Mittwoch, 27.November 2024 | 17:33

Einstellungszahl in „Stadtgröße“ Bahn will 25.000 Jobs neu vergeben

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Noch mehr Verspätungen und einem schlechteren Ruf will die Deutsche Bahn mit mehr Personal entgegenwirken: Tausende Stellen sollen 2023 neu besetzt werden – vom Zugführer bis zum Datenexperten. Das lässt sich der Konzern viel Geld kosten.

Tausende neue Beschäftigte sollen in diesem Jahr bei der Deutschen Bahn anfangen – und vor allem für Entlastung im angespannten Bahnbetrieb sorgen. „Wir werden auch in diesem Jahr an Einstellungszahlen anknüpfen, die der Größe einer Stadt entsprechen“, sagte Konzern-Personalvorstand Martin Seiler in Berlin. Konkret heißt das: Mehr als 25.000 neue Beschäftigte sollen kommen. Die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter soll damit unterm Strich um rund 9000 wachsen.

Lokführer, Fahrdienstleiter, Instandhalter, Bauüberwacher, aber auch Elektroniker, IT- und Datenexperten werden gesucht – und dringend gebraucht. Etwa im täglichen Zugbetrieb: „Wir haben im letzten Jahr eine Phase gehabt, in der wir hohe Corona-Ausfälle hatten und hohe Krankheitsstände vor allem bezogen auf Erkältungen“, sagte Seiler. In manchen Regionen kämpfte der Konzern an einzelnen Tagen mit Krankenständen von mehr als 30 Prozent. Im längerfristigen Durchschnitt liege die Quote derzeit bei sieben Prozent, sagte Seiler. Das seien ein bis zwei Prozentpunkte mehr als normalerweise.

Fahrgäste mussten deshalb zahlreiche Verspätungen und Zugausfälle in Kauf nehmen. Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) kritisierte die daraus resultierende hohe Belastung für die Beschäftigten und bemängelte die Personalpolitik der Bahn. Mit dem geplanten 49-Euro-Ticket im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) dürften noch mehr Menschen in Bussen und Bahnen unterwegs sein.

Mehr Mitarbeiter werden auch im Baubereich gebraucht. Der schlechte Zustand der Infrastruktur ist einer der Hauptgründe für die zahlreichen Verspätungen, für die die Bahn oft kritisiert wird. Ab Ende 2024 sollen deshalb nach und nach wichtige Streckenkorridore gesperrt und innerhalb weniger Monate generalsaniert werden. Entsprechend groß ist der Bedarf an Fachkräften wie Bauüberwachern oder Ingenieurinnen und Ingenieuren.

„Wir müssen auf der anderen Seite aber auch daran arbeiten, den Personalbedarf als solchen zu verringern“, betonte Seiler. Es müsse geschaut werden, an welcher Stelle Prozesse automatisiert und digitalisiert werden könnten. Auch dafür brauche es entsprechend ausgebildete Fachkräfte. Doch der hohe Personalbedarf trifft auf einen immer engeren Arbeitsmarkt, über den unzählige Branchen seit Jahren klagen. „Der Arbeitskräftemangel hat sich durch die Pandemie aus unterschiedlichsten Gründen verstärkt“, sagte Seiler.

Auch Studienabbrecher im Blick
Seit einigen Jahren rekrutiert die Bahn deshalb verstärkt im Ausland und will nun gezielt etwa auch Studienabbrecher in den Blick nehmen. Ab der kommenden Woche startet der Konzern zudem eine neue Kampagne zur Werbung neuer Mitarbeiter. Der Slogan: „Was ist dir wichtig?“ Flexible und familiengerechte Arbeitszeiten, keine Büropflicht – in Zeiten angespannter Arbeitsmärkte rücken vor allem die Bedürfnisse potenzieller neuer Mitarbeiter in den Fokus.

Das betrifft auch die Bezahlung. Ende Februar steht die nächste Tarifrunde mit der EVG an. „Man muss kein großer Hellseher sein, um zu sehen, dass wir es mit einer hohen Forderung zu tun bekommen werden“, sagte Seiler. Gleichzeitig kämpfe der Konzern mit hohen Kostensteigerungen etwa bei Energie und im Bau. „Für uns wird es darauf ankommen, beides in ein ausgewogenes Maß zu bringen“, betonte er.

Weltweit beschäftigte der Konzern Ende Juni 2022 mehr als 338.600 Menschen, davon rund 220.500 in Deutschland. Im vergangenen Jahr hat die Bahn eigenen Angaben zufolge rund 28.000 neue Beschäftigte eingestellt. Unterm Strich wuchs dadurch die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter um rund 5000, weil im selben Zeitraum Tausende Beschäftigte das Unternehmen verließen, etwa um in Rente zu gehen. Daran will die Bahn nun anknüpfen. Leicht wird das nicht.

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