Sozialministerin Stefanie Drese (SPD) hat die Unternehmen in Mecklenburg-Vorpommern aufgefordert, bei der Besetzung offener Stellen auch älteren oder behinderten Arbeitnehmern eine Chance zu geben.
„Es passt nicht zusammen, dass vielfach über einen Arbeitskräftemangel geklagt wird und gleichzeitig von gut 3000 privaten Arbeitgebern in Mecklenburg-Vorpommern mit 20 und mehr Beschäftigten über 700 Unternehmen keinen schwerbehinderten Menschen angestellt haben“, sagte Drese am Dienstag in Schwerin nach einem Treffen mit Markus Biercher. Er ist seit August Chef der Regionaldirektion Nord der Bundesagentur für Arbeit.
Zwei Drittel der etwa 4000 arbeitslosen Menschen mit Behinderung hätten eine abgeschlossene Berufsausbildung. Der Anteil gut qualifizierter Kräfte liege damit über dem Durchschnitt aller Arbeitslosen. „Menschen mit Behinderungen haben große Potenziale, die Arbeitgeber viel stärker als bisher erkennen und nutzen sollen“, mahnte Drese. Zugleich machte sie auf Förderangebote und Eingliederungshilfen aufmerksam. So gebe es unter anderem Zuschüsse zur behinderungsgerechten Einrichtung von Arbeits- und Ausbildungsplätzen sowie für technische Arbeitshilfen und auch für spezielle Fortbildungen und Schulungen. Detaillierte Informationen gebe es von der Bundesagentur für Arbeit und vom Integrationsamt des Landesamtes für Gesundheit und Soziales (Lagus).
Laut Gesetz sind private und öffentliche Arbeitgeber mit mindestens 20 Beschäftigten verpflichtet, mindestens fünf Prozent ihrer Arbeitsplätze mit Schwerbehinderten zu besetzen. Dies betrifft laut Sozialministerium in Mecklenburg-Vorpommern etwa 3300 Arbeitgeber. Doch nur die Hälfte erfülle die Maßgabe vollständig, die andere Hälfte nur teilweise oder gar nicht und zahle eine sogenannte Ausgleichsabgabe, hieß es. Agentur-Chef Biercher verwies auf das vielfach noch ungenutzte Potenzial älterer Arbeitnehmer. So seien derzeit 8250 Menschen, die 60 Jahre und älter sind, arbeitslos gemeldet. Gut 80 Prozent davon besäßen einen Berufsabschluss.
Und doch gebe es gegenüber dieser Altersgruppe Vorbehalte. Biercher forderte „ein neues Altersbild, das Lebenserfahrung, Praxiswissen, Engagement und Loyalität anders gewichtet“. Gleichzeitig gelte es, die betrieblichen Rahmenbedingungen anzupassen, etwa durch betriebliches Gesundheitsmanagement und altersgerechte Arbeitsplatzgestaltung.