Mittwoch, 27.November 2024 | 20:50

Bibliothekssterben: Verband fordert Politik zum Handeln auf

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Das Bibliothekssterben in Mecklenburg-Vorpommern geht weiter: Gab es 2012 noch 106 öffentliche Bibliotheken im Land, schrumpfte die Zahl laut Landesbibliotheksverband bis 2017 auf 98. Aktuell liege sie bei 94. Es gebe immer mehr weiße Flecken, sagte Anja Mirasch vom Vorstand des Verbandes der Deutschen Presse-Agentur. Im vergangenen Jahr seien die Stadtbibliotheken in Grimmen und Strasburg geschlossen worden, zum 1. Januar 2023 jene in Grabow.

Der Verband sieht die Entwicklung mit großer Sorge und forderte Landes- und Kommunalpolitik auf, gegenzusteuern und eine Bibliotheksentwicklungsplanung auf den Weg zu bringen. „Die Bibliotheksschließungen sind mit dem im Koalitionsvertrag des Landes beworbenen Aufbruch 2030, der unter anderem für ein sozial gerechtes und nachhaltiges MV stehen soll, nicht vereinbar“, betonte Mirasch. Bibliotheken seien wichtige Ankerpunkte in der Grundversorgung des ländlichen Raums mit Bildungs-, Medien- und Kulturarbeit.

Als entscheidende Schließungsgründe in den jüngsten Fällen hätten die Kommunen unter anderem die gesunkene Nachfrage in der Corona-Zeit angegeben, sagte Mirasch. Die Nutzerzahlen der Corona-Jahre 2020 und 2021 dürften jedoch aufgrund der pandemiebedingten zeitweisen Schließungen keine Grundlage für strategische Entscheidungen sein.

„Die Stadtbibliothek Greifswald zum Beispiel war im ersten Corona-Jahr 2020 nur knapp sechs Monate geöffnet“, sagte Mirasch, die diese Bibliothek leitet. „2021 war der Betrieb für weitere vier Monate durch verkürzte Öffnungszeiten und Zugangsbeschränkungen eingeschränkt.“ Landesweit seien 2021 nur knapp 712.000 Bibliotheksbesucher gezählt worden, 2017 seien es mit 1,64 Millionen mehr als doppelt so viele gewesen. Auch die Entleihungen seien pandemiebedingt gesunken.

Inzwischen nehme das Interesse wieder deutlich zu, etwa nach Bibliothekseinführungen und Veranstaltungen in der Bibliothek. Allein die Stadtbibliothek Greifswald habe im vierten Quartal des vergangenen Jahres 156 Veranstaltungen durchgeführt. Die wichtige pädagogische Arbeit mit Kitas und Grundschulen erfordere allerdings eine stabile und ausreichende personelle Ausstattung. „Potenzial für weiteres Wachstum ist vorhanden, die Kapazitätsgrenzen und Möglichkeiten vieler Kommunen sind jedoch ausgeschöpft.“

Einen Sonderweg gehe die Stadtbibliothek Schwerin mit der Unterstützung durch Ehrenamtliche. Seit zehn Jahren begleite der Freundeskreis bestehende Veranstaltungsformate und entwickele neue Formate, wie das wöchentlich stattfindende „Lesezauberland“.

Mirasch warnte davor, die öffentlichen Bibliotheken als bloße „Ausleihstationen“ zu sehen. Sie hätten sich in den vergangenen Jahren zu Begegnungs- und Austauschorten gewandelt. „Genauer gesagt, sind sie neben dem Wohnzimmer und dem Arbeitsort der dritte Ort, an dem Medien- und Informationskompetenz im Mittelpunkt stehen“, sagte Mirasch. Neben der physischen Präsenz sei ein starkes digitales Angebot, wie die Onleihe und das Streaming von Filmen, wichtig.

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