf Schlag und es folgten drei Tore in nur sieben Minuten.

Die Führung für die im vierfarbigen Fastnachtstrikot spielenden Gastgeber erzielte Lee. Der Südkoreaner hatte den Ball Felix Uduokhai abgeluchst und zu 05-Mittelstürmer Ludovic Ajorque gepasst. Der vom RC Lens nach Mainz gekommene Franzose verstolperte den Ball zunächst, doch der heranstürmende Lee drückte ihn aus Nahdistanz noch über die Torlinie. Wenig später erhöhte Mainz auf 2:0 durch Onisiwo. Nach Flanke von Danny da Costa faustete FC-Keeper Rafal Gikiewicz unglücklich in die Mitte, wo Leandro Berreiro zu Onisiwo köpfte, der per Kopf sein achtes Saisontor erzielte.

Etwas unglücklich fiel das Gegentor: Barreiro war im eigenen Strafraum mit ausgestrecktem Arm aus einem Meter Abstand angeschossen worden, Schiedsrichter Sven Jablonski entschied erst nach Videobeweis auf Handelfmeter. Demirovic verwandelte sicher. Bis zum Pausenpfiff hatten die Mainzer noch zwei Großchancen durch Ajorque (42./43.). Nach dem Wiederanpfiff ging es ebenso hektisch und mit hohem kämpferischem Einsatz weiter. In der 52. Minute war es erneut Lee, der mit seinem zweiten Tor das 3:1 erzielte. Der Mittelfeldspieler setzte sich im Zweikampf an der Strafraumgrenze gegen den Augsburger Robert Gumny durch und schoss flach ein. Lee hatte zwar Gumny etwas gerempelt, doch nach Videobeweis entschied der Unparteiische pro Mainz.

Erneut musste der Videobeweis herangezogen werden, als der Augsburger Fredrik Jensen in der 75. Minute den Ball aus dem Gewühl heraus über die Torlinie drückte. Allerdings stand Jensen zuvor im Abseits – das Tor fand daher keine Anerkennung.

Werder Bremen – Borussia Dortmund 0:2 (0:0)

Borussia Dortmund hat die beeindruckende Siegesserie 2023 auch bei Angstgegner Werder Bremen fortgesetzt. Ein halbes Jahr nach der Last-Minute-Niederlage mit drei Werder-Toren in den letzten sechs Minuten nahm der BVB mit dem 2:0 (0:0) Revanche und sicherte sich zumindest bis zum Abend Platz zwei. Eine Minute nach seiner Einwechselung brachte der 18-jährige Jamie Bynoe-Gittens (67.) sein Team in Führung. Der gebürtige Bremer Julian Brandt (85.) sorgte in der unterhaltsamen Partie für die Entscheidung und sicherte dem BVB den sechsten Pflichtspielerfolg nacheinander im neuen Jahr. Der lange gleichwertige Aufsteiger aus Bremen bleibt im Mittelfeld des Klassements.

Im Vergleich zum 2:1 im DFB-Pokal-Achtelfinale am Mittwoch beim VfL Bochum stellte Dortmunds Trainer Edin Terzic seine Startelf auf fünf Positionen um. Unter anderem begann Pokal-Siegtorschütze Marco Reus. Bei Werder fehlte Kapitän Marco Friedl in der Abwehr wegen seiner fünften Gelben Karte, dafür kehrte Mitchell Weiser nach seiner Gelbsperre wieder auf die rechte Seite zurück. Vor 42 100 Zuschauern übernahmen die Gäste die Spielkontrolle, kombinierten sehenswert. Die Bremer konzentrierten sich erst einmal auf die Defensive und ließen dem BVB wenig Raum. Raphael Guerreiro prüfte Werder-Keeper Jiri Pavlenka erstmals (9.). Der in der Anfangsphase auffällige Julian Ryerson verpasste mit einem Schuss nur knapp das Tor der Bremer (12.).

Nach 20 Minuten entdeckten die Gastgeber auch das Offensivspiel für sich. Nach einer Weiser-Flanke testete Ryerson unabsichtlich BVB-Torwart Gregor Kobel (21.). Eine Minute später entschärfte Kobel Weisers Schuss von der Strafraumgrenze. Nach einem Foul von Leonardo Bittencourt musste Sturm-Talent Youssoufa Moukoko dem Anschein nach mit einer Knöchelverletzung vom Platz, der Franzose Sébastien Haller ersetzte ihn (29.).

Nach der Pause besann sich der BVB wieder auf seine Angriffsqualitäten ähnlich der Anfangsphase der ersten Halbzeit. Schon Sekunden nach Wiederanpfiff scheiterte Reus an Pavlenka. Auch bei der besten Dortmunder Chance durch Jude Bellingham aus kurzer Distanz reagierte der Tscheche in seinem 200. Pflichtspiel für Werder grandios (50.).

Zwei Minuten später ein Schreckmoment: BVB-Verteidiger Nico Schlotterbeck und Weiser rasselten zusammen. Beide Spieler mussten mehrere Minuten behandelt werden, eher sie weiter spielen konnten. Weiser lief dabei mit einem Turban auf.

Nach der erneut starken Anfangsphase der Dortmunder waren die Bremer wieder gleichwertig und suchten den Weg weiter nach vorne. Als sie alles unter Kontrolle zu haben schienen, fiel der Treffer für die Gäste durch Bynoe-Gittens. Werder bemühte sich zwar, kam aber nur noch selten in gefährliche Positionen. Als Brandt zum 2:0 traf, war die Entscheidung gefallen. Ein Werder-Wunder wie im Hinspiel in Dortmund fiel diesmal aus.

SC Freiburg – VfB Stuttgart 2:1 (0:1)

Der SC Freiburg gehört auch weiterhin zur Spitzengruppe und vergrößert die Abstiegssorgen des VfB Stuttgart. Beim 2:1 (0:1)-Heimsieg drehten die Breisgauer ohne ihren gesperrten Trainer Christian Streich das Spiel mit zwei Treffern vom Punkt. Chris Führich brachte den VfB nach einer halben Stunde in Führung, ehe Vincenzo Grifo bei zwei Elfmetern die Nerven behielt (60./84.). Jeweils entschied der Unparteiische Sascha Stegemann erst auf Foul, nachdem sich der Videoschiedsrichter zu Wort gemeldet hatte.

Die Stuttgarter schweben durch die Niederlage weiterhin in Abstiegsgefahr und warten nicht nur seit dem 11. Dezember 2021 auf einen Sieg in der Fremde. Unter Trainer-Rückkehrer Bruno Labbadia haben sie in fünf Liga-Spielen auch noch nicht gewinnen können. Anstelle von Streich stand dessen Co-Trainer Lars Voßler an der Seitenlinie.

Bei den Freiburgern fehlte auch Daniel-Kofi Kyereh. Der Offensivspieler hatte sich im Training einen Kreuzbandriss zugezogen. Aber auch der VfB musste einen kurzfristigen Ausfall verkraften. Stammtorhüter Florian Müller konnte aufgrund von Magenproblemen nicht zwischen den Pfosten stehen. Er wurde von Fabian Bredlow ersetzt, der sich nach nicht einmal einer halben Minute zum ersten Mal beweisen durfte. Auch in der elften Minute war der Schlussmann bei seinem dritten Saisoneinsatz reaktionsschnell zur Stelle.

In der Offensive traten die Gäste zunächst kaum in Erscheinung. Die ersten harmlosen Versuche unternahm Borna Sosa. Der kroatische WM-Dritte brachte bei seinem Startelf-Comeback binnen weniger Minuten einige Flanken in den Strafraum, die für die SC-Hintermannschaft aber kein Problem darstellen. Besser machte es Führich in der 30. Minute, als er aus der Distanz abschloss. Der 25-Jährige war in den vergangenen Wochen immer wieder wegen falscher Entscheidungen kritisiert worden. Bei seinem Führungstreffer traf er aber die richtige, Mark Flekken im Freiburger Tor war machtlos. Die Freiburger zeigten sich vom Rückstand unbeeindruckt. Labbadia spürte, dass seine Mannschaft immer mehr unter Druck geriet. Er forderte seine Spieler lautstark auf, wieder aktiver am Spiel teilzunehmen.

Aber auch nach der Pause blieben die Freiburger gefährlicher. Michael Gregoritsch stand bei seinem vermeintlichen Ausgleichstreffer jedoch im Abseits, wie auch der Videoschiedsrichter bestätigte (51.). Wenig später schaltete sich der VAR erneut ein. Diesmal bekamen die Breisgauer einen Strafstoß zugesprochen. Grifo verwandelte, obwohl Bredlow in die richtige Ecke sprang, und in der Schlussphase ließ Grifo den SC-Anhang erneut jubeln. Eng wurde es noch einmal bei einem Freistoß von Sosa, der jedoch an der Latte scheiterte.

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