Trickbetrüger haben in Mecklenburg-Vorpommern 2022 bisher so viel Geld erbeutet wie noch nie. Wie aus einer Aufstellung des Landeskriminalamtes MV in Rampe bei Schwerin hervorgeht, verloren die in den meisten Fällen älteren Opfer bis Mitte Dezember bereits insgesamt 3,8 Millionen Euro. Das sind rund 800.000 Euro mehr als im bisherigen Rekordjahr 2021 und fast doppelt so viel wie 2020.
Dabei gehen die Betrüger inzwischen noch professioneller vor: Die Zahl der Versuche habe mit knapp 3000 Fällen nur leicht zugenommen, im gesamten Jahr 2021 waren es 2800 Versuche. Dabei erhielten die Täter aber in mehr als 570 Fällen Geld, was einer „Erfolgs-Quote“ von 19,1 Prozent entspricht. Diese hatte in Vorjahren nur halb so hoch gelegen. Als einen Grund für die Entwicklung sieht das LKA die sogenannten WhatsApp-Betrugsfälle.
„Diese Masche hat den klassischen Enkeltrick, bei dem das Opfer am Telefon aufwendig getäuscht und überredet wird, zu großen Teilen abgelöst“, sagte ein Polizeisprecher. Über WhatsApp oder SMS und WhatsApp würden inzwischen in 42 Prozent aller Fälle die ersten Kontakte geknüpft. Dabei geben sich die unbekannten Absender als nahe Angehörige aus und teilen mit, dass sich ihre Mobilfunknummer plötzlich geändert habe. In der Folge kommt die Bitte, dass die Angerufenen bitte Überweisungen übernehmen sollen, weil das mit dem neuen Handy noch nicht gehe.
Von allen Maschen haben laut LKA die falschen Polizisten oder Anwälte – oft mit einem sogenannten Schockanruf über einen schlimmen Unfall eines nahen Angehörigen, der nun Kaution braucht – mit 627.000 Euro am meisten erbeutet. Das entspreche etwa 21.600 Euro pro Fall. Es folgten falsche Bankmitarbeiter mit 15.000 Euro pro gelungenem Versuch und die Liebesbetrüger. Diese erbeuteten knapp 300.000 Euro, was 12.400 Euro pro Fall entspricht.
Um Senioren für Trick-Betrüger zu sensibilisieren, hatte das Polizeipräsidium Neubrandenburg eine Info-Kampagne gestartet. Der Slogan der Kampagne lautet „Ein Anruf reicht“. Damit wird darauf hingewiesen, dass bereits ein Anruf genüge, um an das gesamte Geld der Opfer zu gelangen. Zugleich reiche aber auch ein Anruf bei Angehörigen oder der echten Polizei aus, um den Betrug auffliegen zu lassen.